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Freitag, 15. Dezember 2006, 21.17 Uhr. Schwaden von Trockeneisnebel wabbern durch das Planet Music. Dazu erklingen die verfremdeten Hymnen einzelner Nationen. Seit etwa zwanzig Minuten warten geschätzte 300 Besucher auf die bombastischen Klänge der slowenischen Industrialkünstler Laibach. Es ist heiß und die Meute ist ungeduldig.


Dann – endlich – erwachen die beiden Videowände im hinteren Teil der Bühne zum Leben und zeigen verstörende Bilder in Schwarz-Weiß. Ivan „Jani“ Novak betritt als Erster die Bühne, gefolgt von seinen drei Kollegen Ervin Markosek, Dejan Knez und Milan Fras. Apropos Fras: Laibach werden regelmäßig mit nationalsozialistischem Gedankengut in Verbindung gebracht. Dies basiert auf der Tatsache, dass sie auf Deutsch singen, Uniformähnliche Kleidung tragen und der treibende Beat sehr an militante Marschmusik erinnert. Dieses Schicksal teilen sie jedoch mit so gut wie jeder Industrial Band. Auch die deutschen Musiker der Gruppe Rammstein konnten sich diesem Vorurteil nicht entziehen, weshalb vor allem Laibach-Sänger Milan Fras gerne mit diesem Image spielt. Und nun also endlich zum Konzert.

Die Show ist in zwei Teile gegliedert. Der erste besteht aus den Nationalhymnen diverser Länder, wie der Türkei, den USA und natürlich auch Österreich. Milan Fras interpretiert die Texte dazu mit einer unglaublich tiefen, beschwörenden Stimme und erinnert dabei immer wieder an einen Prediger, während im Hintergrund die jeweilige Landesflagge in verfremdeter Form gezeigt wird. Bombastisch. So könnte man das Ergebnis nennen, jedes andere Wort wäre wohl unpassend.        

Nachdem es nach etwa 45 Minuten plötzlich dunkel wird auf der Bühne und sich die Band still und heimlich in die Katakomben des Planet Music zurückzieht, glaubt man schon fast an ein jähes Ende des Konzerts. Doch weit gefehlt. Mit Unterstützung von zwei militant gekleideten Damen, die im Stechschritt dem Rhythmus der Musik folgen, beginnt der zweite Teil des Laibach-Soundgewitters. Und diesmal wird es richtig laut. Noch etwa 45 Minuten donnert der dominierende Bass der schon älteren Nummern des vorletzten Albums durch die Halle und das Publikum ist voll bei der Sache. Den anschließenden Tinnitus wird man zwar nur sehr schwer los, doch es hat sich gelohnt. (Daniel Krondraf; Foto: EMI)