Kann ein Rockkonzert den Weg in die Nachhaltigkeit vorgeben? Nach der Mutter aller Benefizkonzerte, Concert for Bangla Desh (1971), und nach den zwei weltumspannenden Megakonzerttagen, Live Aid (1985) und Live 8 (2005) steht nun mit „Live Earth“ am 7.7.2007 das nächste Großereignis an. Initiiert von US-Politiker Al Gore soll dieser Tag in die Menschheitsgeschichte eingehen, an dem wir uns selbst retteten. „Save Our Selves“ ist das Motto der Veranstaltung, die dem bekannten Kürzel S.O.S. gleich eine neue Bedeutung verleiht.
Dass es der Welt schlecht geht und genau aus diesem Grund immer mehr Menschen zwar als Ärzte oder Arzthelfer fungieren – freilich immer noch zu wenige – steht zweifelsfrei außer Frage, nur dass es halt leider eine Vielzahl (wenn nicht gar die Mehrzahl) an Krankheitserregern gibt – also Menschen, die den Sinn vom Prinzip Erde nicht verstehen – oder nicht verstehen wollen, oder, wie Rio Reiser im Jahr 1987 im Lied „Blinder Passagier“ sang: „Das Ruder ist gebrochen, und keiner weiß,/ob 'n Funker an Bord ist, wie der Notruf heißt./War's nicht SDI oder CIA,/oder Save Our Money oder USA?/Ist jetzt alles zu früh oder alles zu spät?/Und niemand weiß, wohin der Wind uns weht./Bringt uns dieser Dampfer über'n großen Teich/oder saufen wir ab und sterben gleich?“ Eines ist nämlich ganz und gar unklar: Wie viel Zeit bleibt noch, um die Erde zu retten? Jill Jäger erklärt in ihrem Buch „Was verträgt unsere Erde noch?“ (Fischer Verlag; 2007) anhand eines simplen Beispiels wie unvorhersehbar letzten Endes diese Thematik bleibt: „Man stelle sich einen kleinen Teich vor, in dem sich eine (nur eine!) Wasserlilie befindet. Diese Wasserlilie aber fängt an, sich zu vermehren, und zwar so, dass sich ihre Anzahl jeden Tag verdoppelt. Würde sich die Pflanze ungebremst weiter vermehren, wäre am 30. Tag der Teich komplett bedeckt, und alle anderen Lebewesen im Teich würden dann sterben. In den ersten Tagen scheint die Lage jedoch nicht so dramatisch zu sein. Es wird nicht eingegriffen, bis die Pflanzen ungefähr die Hälfte des Teichs zudecken. Aber das ist erst am 29. Tag der Fall! Aufgrund ihres exponentiellen Wachstums können die Pflanzen die andere Hälfte in nur einem Tag bedecken. Es bleibt also nur ein einziger Tag, um die Gefahr zu bannen und den Teich zu retten.“ Das Resümee lautet daher klipp und klar: Die Zeit zum Handeln ist überfällig.
Aber wieder zurück zu „Live Earth“. Das erklärte Ziel ist, dass zwei Milliarden Menschen „Live Earth“ sehen. Das Spektakel findet auf allen sieben Kontinenten statt – auch in der Antarktis! - als Veranstaltungsorte sind London, Schanghai, Johannesburg und Sydney sowie Städte in Japan, Brasilien und den USA vorgesehen. Es ist Teil der groß angelegten Klimakampagne "Save Our Selves" und soll eine Stiftung gegen den Klimawandel finanzieren, die von Al Gores Alliance for Climate Protection geführt wird. Noch eine kurze Anmerkung zu Al Gore: Sein Dokumentarfilm „An Inconvenient Truth“ – ein Film über die unbequeme Wahrheit des Klimawandels – mit der Filmmusik von Melissa Etheridge - ist für den Oscar nominiert und die Chancen stehen nicht schlecht, dass Etheridge mit dem Lied „I Need To Wake Up“ das Rennen um die begehrte Statue macht. Bei „Live Earth“ selbst werden freilich keine Statuen verliehen, der Marktwert der mehr als 100 auftretenden Künstler wird aber auch so nochmals steigen. Auf den diversen Weltbühnen werden neben Melissa Etheridge so bekannte Musiker und Bands wie Lenny Kravitz, Foo Fighters, Sheryl Crow, John Mayer, Duran Duran, Korn, Pharrell, Black Eyed Peas, Akon, Red Hot Chili Peppers, Snoop Dogg, Bon Jovi, Enrique Iglesias, Faith Hill, Tim McGraw zu hören sein. (Manfred Horak; Fotos: Hubble Telescope; Fan Asylum Melissa Etheridge)
Buch-Tipp:
Jill Jäger – Was verträgt unsere Erde noch? (hier geht es mit einem Klick zur Buchkritik)
Film-Tipps:
Über Wasser (hier geht es mit einem Klick zur Filmkritik)
An Inconvenient Truth (hier geht es zur Filmseite)
Link-Tipps:
Live Earth
Berechnung des ökologischen Fußabdrucks (Wie viel Fläche brauchen wir?)