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kennedy_bap_big_pictureMusik: @@@@@
Klang: @@@@

Label/Vertrieb: Loose/Ixthuluh (2005)
 

Dieser hierzulande gänzlich unbekannte Singer/Songwriter, der bereits mit Steve Earle zusammenarbeitete, legt mit "The Big Picture" ein mehr als formidables Stück Rockmusik vor und wartet zudem mit einer Gemeinschaftskomposition mit Van Morrison ("Milky Way") auf, das die Größe dieses Albums zusätzlich unterstreicht.

Mit "The Big Picture" gelang dem Herrn Kennedy eigentlich ein ganz großer Wurf, das halt leider in der Massenwarenabteilung namens Musikbusiness unterzugehen droht, da anscheinend auch das Geld für ordentliche Promotion fehlt. Wie auch immer: Mit dem Einstiegslied "Rock and Roll Heaven" setzt Bap Kennedy gleich mal ordentliche gewiefte Akzente, beginnt das Lied doch mit Beach Boys-Vokalharmonien gepaart mit einem Richie Valens-Riff ("La Bamba"), einer ordentlichen Portion Melodie und der Frage "Who wants to go to Heaven?"

Dass eine Zusammenarbeit mit Van Morrison erfolgte scheint natürlich kein Zufall zu sein, hört man sich Songs wie "Streetwise" an. "Milky Way" setzt qualitätsmäßig in jenem Jahr an, bevor die große Schaffensperiode von Van Morrison endete, also im Jahr 1991 (bis dahin sollte man alles von Van Morrison kennen, seitdem reicht vereinzeltes). Diese knappen vier Minuten stellen so ziemlich alles, was gegenwärtig veröffentlicht wird in den Schatten, locker aber auch noch. Was für ein Song, was für eine Band, was für eine Interpretation! Eine herrliche stark irisch infizierte Popmelodie, zeitlos und allgegenwärtig wie die gute alte Milchstraße. Dass einen Track davor mit "Too old for Fairytales" und einen Track danach mit "Loverman" zwei weitere grandiose Lieder zum Vorschein kommen, die beide mit einer hervorragend gespielten Steel-Gitarre auftrumpfen, so ein countryeskes Erscheinungsbild auslösen, darf nicht unerwähnt bleiben.

Das darauffolgende "Fireworks" ist ein ebensolches in Liedform. Zum Niederknien gut. Unsterbliche Liebe. Neben der Kollaboration mit Van Morrison gibt es übrigens auch noch zwei weitere, allerdings in Form von Gastgesängen. In "Moriarty's Blues" singt die Witwe des Beatpoeten Neal Cassady, Carolyn Cassady und in "On the Mighty Ocean Alcohol" griff der Ex-Pogues-Sänger Shane MacGowan ausnahmsweise nicht zur Flasche, sondern zum Mikrofon. Ein Lied auf dem Must-Have-Album heißt "The Sweet Smell of Success" - möge Bap Kennedy mit "The Big Picture" diesen Geruch einatmen dürfen. Ein Album fürs ganze Jahr. Mindestens. (Manfred Horak)