Ein Editorial mit der Kernaussage "Glyphosat in der Endkonsequenz hat keine toxische Wirkung. Sie können Glyphosat trinken, da passiert ihnen nix."
Editorial
In der stets sehenswerten ZDF Nachrichtensatire heute-show mit Oliver Welke vom 10. Mai 2019 wurde ein gewisser Hr. Vogel (der heißt wirklich so) vom Landesbauernverband Sachsen in einem Ausschnitt gezeigt, der tatsächlich meint, Glyphosat könne man trinken, "da passiert ihnen nix". Und er hat freilich Recht, denn einen Grünen Knollenblätterpilz kann man ja auch essen. Bezüglich des trinkbaren Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat ließ sich der Sachsener wohl vom kanadischen Greenpeace-Gegner Patrick Moore überzeugen, der bereits einige Jahre zuvor bei einem Interview behauptete, das Glyphosat-haltige Mittel Roundup sei derart sicher, dass man es sogar trinken könne, konkret sagte er: "Man könnte ein ganzes Glas davon trinken, und es würde nichts ausmachen". Sein Interviewpartner fragte ihn darauf hin, ob er etwas davon trinken möchte, er habe etwas davon hier. Moore bejahte zunächst, lehnte aber dann doch ab und sagte: "Ich bin doch nicht blöd." Daraufhin der Reporter: "Also ist es gefährlich, ja?" Moore konterte erneut: “Nein, es ist nicht gefährlich für den Menschen“, und beendete das Interview mit den Worten: "Sie sind ein richtiger Trottel.“
In aktuellen Debatten hierzulande rund um die bevorstehende EU-Wahl sind sich mehr oder weniger alle Parteien einig, dass Glyphosat verboten gehört - nachdem die EU-Spitzenkandidaten Othmar Karas (ÖVP) und Claudia Gamon (NEOS) sich zunächst gegen ein Verbot ausgesprochen haben, sprechen sich nun zumindest die NEOS deutlich für ein Verbot aus. Zudem gibt es (wen wundert es?) widersprüchliche Abstimmungsverhalten in Sachen Glyphosat beim rechtsextremen Regierungspartner der ÖVP.. Während hierzulande und anderswo also noch hin und her überlegt wird, ob Verbot ja oder nein, ob trinkbar oder doch nicht so blöd, geht das fröhliche Pflanzen- und Tierartensterben unvermindert weiter, denn Glyphosat wirkt nicht-selektiv gegen Pflanzen, dies bedeutet, dass alle damit behandelten Pflanzen absterben.
Ums Trinken geht es auch in unserem fünften Teil unserer Artikel-Reihe #FridaysForFuture: Musik für eine bessere Welt. Darin rücken zwei Songs in den Fokus, die u.a. kontaminiertes Trinkwasser und Luftverschmutzung thematisieren. Eingeleitet wird der Artikel mit der Conclusio des UN-Berichts vom März 2019, die da lautet: Umweltschäden verursachen ein Viertel der weltweiten Todes- und Krankheitsfälle. Das Thema Erde behandelt auch der Filmemacher Nikolaus Geyrhalter in seinem gleichnamigen Dokumentarfilm, der am 17. Mai 2019 in Wien Premiere feiert. Wir baten Geyrhalter für ein ausführliches Interview vors Mikro, in dem dann Aussagen rauskamen wie: "Natürlich geht es nicht nur darum, dass der Planet überlebt, es wäre ja schön, wenn wir das auch täten." Und nein, so viel sei noch verraten, Optimist ist er keiner.
Ob Christian Ludwig Attersee ein Optimist ist, wurde nicht explizit nachgefragt, das Interview selbst spannte allerdings den Bogen an der Schnittstelle selten gehörter Musik, Malerei, Gesellschaftskritik und Wissensaneignung bis hin zu anekdotenhaften Begegnungen mit David Bowie und Bob Dylan. Und apropos Musik: Drei Musikerinterviews gibt es in dieser Kulturbrief-Ausgabe ebenfalls zu hören bzw. zu lesen. Das Duo BartolomeyBittmann stellte sich Fragen zu ihrem dritten Album "Dynamo". Roland Hanslmeier, der Schlagzeuger von Granada veröffentlicht mit seinem 5tet das feine Album "Polaroid" und stand ebenfalls für ein Interview zur Verfügung. Last but not least besuchten wir PAENDA im Wohnzimmer ihrer Managerin, um in aller Ausführlichkeit über ihr Album Evolution II zu sprechen. Nicht nur, denn, wie allgemein bekannt, vertritt PAENDA Österreich beim Eurovision Song Contest in Tel Aviv, und ist der Meinung, "das Universum gibt einem erst dann etwas, wenn man dafür bereit ist". Ergänzt wird diese Kulturbrief-Ausgabe mit Theaterkritiken (Homer, Grillparzer) und einer Filmkritik (Van Gogh), sowie einem letzten Blick auf das Donaufestival Krems (Kate Tempest). All das quasi ist, wenn man denn so will, wie ein kleiner Versuch, das besonnene Europa der Gegenwart darzustellen. In diesem Sinne wünschen wir eine lebensfrohe Kulturwoche. //
Text: Manfred Horak
Foto: pixabay