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rollins_sonny_please

Musik:@@@@@
Klang:@@@@@
Label/Vertrieb: Proxy/Universal (2007) 

Theodore Walter (Sonny) Rollins ist einer der einflussreichsten Jazz-Saxophonisten und 1956 erschien mit "Saxophone Colossus" eine seiner bedeutendsten Aufnahmen, unter anderem mit dem Calypso "St. Thomas", der zum Jazzstandard wurde. In etlichen Publikationen wird Sonny Rollins als Musiker bezeichnet der einer der einflussreichsten der letzten 45 Jahre war – stets aber schwingt dabei Kritik mit er wäre technisch nicht immer ganz perfekt, er wäre in den letzten Jahren nur mehr der Sachwalter seiner eigenen Vergangenheit, seine Improvisationen würden jede Grenze sprengen und sie wären in sich nicht schlüssig.

Erst als "Without a Song (The 9/11 Concert)" erschien, es ist ein Mitschnitt eines Konzertes, das Rollins nur wenige Tage nach dem 11. September 2001 in Boston gab, änderte sich wieder die Meinung der Kritiker. Den 11. September musste er in seinem Appartement nahe dem World Trade Center ausharren, am 12. September wurde dann das Wohnhaus evakuiert. Lobeshymnen ergossen sich über Sonny Rollins und seine dramatische und aufwühlende Interpretation der Geschehnisse. Jetzt liegt seine neue CD vor und der 76-jährige Sonny Rollins präsentiert sich in absoluter Höchstform. Es hat sich viel verändert in seinem Leben, seine Frau und Managerin Lucille, die sich jahrelang um seine Auftritte und Interviews gekümmert hatte, starb vor zwei Jahren und Rollins gründete sein eigenes Label. Seine Musik kann man via iTunes downloaden, trotzdem entschied er sich, die CD auch weltweit von einem Major Label vertreiben zu lassen, um die Aufmerksamkeit möglichst lange am Kochen zu lassen. Sonny Rollins selbst verwendet übrigens keinen Computer.

"Sonny, Please" klingt entspannter, nicht ganz so dramatisch wie "Without a song" und "Park Palace Parade" ist sogar eine Nummer, in der Humor und Happyness durchschimmert. Das Tenorsaxofon klingt altersweise und abgeklärt, die Rhythmusgruppe, Bob Cranshaw am Bass, Steve Jordan am Schlagzeug, auf einer Nummer wird er von Joe Corsello ersetzt, und Kimati Dinizulu an Perkussion ist nicht ganz so dominant mehr wie auf früheren Aufnahmen und über allem liegt der Saxofonklang eines Mannes der immer noch, nach eigenen Worten "versucht, ein immer besserer Musiker zu werden". "Sonny, Please" ist ein wunderschönes Alterswerk eines Musikers der viel erlebt hat und nun Rückschau hält ohne in Sentimentalitäten zu verfallen, zu vital und von Leben sprühend ist er immer noch. Eine kleine Portion Sentimentalität erlaubt er sich dennoch. Auf die Frage nach dem Titel seiner CD kann er sich ein Lächeln nicht verkneifen wenn er darauf antwortet: "Meine Frau sagte es oft, wenn ich wieder ein mal...!". Alles andere lässt er offen. Sonny, please more of your music! (akro)