LUM!X und Pia Maria Interview ESC 2022

Das LUM!X und  Pia Maria Interview zum Eurovision Song Contest 2022 und ihrem Beitrag "Halo".

"Let me be your halo / 'Cause we've been through hell and back in only one night / Let me be your halo/ 'Cause heaven can't wait for us to finish the fight", heißt es im Refrain jenes Liedes, das 2022 Österreich beim Eurovision Song Contest (ESC) in Turin vertritt. Dargeboten wird "Halo" vom jungen Künstler-Duo LUM!X und Pia Maria. Luca Michlmayr (*2002) ist DJ und Musikproduzent und konnte sich bereits mit seiner ersten Single "Monster" in den europäischen Charts platzieren. Mit über 400.000 verkauften Einheiten alleine in Deutschland und mit über 70 Wochen in den deutschen Single-Charts gehört "Monster" zu den Liedern, die am längsten in den deutschen Singlecharts verweilten. Pia Außerlechner (*2003) wiederum schreibt seit ihrem 16. Lebensjahr eigene Songs, "Halo" ist ihre erste Veröffentlichung. Im Interview sprachen wir nicht nur über den Song, sondern auch über Nervosität, positive Motivation und die Corona-Pandemie.

LUM!X und Pia Maria Interview 

Kulturwoche.at: Wie schauen die Vorbereitungen bis zum Eurovision Song Contest aus?

LUM!X: Ganz viel Radio-Promo oder Interviews wie das hier jetzt, also im Sinne von, jeder Künstler will expandieren. Pia z.B. ist innerhalb einer Woche von Null auf Hundert gekommen, und der Song läuft super, wir sind mega happy, wie es funktioniert.

Pia Maria: Das ist echt arg, wie das jetzt alles aufgegangen ist, und vor allem so schnell. Für mich ist das ja jetzt generell etwas komplett Neues und ich bin überwältigt von allem.

Wie ist das Lied entstanden? Die Idee dahinter, wieder Partys feiern zu können und allgemein das Leben zu genießen, ist schon klar, aber sozusagen das Konzept des Liedes - wie seid ihr da herangegangen?

LUM!X: Beim Lied, das hast du schon gut angesprochen, ist es genau um die Stimmung gegangen, die wir einfangen wollten und haben uns dann auf einen Uptempo- Song entschieden. Der Song hat am Anfang mehrere Facetten gehabt. Wir haben es dann etwas komprimierter in diese Fassung gebracht. Im Endeffekt habe ich mich in der Produktion für 80’s/90’s Kick ’n Bass entschieden, weil es am coolsten war, am frischesten und trotzdem diesen Song Contest Flair noch in sich trägt. Dann ist Pia mit der Stimme dazu gekommen - das war eigentlich schon der Prozess vom ganzen Song, der sich letzten Endes über ein ganzes Jahr gezogen hat, von der ersten Idee bis jetzt.

Für dich, Pia, wie ist das Lied zu singen? Es scheint mir sehr schwierig zu sein zu singen…

Pia Maria: Es ist eine sehr kraftvolle Stimme, die das Lied verlangt und auch braucht. Ich finde es eine Herausforderung aber auch richtig, richtig cool. Die eine Seite des Liedes, das kraftvolle, einfach rauszulassen, was jetzt jeder versteckt und daheim nur in den Polster geschrien hat. Ich kann das jetzt auf der Bühne rauslassen, und mein Bestes geben. Die Kraft, die ich habe, zeigen. Deshalb bin ich voll bereit für das Ganze. Ich versuche mich nicht zu sehr zu stressen und unter Druck zu setzen, weil unter Druck geht dann eh noch weniger - ich muss da einfach gelassen hingehen und die Freude sehen, die wir jetzt haben.

Habt ihr eine Art Mental Coaching, um Nervosität unterdrücken zu können weil der ESC ja ein extrem großes Publikum hat, oder seid ihr so cool, dass ihr, egal vor welcher Publikumsgröße, eh nicht nervös seid?

LUM!X: Ich hab ja auch schon vor Leuten gespielt, vor ca. 10.000 war das größte. Man hat das bei Fernsehauftritten zwar im Hinterkopf, aber ich konzentriere mich rein auf die Menschen vor Ort. Das heißt, ich vergesse die Millionen die zusehen und interagiere mit dem Live-Publikum. Umso besser kommt es dann auch im Fernsehen rüber. Das werde ich auch Pia mit auf den Weg geben: Vergiß die 200 Millionen vor dem Fernseher, hab Spaß mit den ca. 15.000, die im PalaOlimpico in Turin sein werden, und das reicht schon. Wenn du Spaß hast, haben die auch Spaß, und wir haben nichts zu verlieren. Das ist das einzige Mental Coaching, das wir brauchen.

