ringsgwandl_gang_coverSetzt Signale gegen den Einheitsbrei, kauft Ringsgwandl! Man kann es nicht oft genug wiederholen: Es gibt in der deutschsprachigen Liedermacherszene zunächst einmal Ringsgwandl, und dann lange nix. Das gilt umso mehr mit der Veröffentlichung von "Der schärfste Gang". 

"Ein Verbrecher wird erschossen, der andere regiert/schenk ma no an Wodka ei, de Welt is kompliziert", singt Ringsgwandl im furiosen wie genialen Album-Opener "Die Welt ist kompliziert". Zeit zur Diskussion also: "...in Leipzig bringt wer jemand um und sagt, er war frustriert,/und in einem warm geheizten Raum wird drüber diskutiert./Sie diskutieren seit 67 und zwar sehr engagiert,/doch ob was rauskommt, weiß man nicht, die Welt ist kompliziert." Der verkomplizierte Funk-Groove fährt dabei mitten durch alle Sinne und untermauert diesen nur allzu leiwanden Text. Alleine dieses Lied rechtfertigt bereits den Kauf der CD. Die restlichen elf Lieder kommen nicht ganz an diesen Geniestreich ran, bieten aber dennoch erstens überdurchschnittliches in einer unüberschaubaren Musiklandschaft und zweitens einfach hervorragende Lieder für die nächsten Jahre.

In seiner simplen Liedstruktur kehrt Ringsgwandl mit "Der Konsumverweigerer" den satirischen Liedermacher hervor, wenn er singt "Ich bin der Bremsklotz für die Konjunktur/ich hab den Aufschwung am Gewissn/die droben in Berlin, ja, die bemühen sich/doch der Ringsgwandl, der hot’s vaschissn." Wer allerdings bizarres von ihm erwartet wird nicht wirklich fündig werden, vielleicht noch am ehesten mit dem "Feng Shui Liadl", denn der Sänger, Gitarrist und Komponist ist schon lange nicht mehr dieser schräge Punk-Qualtinger aus "Trulla! Trulla!" und "Vogelwild"-Zeiten, sondern ein Musiker, der schrille Abgedrehtheiten nicht mehr nötig hat, um sein Publikum zu finden (bzw. zu halten). Viel Rock'n'Roll und jede Menge Funk-Würze bestimmt das zu Gehör gebrachte, und auch inhaltlich richtet sich der Fokus auf typische Rock- und Funk-Inhalte, also auf Sex. Liebet und vermehret euch. In "Vroni" leistet er einer heißen Politesse den Liebesschwur, an anderer Stelle sucht er "Die Mörderfrau" und ein anderes Mal genügt ihm eine "Ganz normale Frau", Hauptsache es wird eifrig "Wäsch versaun". Anmache-Lieder wie "Simpler Typ" oder "Der wo am Bass ist" erweitern die Horizontalgedanken.

Besonderes Augenmerk sollte auch immer dem Schlussstück eines Ringsgwandl-Albums gelegt werden, so auch diesmal. Mit "Er scheißt se an Dreck" führt der bayrische Song- and Dance-Man diese seine Tradition gelungen fort und präsentiert damit ein weiteres Ausnahmelied im Range von "Luxusschnoin" (aus "Trulla! Trulla!"), "Kasperl oder Genie" (aus "Vogelwild"), "Meioma" (aus "Staffabruck"), "Der Russ'" (aus "Der Gaudibursch vom Hindukusch") und "Mach die Tür zu" (aus "Gache Wurzn"). Ringsgwandl stand leider nie in der ersten Reihe, was kommerziellen Erfolg anbelangt, steht aber (fast einsam) ganz vorne was Originalität betrifft. (Manfred Horak)

Musik: @@@@@@
Klang: @@@@
Label/Vertrieb: Lawine/Sony BMG (2006)

Link-Tipps:
Ringsgwandl live in der Kulisse
DVD-Kritik zu "Trulla Trulla"
Interview mit Ringsgwandl