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soda-presse_yk13Der Bassist Oliver Steger (Cafe Drechsler, Forms of Plasticity) hat ein neues Crossover-Projekt gegründet. S.O.D.A. verbindet auf dem Debüt-Album "Love Call" gediegenes Songwriting, das gelegentlich mutig zu aktuellen Problemen Stellung bezieht, mit groovigen Jazz, Pop und World Music. Das Gespräch fand im Radiokulturhaus-Cafe statt und zufällig hat dieser Ort auch mit der Entstehung der neuen Band einiges zu tun.

Kulturwoche.at: Wie ist das neue Projekt S.O.D.A. entstanden?

Oliver Steger: Das ist eine längere Geschichte. Ich habe die Basic-Riffs und Fragmente der Songs schon vor einiger Zeit geschrieben und dann lange nach den richtigen Musikern für dieses Projekt gesucht. Vor zwei Jahren habe ich ein Konzert gespielt, zufälligerweise auch hier im Radiokulturhaus, und dabei den Percussionisten Amirkasra Zandian kennengelernt. Auch der Keyboarder Dieter Stemmer, den ich schon lange kenne, war damals dabei und wir haben beschlossen zu jammen. So ist die Band entstanden. Wir haben dann lange Zeit zu dritt gearbeitet und erst 2011 angefangen Sängerinnen dazu zu holen, um zu schauen, wer gut zu unserem Projekt passen könnte.

Da habt ihr dann eine gute Wahl getroffen. Sarah Bidner hat ja echt eine tolle Stimme...

Ja, stimmt. Allerdings ist Sarah bei unserer Live-Tour jetzt nicht mehr dabei, weil sie eine Ausbildung begonnen hat und es sich zeitmäßig daneben für sie nicht soda-presse_yk01mehr ausgeht, auch in der Band zu sein. Deswegen haben wir jetzt Patricia Breiteck dazu genommen, die auch schon am Album zu hören ist und das passt auch sehr gut. Patricia hat auch eine ähnliche Stimmfarbe wie Sarah. Jetzt freuen wir uns schon sehr auf die anstehenden Live-Termine!

Wie lange haben die Aufnahmen zu eurem Debüt-Album "Love Call" gedauert?

Wir haben im Jänner 2012 angefangen und waren ca. Ende Juni fertig. Das hat aber wirklich alles beinhaltet, angefangen von den ersten Rohaufnahmen über das Weiterentwickeln der Songs, da ist dann noch recht viel Musik dazugekommen bis zum Mastering und Entwerfen des Layouts der CD.

Stammen die Songs auf "Love Call" im Grundkonzept alle von Dir?

Alle nicht, "Heavy Pizza" stammt vom Dieter Stemmer. Der Rest stammt von mir, allerdings ist Dieter Stemmer der Produzent des Albums und hat noch einige Sachen dazu komponiert. Wir hatten ja auch das Glück, dass wir schon vor einem Jahr für das Album mit Blue Pearls Music ein Label in Hamburg gefunden haben. Die haben zwar nicht mit produziert, aber die Arbeit an "Love Call" auch immer wieder betreut und wir haben gemeinsam besprochen, in welche Richtung das Projekt gehen könnte. Das war eine sehr angenehme Zusammenarbeit.

Der Song "Heavy Pizza" ist ja in den Credits witzigerweise der Webseite SpeiseLokal! gewidmet. Was hat es damit auf sich?

Das SpeiseLokal! macht eine gute Freundin von mir, die eigentlich Soziologin ist und mit ihrer Webseite versucht, das Wissen und die Lust auf lokale, saisonale Ernährung zu machen. Da geht es z.B. darum, wie man Gemüse gut einkochen kann, möglichst lokal Essen zu erwerben etc. Das ist wirklich ein interessantes Projekt, wo aufgezeigt wird, was Konzerne mit Nahrungsmitteln machen, wie die Konsumenten teilweise in eine Abhängigkeit getrieben werden und wie altes Wissen über lokale Lebensmittel verloren geht. Ich dachte, das passt gut zu S.O.D.A., weil wir auch eine Band sein wollen, die Stellung bezieht, im positiven Sinne und wo es möglich ist, neue Dinge in jeder Richtung auszuprobieren. Deswegen haben wir bei diesem Song wo es um gesundes, gutes Essen geht, diese Widmung für das SpeiseLokal! gemacht. Die Sängerin Lise Huber, eine Studentin von mir am Konservatorium, hat dann auch noch coolen Rap mit dieser Thematik geschrieben, der mir sehr gut gefallen hat und das haben wir dann gleich in den Song eingebaut. 