Pia Maria: Da kann ich Luca nur komplett zustimmen. Auch wenn jemand von uns kleine Zweifel hat oder wenn es nur ein blöder Gedanke ist - wir reden darüber und es pusht einfach der andere. Das ist Gold wert.

Welche Bedeutung hat der Eurovision Song Contest generell für euch beide? Habt ihr euch mit der ESC-Geschichte beschäftigt und habt ihr euch alte Lieder angehört oder ist das kein Thema für euch?

Pia Maria: In meiner Familie, seit ich Kind bin, haben wir immer ESC geschaut, wir haben immer Kino-Abende daraus gemacht und mitgefiebert. Es entspricht eigentlich echt vielen Erinnerungen meiner Kindheit. Sehr vielen.

LUM!X: Meine Familie war auch immer Fan. Papa vor allem und die ganze Familie hat geschaut. Wir haben ein paar Sachen nachgeholt, die mein Papa als wichtig empfindet, musikkulturell zu wissen, z.B. der Waterloo-Auftritt von ABBA 1974. ich interessiere mich allgemein sehr für die Musikgeschichte und der verschiedenen Genres. Ich höre von den 1960er Jahren bis in die Gegenwart quer durch die Bank alles, insofern ist mir auch der eine oder andere Eurovision Song bereits untergekommen.

Generell gefragt: Ist der Musikerberuf euer Traumberuf?

Pia Maria: Ja. Definitiv ja. Mir hat es einfach immer schon sehr viel bedeutet mit Musik und Worten die Leute so extrem zu berühren, dass man Gefühle auf einem anderen Level erlebt. Ich bin ein total sensitiver Mensch und deswegen fühle ich Musik auch so stark. Ich bin dann komplett woanders. Seit ich denken kann habe ich es geliebt mich in Musik auszudrücken. Ich will natürlich versuchen, da komplett dranzubleiben und was draus zu machen.

LUM!X: Bei mir war es sehr bald klar, dass ich das unbedingt machen will. Ich habe zum Glück sehr früh die Möglichkeit bzw. die Aussicht darauf gehabt, dass es funktionieren kann. Nach der Matura bin ich nach Italien gezogen und habe mein Hobby zum Beruf gemacht und bin seitdem Vollzeit.

Wie habt ihr eigentlich zueinander gefunden?

LUM!X: Der Song ist prinzipiell nicht mit Pia als Sängerin entstanden. Sie ist dazu gekommen, wie wir eine österreichische Sängerin gesucht haben. Mir ist gesagt worden - ich war leider nicht im Studio dabei wegen Corona - dass es gleich der erste Take war. Ich habe Gänsehaut bekommen, wie ich es gehört habe. Wir haben uns erstmals bei einem Videodreh getroffen und das hat gleich super gepasst, seither sind wir ein Team.

Pia Maria: Ja, voll. Ich glaube, das ist bei diesem Prozess auch mega wichtig, dass wir uns so gut verstehen.

Wie wichtig ist es prinzipiell gesellschaftspolitische Themen zu vermitteln?

LUM!X: Wir haben gesagt, wir halten uns prinzipiell aus politischen Themen raus, weil wir sind Musiker. Was wir aber sagen ist, dass wir uns voll mit der Ukraine solidarisieren. Wir wissen auch, dass der ESC heuer überschattet werden wird vom Krieg. Uns ist wichtig, dass es wieder ins Lot kommt, dass Friede herrscht.

Wie waren die vergangenen zwei Pandemie-Jahre?

Pia Maria: Generell in der ganzen Corona-Zeit ist es mir ganz und gar nicht gut gegangen. Ich war eine, die in ein Loch gefallen ist, aber ich habe es wieder raus geschafft und ich bin so verdammt stolz darauf. Mir ist es wirklich echt schlecht gegangen. Ich hab oft nicht gewusst, ob ich irgendwie irgendwas überhaupt noch in meinem Leben machen werde. Das hat mir auch gezeigt, dass wir Menschen oft viel stärker sind als wir denken und uns oft selbst nur runterdrücken und das ist mit COVID noch verstärkt worden, weil einfach die ganze Lebensfreude nochmal weniger geworden ist. Deswegen liebe ich es auch, dass wir gerade mit diesem Lied die Leute zu motivieren versuchen und ich hoffe, dass es ein paar Menschen ein bisschen weiter nach oben schaffen mit Halo. Wenn das so ist, bin ich mega mega happy. //

 Interview, Text und Podcast-Produktion: Manfred Horak
Foto: ORF

Gefällt Ihnen der Artikel? Jeder Beitrag zählt!
paypal.me/gylaax
Kulturwoche.at ist ein unabhängiges Online-Magazin, das ohne Förderung von Bund/Stadt/Land bzw. Großsponsoring auskommt.

 

LUM!X und Pia Maria Interview Gylaax