5. Dezember
Frank Sinatra: A Jolly Christmas From Frank Sinatra (Capitol, 1957)
Auf der Coverrückseite des Original-Art-Work liest man, dass Frank Sinatra die genau richtige Wahl für ein solches Album sei, die Brücke gekonnt schlagen zu können auf Plattenseite 1 junge, populäre Weihnachtslieder zu interpretieren und auf Seite 2 die traditionellen, festlichen Lieder aus der Kirche zu singen. Es war nicht das erste Mal, dass er Weihnachtslieder aufnahm (1948 erschien "Christmas Songs by Sinatra" als Schellack bei Columbia Records), aber es war sein erstes full-length Weihnachtsalbum, und es sollte auch nicht sein letztes bleiben – drei weitere folgten: "Have Yourself a Merry Little Christmas" (mit diversen Gaststars, Reprise, 1963), "12 Songs of Christmas" (mit Bing Crosby, Reprise, 1964), sowie "The Sinatra Family Wish You a Merry Christmas" (mit Nancy Sinatra, Tina Sinatra und Frank Sinatra jr., Reprise, 1968).
"A Jolly Christmas From Frank Sinatra" war das neunte Album beim Capitol Label, wobei sämtliche Arrangements von Gordon Jenkins stammen. Gesangliche Unterstützung erhielt Ol’ Blue Eyes zudem mit den Backgroundstimmen der Ralph Brewster Singers. Das Album erschien zunächst (wie üblich in jener Zeit) in Mono, einige Jahre später dann auch in einer "duophonic" Version und – bis heute – in unterschiedlichen Aufmachungen. Die Tracklist mit den ursprünglichen 12 Liedern blieb gleich, bei späteren Neuauflagen finden sich mitunter noch zusätzliche Songs drauf – auf Discogs finden sich unter diesem Album-Titel bzw. als "The Sinatra Christmas Album" (wie es ab 1965 auch hieß) insgesamt 167 Versionen. Um der Unübersichtlichkeit der Vielzahl an Weihnachtsaufnahmen von The Voice Abhilfe zu schaffen, hier die Original-Tracklist des Albums:
A1 Jingle Bells
A2 The Christmas Song (Merry Christmas To You)
A3 Mistletoe And Holly (Frank Sinatra wird hier als Co-Komponist genannt, zugleich war es die Single-Auskopplung des Albums.)
A4 I'll Be Home For Christmas (If Only In My Dreams)
A5 The Christmas Waltz
A6 Have Yourself A Merry Little Christmas
B1 The First Noel
B2 Hark! The Herald Angels Sing
B3 O Little Town Of Bethlehem
B4 Adeste Fideles
B5 It Came Upon A Midnight Clear
B6 Silent Night
Definitiv ein Weihnachtsalbum, das man kennen sollte. (Diana zum Geburtstag gewidmet.) //
6. Dezember
Sabrina Carpenter: Fruitcake EP (Island, 2023)
2024 war ein gutes Jahr für Sabrina Carpenter. Im April veröffentlichte sie mit "Espresso" eine Single, die zu den größten Hits dieses Jahres zählt, ebenso wie die Nachfolgesingle "Please, Please, Please", die im Juni erschien. Im August veröffentlichte sie schließlich ihr sechstes Album "Short n’ Sweet", was mit mehr als eineinhalb Millionen verkaufte Alben ebenfalls zum außerordentlichen Erfolg wuchs. Seit 6.12.2024 gibt es eine Neuauflage ihrer Weihnachts-EP "Fruit Cake" vom Vorjahr in limitierter Auflage als Fruitpunch Vinyl, sowie als Olive Green Vinyl + Postcard, die sich geradezu hervorragend eignen zur Bescherung die Sammlung rarer Vinylscheiben zu erweitern.
Die EP beginnt mit einer Neudeutung ihres früheren Hits "Nonsense" (vom 2022er-Album Emails I Can't Send) und heißt jetzt (mit entsprechend neuen Textteilen) "Nonsense Christmas". Da heißt es z.B. "I might change your contact to ’Has a Huge North Pole’”, oder auch "I’m talkin’ deckin’ all the halls / I’m talkin’ spikin’ eggnog / I’m talkin’ big snowballs”. Das zweite Lied, "Buy Me Presents" vermittelt das real good feelin’ von Weihnachtsromanzen, und dennoch bietet der Song eine Überraschung, da hier tatsächlich ein (wenn auch nur kurzes) Saxofon-Solo vorkommt, was im gegenwärtigen Pop für die (sehr breite) Masse als echte Rarität gewertet werden kann. Die Pop-Ballade "Santa Doesn’t Know You Like I Do" bewegt sich wiederum in der Vertrautheit von 1980er/1990er-Soundklischees.
Zurück in eine mögliche Zukunft des Pop führen schließlich die letzten drei Lieder auf der EP. Das sparsam arrangierte "Cindy Lou Who" erzählt die Geschichte jener Ortsbewohnerin von Whoville, die sich für den Grinch einsetzt und ihm hilft, die Vergangenheit zu verarbeiten. Eine schöne Piano-Ballade, zartbitter statt zuckersüß. Als musikalischer Höhepunkt der EP erweist sich der stark retrolastige Disco-Pop Beat von "Is it New Year’s Yet?", der einerseits zum Tanzen einlädt und andererseits Rache, Herzschmerz und weihnachtlichen Pessimismus besingt, Old-School-Rap Einlage inklusive. Very tricky. Fehlt nur noch der Rausschmeißer, der Bing-Crosby-Signature Song "White Christmas", bei Sabrina Carpenter als "White Xmas" firmierend. Eine sehr eigenständige Version mit unerwartetem Ausgang. Ein echter Gewinn. Alles in allem sehr schön anzuhören diese EP, vor allem, wie erwähnt, die letzten drei Lieder. Hat was. Kann was. //
7. Dezember
Cheap Trick: Christmas Christmas (Big Machine, 2017)
Wenn man einen Glühwein oder Weihnachtspunsch zu viel intus hat, kann es schon vorkommen, dass man einiges doppelt sieht oder vielleicht sogar aufzählt. "Christmas Christmas" ist ein Cheap Trick von Cheap Trick und das Album für die nächste Weihnachts-Party Partie.
