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Minimal Music und Peter Turrini.
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Unter der extemporierten Stabführung von Kristjan Järvi agierte das Tonkünstlerorchester Niederösterreich, der Chorus sine nomine und der Bariton Adrian Eröd mit drei Stücken von Zeitgenossen im Festspielhaus St. Pölten.

Auf dem Programm standen "The Chairman Dance" von John Adams, "Im Namen der Liebe" - ein Stück für Bariton und Orchester von Friedrich Cerha nach Texten von Peter Turrini und das dem Abend den Namen gebende Stück "The Desert Music" von Steve Reich nach Texten von William Carlos Williams.

Schon beim Eröffnungsstück war allen klar, dass es kein beschaulicher und ruhiger Abend werden würde. John Adams hatte diesen "Foxtrott for Orchestra" ursprünglich für seine Oper "Nixon in China", eines der wichtigsten Werke des neueren Opernschaffens, konzipiert, letzten Endes diese Komposition für die Oper aber wieder verworfen. In der Interpretation von Kristjan Järvi erschloss sich die ganze Tiefe aber auch die Ironie der Komposition und die NÖ Tonkünstler zeigten einmal mehr ihren hochaktuellen Zugang zu der Musik von zeitgenössischen Komponisten.

Der Bariton Adrian Eröd, stimmlich fast immer überzeugend - nur in wenigen Momenten konnte er sich gegen das auch hier blendend disponierte Orchester nicht ganz durchsetzen - interpretierte Texte von Peter Turrini, die während seines Aufenthalts in einer Psychiatrischen Klinik als Teil der Therapie verfasst wurden. Friedrich Cerha, der gemeinsam mit Kurt Schwertsik 1958 das Ensemble "die reihe" gründete und als Komponist  und als undogmatischer Künstler von sich reden macht,  schrieb dazu die Musik. Trotz einiger Längen wurde das Stück heftig akklamiert.

Die Ästhetik von Steve Reichs Musik ergibt sich aus der Wiederholung der einmal gefundenen Thematik des Themas. Bei der Komposition "The Desert Music" ergibt sich durch diese Repetition der kleinen Themen eine Wellenform, die immer wieder an den Strand anbrandet, die sich langsam und unmerklich verändert und durch die Wiederholung an Intensität gewinnt. Die gegeneinader gespielten Rhythmen, bei dieser Komposition liegt das Schwergewicht auf der orchestralen Rhythmusgruppe - die ihre Aufgabe übrigens grenzgenial löste - und dem bestens einstudierten Chorus sine nomine. Für das Chorwerk zeichnete Johannes Hiemtsberger verantwortlich.
Ein zurecht lang anhaltender Applaus ehrte die Musiker. (akro)