Wie heißt es so schön? "Es gibt soiche und soiche – die soichen san ma liaba". Achim Reichel – Rockstar der ersten Stunde aus Deutschland - zaubert mit "Volxlieder" ein echtes Meisterwerk hervor.
Der wohl längst dienende Rockmusiker und Volksmusikant in Deutschland arbeitet immer noch auf höchstem Niveau und kreiert auf vorliegendem Album 15 essenzielle musikalische Schmuckstücke, weit entfernt von etwaigen Peinlichkeiten. Mit "Volxlieder" bringt der ex-Rattles-Sänger und letzter Geschäftsführer des legendären Star-Club im hamburgischen St. Pauli außerdem erquickliche Verbindungen zutage. Eine Verbindung von – wie der Albumtitel bereits vermuten lässt - volkstümlichen Liedern (wie z.B. "Der Rosenmund", "Der Lindenbaum" oder "Die Gedanken sind frei") mit zeitgenössischen Rock- und diversen Welt-Rhythmen. Was beim ersten Hördurchgang vielleicht noch etwas seltsam anmutet und irritiert wächst mit jedem Mal mehr hören, bis man schließlich die CD kaum mehr aus dem CD-Player rausnehmen möchte. Unglaubliche Arrangement-Einfälle führen die geneigten Hörer durch intensive Veredelungen alter Lieder. Gleich der Einstieg mit "Der Rosenmund" ist ein exquisites Beispiel, wie man ein Lied, das sich bis ins Jahr 1582 zurückverfolgen lässt, in die musikalische Gegenwart bringen kann. Das 5-saitige Banjo, wunderbar gespielt von Stoppok, gibt die Bluegrass-Richtung vor, Reichel und seine musikalischen Partner ergänzen dabei aber mit klugen und witzigen Rockidiomen, Tuba inklusive. Überragend auch die Ballade "Im schönsten Wiesengrunde" aus dem Jahr 1601, das Reichel mit einem leichten Reggae-Rhythmus ausstattete und damit sämtliche Schimmelprozesse stoppen und jeden Staub entfernen konnte. Andere Lieder verziert Reichel mit Cajun, andere mit Gospel-Einflüssen und andere rocken fröhlich vor sich hin. In diesem Zusammenhang fällt mir gerade ein, dass ich einmal ein Interview mit dem Jazzmusiker Herbert Joos führte. Wir sind damals auch auf die deutsche Volksmusik zu sprechen gekommen, wobei er (sinngemäß) mit großem Bedauern meinte, dass es eigentlich gar keine gäbe, die es sich zu erinnern lohnt. Das Album "Volxlieder" ist der beste Beweis dafür, dass dem nicht so ist. Egal, ob sich Reichel an "Der Mond ist aufgegangen" ranmacht, oder an "Oh wie kalt ist es geworden" – heraus kommt immer spannende Musik, die richtig süchtig macht (um endlich wieder einmal eine abgegriffene Formulierung zu verwenden). "Röslein auf der Heiden"? "Weißt du wie viel Sternlein stehen?"? Nein danke! – hätte ich noch bis vor kurzem gesagt. Anstelle dessen schreibe ich nun: Danke, Achim Reichel! (Manfred Horak) CD-Tipp:Achim Reichel - Volxlieder {sus_amazon id=B000GFKUGI&pid=kulturwoche-21} Musik: @@@@@@ Klang: @@@@ Label/Vertrieb: Tangram//Indigo (2007) |
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