Eine Woche, nachdem die US-amerikanische Band Cheap Trick aus Rockford in Illinois ihr 17. Studio-Album "Bang, Zoom, Crazy... Hello" veröffentlichten, wurden sie in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Das war im Jahr 2016 und bis dahin verkauften sich Ihre Alben weit über 20 Millionen mal. Im Jahr darauf brachte die Band der Herren Robin Zander, Rick Nielsen und Tom Petersson zwei weitere Alben raus, "We're All Alright!" und "Christmas Christmas".
Ein lautes Rock-Album, das die stillste Jahreszeit besingt. Kann das gut gehen? Es kann. Mit Abstrichen. Drei Eigenkompositionen stehen neun Fremdkompositionen gegenüber, darunter (wenig verwunderlich) ein Lied aus Österreich, sowie jeweils ein Song von Ray Davies (The Kinks), Harry Nilsson, Slade, Ramones, Roy Wood (Wizzard), Chuck Berry, Charles Brown und eines aus der Comedy-Serie Saturday Night Life.
Das Album zelebriert im klassischen Sinne nicht eine Weihnachtsseligkeitsstimmung, sondern vielmehr eine Party-Ausgelassenheit. Dementsprechend passen die Lieder sehr gut in die Vorweihnachtszeit, in der sich eine Weihnachtsfeier nach der anderen reiht. Die Höhepunkte sind die eigenen Songs "Merry Christmas Darlings“ zum Einstieg und der Titelsong als Rausschmeißer, sowie "Remember (Christmas)" von Harry Nilsson. Der Rest ist guter bis sehr guter Power-Pop-Rock-and-Roll mit vielen eingängigen Melodien, jedoch mit einer Spur zu wenig weihnachtlichen Effekten, was dennoch dem Spaß keinen Abbruch leistet. Das Weihnachtsalbum von Cheap Trick gibt es auf CD und auf Vinyl, beide sind nicht mehr ganz einfach und günstig zu erwerben, vor allem die Vinyl-Ausgabe zählt mittlerweile als Rarität. //
8. Dezember
Nils Landgren: Christmas With My Friends VIII (ACT, 2023)
"Ich freue mich wie ein Kind bei der Bescherung an Heilig Abend", erzählte mir einmal der Posaunist und Sänger Nils Landgren aus Schweden, als seine Album-Reihe "Christmas With My Friends" noch recht jung war. 18 Jahre später hält sein Album-Konzept bei acht Alben, die es allesamt auch auf Vinyl gibt, wobei die ersten fünf Folgen ausschließlich in der schmucken Vinyl-Box Christmas With My Friends – The Jubilee Collection erhältlich ist, die nur sehr schwer zu bekommen ist und dementsprechend lange bereits auf meiner persönlichen Wunschliste steht.
Das aktuelle Album mit der Nummer VIII hält das hohe Niveau wie alle anderen Vorgänger-Alben, was mittlerweile niemandem mehr wundern sollte, der eines dieser Alben kennt und zu schätzen weiß. Alle zwei Jahre packt Nils Landgren seine rote Weihnachtsposaune aus und lädt Freund*innen zum gemeinsamen Musizieren ein. Bei der achten Ausgabe mit dabei sind Clas Lassbo (Bass), Johan Norberg (Gitarre), Jonas Knutsson (Saxofon), Ida Sand (Piano, Gesang), sowie die Sängerinnen Jeanette Köhn, Jessica Pilnäs und Sharon Dyall. Bunt ist nicht nur das Album-Cover, sondern auch die Auswahl der Lieder, die von klassischen Weihnachtsliedern bis hin zu Christmas-Songs aus der großen, weiten Pop- und Jazzwelt reichen. Evergreens und Raritäten wechseln sich dabei ebenso ab, wie die Herkunftsländer der Songs unterschiedlich sind.
Während z.B. auf "Christmas With My Friends VI" eine wunderschöne Version von "Little Drummer Boy/Peace On Earth" (Bing Crosby und David Bowie) zu hören ist und ein paar Lieder danach "I Have A Dream" von ABBA in ungewohnt unkitschigem Glanz strahlt (und sich tatsächlich wie ein Weihnachtslied anfühlt), wird auf dem aktuellen achten Weihnachtsalbum u.a. Elvis Presley Tribut gezollt. Nils Landgren: "Als wir alles eingespielt hatten, sagte Ida Sand: Was ist mit Blue Christmas? Und so startet das Album mit dem gleichnamigen, wundervoll dahinrollenden Blues von Bill Hayes und Jay Johnson, den einst Elvis Presley berühmt gemacht hat." Dennoch leuchtet das Album-Cover nicht in blauer Farbe, sondern in Orange, und auch das hat seinen guten Grund. Nochmals Nils: "Ich war als Kind nicht scharf auf Geschenke. Mehr interessiert war ich an dem Essen, das es zu dieser Jahreszeit gab und mein Weihnachten ausmachte: Meine Mutter Margareta brachte einen großen Sack voller frischer Orangen. Ich erinnere mich noch immer daran, wenn ich die erste Orange schälte und dann den Duft und den wundervollen Geschmack genoss. Deshalb leuchtet das Cover von Christmas With My Friends VIII nun auch ganz in Orange." //