Musik: @@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: Passin' Thru /soulfood (2006)
Oliver Lake wurde 1942 in Arkansas geboren und erlangte als einer der Mitbegründer des World Saxofon Quartett Weltruhm. Im Verlauf seiner Karriere war er auch Mitglied der Black Artist Group und Gründer von Jump Up, einer Jazz-Funk-Reggae Band. Oliver Lake, der eingestandenermaßen seine wichtigsten Inspirationen von Eric Dolphy bezog, ist also wahrlich kein unbeschriebenes Blatt in der Jazzgeschichte.
Wie und ob Eric Dolphy heute so klingen würde ist irrelevant, man kann schon reminiszieren, wenn man einen eigenen Part in die Reminiszenz einbringt. Oliver Lake bringt mehr als eine eigene Sicht der Dinge in sein Spiel mit ein.
Bei dem vorliegenden Live-Mitschnitt aus dem Jahr 2001 - es wurde in der Knitting Factory in NYC mitgeschnitten - brilliert der Saxofonist mit dem brüllenden Ton mit Santi Debriano am Bass und Gene Lake am Schlagzeug. Bei zwei Takes ergänzt Mary Redhouse, eine Indian Native, mit ihrer Stimme und mit der Flöte, das Trio.
Ihre musikalischen Einschübe bremsen ein wenig den doch sehr freien Fluss des Spiels und es stellt sich die Frage, wie verzichtbar das Rückbesinnen auf die doch ein wenig aufgesetzt wirkende „amerikanische“ Musik der Ureinwohner ist.
Anders rum: Es hätte nicht sein müssen!
Oliver Lake versteht es auch ausgezeichnet, ohne da irgendwelche Wurzeln zu strapazieren, Landschaften und Gefühle auszudrücken. Seinem freien Spiel folgend entwickeln sich Momentaufnahmen die voll sind von Emotionen und mit „notierter“ Kritik an den Zuständen nicht sparen. Es ist, wie auch bei seinem Vorbild Eric Dolphy, nie vorhersagbar, was auf den soeben verklungenen Takt folgen wird. Dem Spannungsbogen, vor allem aufrecht gehalten von Santi Debriano und dem kreischenden und emotional aufgeladenen Saxofon, wird durch die historischen Einsprengsel uramerikanischer Musiksplitter nicht wirklich etwas Gutes getan.
Sinnliches und freies Spiel mit vielen Nuancen und Tiefgang wird trotz allem geboten auf diesem Live Mitschnitt. (akro)