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jazzindeed_blaue_augenMusik: @@
Klang: @@@@

Label/Vertrieb: ACT/Edel (2005)
 

"Wir spielen Deutsch. Die 80er. Unsere Hits. In der Tat.", heißt es im Booklet zum Album "blaue augen" der Band jazzIndeed rund um den Sänger Michael Schiefel.

Ja, und so ist es. Der Musikkonsument wird Zeuge wie sich der Jazz an Lieder hauptsächlich (aber nicht nur) aus der Zeit der Neuen Deutschen Welle heranmacht, und Lieder wie "Blaue Augen" und "Feuerzeug" von Ideal (für alle, die Ideal nicht kennen; ein wenig später nannte sich jemand Nena, die Ideal schamlos kopierte und gegenwärtig gibt es eine Band namens Wir Sind Helden, die dem Ideal von damals entsprechen; Anm.), bis hin zu "Goldener Reiter" und "Inflation im Paradies" von Joachim Witt (ersteres aus seinem faszinierenden Debüt-Album, zweiteres aus seinem noch besseren Nachfolgealbum "Edelweiss"; Anm.). Dass jazzIndeed auch Lieder wie Kraftwerks "Autobahn" neu intoniert oder einen Rocker wie "Alles Lüge" vom unvergessenen Rio Reiser entsaftet und verlangsamt ist zumindest von der Intention her lobenswert.

Musikalisch dominiert auf "blaue augen" das Altsaxofon, Piano, Bass, Schlagwerk, sowie die zarte Einverleibung von electronics. Dass ein Poplied von einer Jazzformation gespielt wird ist ja mittlerweile längst nichts Neues, man erinnere sich nur an Miles Davis, als er von Cindy Lauper "Time after Time" bzw. "Human Nature" von Michael Jackson ins Jazzlicht rückte. Damals gab es entrüstete Stimmen, dass er damit völlig neue Marktnischen zu erkennen gab, ist heute eine Selbstverständlichkeit.

Dass jazzIndeed nicht an der Idee, sondern an der Umsetzung scheiterten (ähnlich wie Global.Kryner) liegt vielleicht daran, dass sie zwar eine solide Jazzperformance abspulen, aber es nicht schaffen, den Glanz der Originale auch nur annähernd in ihrer Neuinterpretation einzufangen. Die Band muss natürlich auch damit leben, dass sie mit den Originalversionen verglichen wird, dass sich Leute mitunter auch Direktvergleiche machen - und wenn dies der Fall ist, bleibt man letzten Endes eigentlich viel lieber beim Original hängen. Alleine, weil die Originalaufnahmen meistens kratzbürstiger sind, im Gegensatz zum weichgespülten und zum Teil lieblichen Ton von jazzIndeed. "Young German Jazz" steht breit, wuchtig und stolz am Cover und auf der CD in Blockschrift, womit sich die Frage stellt, ob das alles ist, was "Young German Jazz" zustande bringt. Lau. (Manfred Horak)