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Maciek Grzywacz – Things never done
Musik: @@@@@
Klang: @@@@
Label/Vertrieb: EMG/PG Records/Sounddesign (2007) 

Adam Pieronczyk Trio – Busem po Sao Paulo
Musik: @@@@
Klang: @@@@
Label/Vertrieb: meta records/PG Records/Sounddesign (2007) 

Zweimal Musik aus und von Polen, zweimal "Gut" bis "Echt leiwand" und doch sehr unterschiedlich und zweimal Musik von PG Records, einem Label und einem Vertrieb aus Oberösterreich, das sich sehr für die Musik des ehemaligen Ostblocks einsetzt und von dem ausnahmslos hohe Qualität, ungeachtet kommerzieller Verkaufsfaktoren, geliefert wird. 

Der Gitarrist Maciek Grzywacz huldigt der etwas freieren Form des Jazz, gemeinsam mit Avishai Cohen an der Trompete, Piotr Lemanczyk am Bass und Krzysztof Gradziuk am Schlagzeug hat er, mit einer Ausnahme ("Countdown" von John Coltrane) Eigenkompositionen auf "Things never done" eingespielt. Obwohl es sich um Kompositionen eines Gitarristen handelt spielt sich die Gitarre niemals in den Vordergrund. Natürlich gönnt sich auch Maciek Grzywacz Zeit und Raum um seine Ideen auszuspielen und umzusetzen, aber er gönnt auch seinen Mitspielern die notwendige Freiheit um sich – oftmals tragend, wie auf dem Opener "Eveness" – einzubringen. Beeindruckend ist vor allem das Spiel der Rhythmusgruppe und hier ist vor allem das abwechslungsreiche Schlagzeugspiel von Krzysztof Gradziuk zu erwähnen. Avishai Cohen an der Trompete setzt die energetischen Akzente und brilliert mit einem sanften, warmen Ton der nur selten den Bereich der Tonalität verlässt, sich fast immer in melodischem Ambiente bewegt und trotzdem das spannungsgeladene Terrain für das Zusammenspiel zwischen Gitarre und Schlagzeug (!) perfekt vorbereitet. "Mountainous Duchy" liefert ein klassisches Hörbeispiel für diese, die ganze CD beherrschende, Kombination. Die Trompete gibt das Thema vor, variiert es, spielt es aus und dann setzen Schlagzeug und Gitarre ein und fügen so dem Song neue Varianten bei.
Es ist nicht immer ganz so frei wie es sein könnte, es sind durchnotierte Kompositionen – aber es könnte auch anders kommen. Der Fantasie werden keine Grenzen gesteckt, da ist oftmals mehr zu hören als gehört wird. Was hier wie ein Widerspruch klingt ist die Essenz der Musik des Quartetts! Andeutungen, Hinweise und kurz angerissene Beispiele auf das Mögliche, ein kurzes Aufflackern von Ideen und Stimmungen machen die Musik absolut hörenswert. 

pieronczyk_adam_busem_po_sao_pauloJazz aus Polen, in Brasilien aufgenommen, bietet das Adam Pieronczyk Trio mit  Pieronczyk an den Saxofonen, Robert Kubiszyn am Bass und Krzysztof Dziedzic am Schlagzeug auf der CD "Busem po Sao Paulo" ("Mit dem Bus durch Sao Paulo"). Eingespielt wurde die CD des polnischen Trios  - wie der Titel bereits vermuten lässt - in Sao Paulo mit den Gastmusikern Guello am perkussiven Instrumentarium und Anna Serafinska - ihre Stimme wurde allerdings in Warschau aufgenommen. Es beginnt fast traditionell südamerikanisch mit "Touched by Tupinamba", aber bereits die titelgebende Komposition "Busem po Sao Paulo" erschließt einen ganz anderen, wesentlich weiteren Kosmos der Megastadt. Das Trio lässt es brodeln und kochen, das Schlagzeug arbeitet polyrhythmisch, das Saxofon regt sich herrlich mächtig auf und wer jetzt noch immer glauben sollte Sao Paulo ist eine fade Stadt, der irrt gewaltig. Hier lebt das Leben, mehr noch, es droht jederzeit überzukochen, der Ausbruch steht immer knapp bevor – ehe es aber soweit kommt endet der Take und überlässt das endgültig Eruptive der Fantasie. "U-Au-Au-Aa", das stakkatoartige, vocale Lead-In leitet über zu einer Voodoo-Performance, stark und eindringlich und "Rynek" nimmt dann das Tempo wieder ein wenig raus und gleitet ins sphärische ab, ein helles Saxofon überlagert das Thema und macht den Geist wieder frei von den Geistern des Animismus. Die musikalische Klammer schließt sich wenn die Musiker des Trios in "My Cocktailbar" den Tag  ausklingen lassen. Entspannt und smooth, aber nicht ganz unsinnlich. Südamerikanische Lebenslust durchwirkt mit der wunderherrlichen Tragik Osteuropas, ein musikalisches Amalgan auf das wir gewartet haben – ab sofort ist es zu erwerben. (akro)