altweiberfruehling-premiere2007 avancierte der Film "Die Herbstzeitlosen" von Sabine Pochhammer und Bettina Oberli zum Publikumshit in der Schweiz. Mit über 800.000 Kinobesuchern war er einer der erfolgreichsten Schweizer Filme aller Zeiten und der eidgenössische Oscar-Beitrag des Jahres 2008. Nach dieser erfolgreichen Vorlage hat der Vorarlberger Autor Stefan Vögel das Theaterstück "Altweiberfrühling" verfasst, das am 8. April 2010 in den Wiener Kammerspielen Premiere feierte.

Die Story: In einem verschlafenen Dorf wird die Witwe Martha von ihrem Sohn Walter, der gleichzeitig Pfarrer des Ortes ist, gedrängt, das alte Lebensmittelgeschäft ihres Mannes endlich auszuräumen und für neue Benützer freizugeben. Walter möchte im ehemaligen Laden seine Bibelrunden abhalten, sein Freund der Bürgermeister wittert die Gelegenheit, die Treffen seiner Partei vom Wirtshaus in das leer stehende Geschäft zu übersiedeln. Doch die eigensinnige Martha hat ganz andere Pläne für das Geschäft: Sie träumt schon seit ihrer Jugend davon, ein schickes Dessous-Geschäft zu eröffnen, und unterstützt von Ihren Freundinnen Lisi, Hanni und Frieda macht sich Martha daran, diesen Plan jetzt endlich umzusetzen. Konflikte und (heitere) Missverständnisse inbegriffen.

Für die Hauptrolle in "Altweiberfrühling" konnte Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger nach langer Theater-Auszeit die 79-jährige Ingrid Burkhard, die als Toni - die Frau von Edmund 'Mundl' Sackbauer in "Ein echter Wiener geht nicht unter" - zur TV-Legende wurde, verpflichten. Daneben stehen auch noch einige andere verdienstvolle "alte Damen" des österreichischen Theaters auf der Bühne. Erni Mangold (83), Marianne Nentwich (68) und Gertrud Roll (71) verkörpern die drei rüstigen Freundinnen der Witwe, komplettiert wird die Besetzung von Siegfried Walther (Walter), Peter Moucka (Bürgermeister) und Therese Lohner (Tochter von Lisi).

Die lockere und abwechslungsreiche Inszenierung (Regie: Michael Gampe, Bühnenbild und Kostüme: Rolf Langenfass) besticht durch eine tolle Ensembleleistung, herauszuheben ist aber vor allem Erni Mangold, die mit einem jugendlichen Elan über die Bühne fegt, das seinesgleichen sucht. Vor allem die Szene, als sie in der Nacht vor der Eröffnung des neuen Dessous-Shops ein Stück anprobiert, dabei bis auf die Unterwäsche einen Strip vollführt und dazu noch den alten Schlager "Hey Big Spender" trällert, gehört zu den Höhepunkten der Inszenierung und riss das Publikum bei der Premiere am 8. April 2010 in den Wiener Kammerspielen zu Begeisterungsstürmen hin. Ingrid Burkhard ist die lange Theaterpause anzumerken, in manchen Momenten war etwas Nervosität zu spüren, doch dank ihrer großen Routine machte sie vieles wett. Peter Moucka gibt sehr überzeugend den populistisch-rustikalen Dorf-Bürgermeister, der mit einer zünftigen Bierzelt-Einlage inklusive Volksmusik vom Band kurz vor der Pause die Lacher auf seiner Seite hat. Einer der seltenen Fälle, bei der ein Kinofilm in ein Theaterstück quasi umgewandelt wurde, trotzdem ist für beste Unterhaltung garantiert. (Text: Robert Fischer; Fotos: Kammerspiele Wien)

Theater-Tipp:
"Altweiberfrühling" von Stefan Vögel nach dem Kinofilm "Die Herbstzeitlosen" von Sabine Pochhammer und Bettina Oberli.
Bewertung: @@@@@
Kammerspiele Wien
Regie: Michael Gampe
Bühnenbild und Kostüme: Rolf Langenfass
Die Darsteller/innen: Ingrid Burkhard, SiegfriedWalther, Erni Mangold, Marianne Nentwich, Gertrud Roll, Peter Moucka, Therese Lohner

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