Den guten Mann kennt man hierzulande leider überhaupt nicht und ich hab auch nur aufgrund meiner Jurorentätigkeit bei der Liederbestenliste Deutschland von ihm Kenntnis genommen.
Wie auch immer: Was der Sänger und Pianist gemeinsam mit seinen zwei Musikerkollegen an diversen Schlag- und Zupfinstrumenten abliefert ist mehr als bemerkenswert. Nicht nur für die musikalische Aufbereitung mit zahllosen Wendungen und Windungen innerhalb eines Liedes, auch für die hervorragenden Texte sollte ihm eine möglichst große Käuferschicht gebühren. Es geht um die großen Gefühle zwischen Frau und Mann ("Er und Sie am Frühstückstisch/sie schaut ihn an, er sie nicht/die Liebe ging kurz Brötchen holen/sie hat sich aus der Tür gestohlen/keiner weiß mehr wo sie ist/Man sitzt sich gegenüber wie zwei ausgestopfte Biber/woanders wär' man lieber") oder um den nicht vorhandenen Glamour ("Wir hatten Sex, wir hatten Freizeit/und sogar Gespräche/.../was fehlte war der Glamour") oder ganz einfach um die Mittelmäßigkeit eines Beamten, der auf seine Mittelmäßigkeit stolz ist, denn, so singt Grebe in "Mittelmäßiger Klaus", "Vincent Van Gogh war ein holländischer Maler/er schnitt sich ab sein linkes Ohr/das kommt bei Künstlern manchmal vor/wären alle wie Van Gogh/gäbe es ein großes Loch/in der Mitte der Gesellschaft/dann wären alle im Radio/und keiner säße mehr davor". Musikalisch begibt sich Rainald Grebe in die breite Pop-Rock-Welt und spannt schon auch mal den Jazz, aber auch Countryrhythmen für seine Zwecke ein. Alles freilich ganz unverbindlich. Für mich das beste deutschsprachige Album seit Rio Reisers "Himmel und Hölle". (Manfred Horak)
CD-Tipp:
Rainald Grebe & Die Kapelle der Versöhnung
Musik: @@@@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: WortArt/SPV (2005)