Wie sind dann noch die anderen Gäste, Trompeter Lorenz Raab und Gitarrist Johannes Specht, zum S.O.D.A.-Projekt dazugekommen?

Mit Lorenz Raab arbeite ich schon sehr lang zusammen, sowohl live als auch im Studio. Ich spiele ja auch in seiner Band mit und wenn ich jemand für Trompete oder Flügelhorn brauche, ist Lorenz meine erste Wahl. Er spielt einfach so herrliche Melodien. Was er z.B. bei "Wu Tango" gemacht hat, ist ein toller Beitrag und hat soda-presse_yk17das Album sehr aufgewertet. Mit Johannes Specht habe ich schon ca. 2005 bei der Band Forms of Plasticity zusammengearbeitet. Er spielt irrsinnig gut Gitarre, hat da die verschiedensten Sounds und Effekte drauf und ist für mich einer der besten Gitarristen Österreichs. Das hat auch sehr gut gepasst.

Du kommst ja eigentlich vom Jazz - ist S.O.D.A. jetzt dein erster Ausflug ins Songwriting-Genre?

Nicht unbedingt. Natürlich komme ich vom Jazz, aber meine Lieblingsmusik ist Contemporary Songwriting. Also Leute wie US-Singer/Songwriter Joe Henry oder der japanische Trompeter Jun Miyake. So was interessiert mich viel mehr als Jazz, auch weil mich Bands mehr interessieren als ein Kollektiv von Musikern, die nicht die gleiche Idee verfolgen, musikalisch. Es war immer schon mein Traum, ein Bandprojekt zu haben, wo jeder gleichwertig ist und sich jeder gleichwertig einbringt, und wo man versucht, gemeinsam einen Sound zu entwickeln bzw. eine gemeinsame Idee zu verfolgen. Ursprünglich komme ich ja vom Rock, und interessiere mich auch für Crossover-Projekte. Mir gefällt z.B. auch die Rock-Band Korn gut. Mir taugen einfach Bands, die einen eigenen Sound bzw. eine eigene Aussage haben, egal in welchen Genre die zuhause sind. Das kann natürlich auch instrumentale Musik sein.

Auf dem Album sind einige Songs in Deutsch, einige in Englisch und beim Song "I Do" ist das Intro in Deutsch und es geht in Englisch weiter. Hattet ihr da keine Bedenken, die Sprachen zu mischen?

Nein, das hat sich so ergeben. Wir wollten ursprünglich mit der deutschen Sprache arbeiten, doch davon war das Label nicht so begeistert. Wir hatten dann aber schon zwei Songs in Deutsch fast fertig, und haben uns dann geeinigt, dass wir die verwenden dürfen. Und beim Song "I Do", in dem es um den Unterschied zwischen Erster und Dritter Welt geht, bzw., dass es für viele Leute aus Afrika unmöglich ist, nach Europa zu kommen, war uns die Message so wichtig, dass wir das auf Deutsch gemacht haben. Wir würden uns wünschen, dass diese Schranken fallen!

Um was geht es beim Song "Living"?

Es gibt ein wahnsinnig schönes Buch namens "Where children sleeps" von James Mollison, wo 30 Kinder und ihre Schlafzimmer portraitiert werden. Da ist vom Roma-Kind, das auf dem Feld auf einer Matratze übernachtet, bis hin zum reichen Oligarchen-Kind alles vertreten und es geht darum, wie man Kindern ein schönes Zuhause geben kann. Das hat mich zu "Living" inspiriert.

Danke für das Interview!

Interview: Robert Fischer (Oktober 2012)
Fotos: S.O.D.A.

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CD-Tipp:
S.O.D.A.: Love Call
Label/Vertrieb: Blue Pearls Music/Indigo (2012)

Link-Tipps:
S.O.D.A.
Love Call (Video)
Forms of Plasticity (CD-Kritik)

S.O.D.A. live:
30 Nov 2012, 20:00, Wien, Sargfabrik
30 Dec 2012, 20:00, Wien, B72