Es war höchste Zeit. Sieben Jahre sind vergangen, seit Elliott Murphy zum letzten Mal in Wien aufgetreten ist. Auch wenn der aus den USA stammende und mittlerweile in Paris lebende Singer/Songwriter zu Unrecht eher als Geheimtipp gilt, spielte er am 9. Mai 2007 beim Gig im Andino wieder einmal lässig alle Qualitäten aus, für die er von einer kleinen aber feinen Fangemeinde aufs Höchste verehrt wird.
Da
sind zum einen die großartigen Songs. Obwohl man öfters das Gefühl hat, die
Melodien von irgendwoher zu kennen, und die Einflüsse von Bob Dylan, Bruce
Springsteen, Lou Reed oder anderen berühmten Genre-Kollegen nicht von der Hand
zu weisen sind, schafft es Murphy immer wieder, diese Inspirationen perfekt in
eigenen Songs zu verarbeiten. Und der kreative Output des Musikers scheint
einfach nicht abzureißen. Seit dem Beginn seiner Karriere in den 1960er Jahren
veröffentlicht Murphy regelmäßig qualitativ hoch stehende Alben (zuletzt „Coming
Home Again“/Blue Rose Records 2006), geht auf Tournee und zeigt auch mit bald
60 Jahren wenig Anzeichen kürzer zu treten. Darüber hinaus ist der Mann mit dem
schwarzen Hut und der Mundharmonika auch ein erstklassiger Kenner der Musikgeschichte,
seine immer wieder eingestreuten Coverversionen sind vom Feinsten.
Wer im Andino „Not Dark Yet“ (Bob Dylan) oder „Terraplane Blues“ (Robert Johnson) gehört, wird wissen, was ich meine. Nicht zuletzt ist Elliott Murphy auch für seine tollen Live-Konzerte berühmt und auch dieser Tatsache wurde im Andino gebührend Rechnung getragen. Unterstützt von einer ebenso spielfreudigen wie druckvollen Band, in der vor allem der exzellente Gitarrist Olivier Durand herausragte, spielte sich Murphy Song um Song durch eine exzellente Set-List. Am Ende waren zweieinhalb Stunden wie im Flug vergangen, doch ein Saal voller glücklicher Gesichter hatte immer noch nicht genug. Ein wahrer Glücksfall von einem Konzert. (Text und Fotos: Robert Fischer)