Musik: @@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: Warner (2005)
Wir erinnern uns: 1988 tritt eine junge, schüchterne US-Singer/Songwriterin beim weltweit live übertragenen „Nelson Mandela Tribute“-Konzert in London auf, und wird mit einem Schlag zum Star. Ihr Debütalbum „Tracy Chapman“ sowie der Nachfolger „Crossroads“ (1989) verkaufen sich millionenfach, gefolgt von mehreren Grammy-Auszeichnungen und erfolgreichen Tourneen rund um den Globus. Hochgelobt für ihre sozialkritischen Songs öffnet die Sängerin die Türen für eine ganze Flut nachfolgender „girls with guitars“ wie Michelle Shocked, den Indigo Girls oder Tanita Tikaram. Seitdem ist aber leider nicht viel Erwähnenswertes passiert.
Tracy Chapman veröffentlichte vier weitere Alben (zuletzt „Let It Rain“, 2002) mit jeweils passablen Verkaufszahlen, von denen aber keines wirklich überzeugen konnte. Die mittlerweile 41-jährige aus Cleveland, Ohio blieb Ihrer musikalischen Erfolgsformel einfach stur treu, doch was anfangs noch charmant wirkte und als musikalische Geradlinigkeit ausgelegt werden konnte, ist mittlerweile nur noch fad. Auch das neue Studio-Album „Where You live“ macht da keine Ausnahme. Oft hat man das Gefühl, dass versehentlich wieder das Debütalbum von Tracy Chapman im CD-Player gelandet ist, so ähnlich und auswechselbar klingen teilweise Songs und Instrumentierung. Da helfen weder Erfolgs-Produzent Tchad Blake (Sheryl Crow, Pearl Jam) noch eine Schar ausgewählter Studio-Musiker - Tracy Chapman fehlt offenbar der Mut sich auf etwas Neues einzulassen. Klar, dass „Where You Live“ trotzdem den einen oder anderen guten Song (in diesem Fall „Change“) enthält, aber für jemand, der einmal die Speerspitze einer neuen Singer/Songwriter-Bewegung war und der Regierung von George Bush Senior Salz in die Wunden streute, ist das eindeutig zu wenig. Schade. (Robert Fischer)