Bevor der großartige Musiker Bernhard Eder aufbricht, um weitere Orte mit seiner Musik zu beglücken und auf ausgedehnte Tour durch Deutschland geht, nahm er sich noch die Zeit Fragen zum neuen Album "Post Breakup Coffee" zu beantworten.
Kulturwoche.at: So knapp vor Tour-Beginn. Was überwiegt im Moment: Vorfreude oder Stress?
Bernhard Eder: Natürlich überwiegt die Vorfreude. Wobei ich derzeit ziemlich im Promostress stecke und auch eine weitere Tour für Frühjahr 2013 plane.
Viele Musiker und andere Kunstschaffende meinen ja, dass das Lampenfieber im Laufe der Jahre nicht weniger wird - im Gegenteil. Gehörst du auch in diese Riege, oder bist du eines der wenigen Exemplare, die das alles ganz "cool und locker" nimmt?
Ich bin schon etwas abgebrühter als früher, aber es gibt auch Abende wo ich nervöser bin z.B. bei Release Konzerten, weil es meist die Live-Premiere der neuen Songs ist. Und bei meinem Theaterdebüt war ich auch irrsinnig aufgeregt, verständlicherweise.
Grund zur Nervosität gibt es aber auf alle Fälle nicht, denn das neue Album "Post Breakup Coffee" ist grandios. Das meine nicht nur ich - von Falter bis MICA überschlagen sich die Kritiker und sparen nicht mit Lob. Ist es in gewissem Sinn auch bisschen Erleichterung, dass etwas so Schmerzvolles wenigstens positives Echo hervorruft?
Ich bin schon ziemlich erleichtert, dass das Album so gut ankommt, da es doch ein mutiger Schritt in eine andere - vor allem auch musikalische - Richtung war. Ich bin auch froh, dass die Kritiker bis jetzt das Album trotz des Themas gut aufnehmen. Trennungsalben sind ja nicht jedermanns Sache.
Bist du allgemein ein Mensch, der Kritiken liest und sie ernst nimmt? Ich meine damit nicht nur Rezensionen deiner CDs, sondern auch allgemeine "Urteile", die andere über andere Kunstwerke fällen?
Ich versuche zumindest alle Kritiken zu lesen, und natürlich freut man sich darüber, wenn sie positiv ausfallen. Und negative Kritik muss man auch einstecken können, wobei dies glücklicherweise bei mir kaum vorkommt. Ich habe auch so meine Quellen wenn ich mir z.B. eine neue Platte zulegen will oder was auch immer - aber man darf nie vergessen, dass dies die subjektive Meinung eines einzelnen Menschen ist.
Apropos andere Kunstwerke: Dein Ausflug in die Schauspielerei, Stichwort: Die Nibelungen - könntest du dir vorstellen öfter zu schauspielern?
Könnte ich mir durchaus vorstellen, hängt aber sicher davon ab wie viel Zeit ich habe. Schauspielerei ist ja auch mit einer langen Probezeit verbunden, was für mich derzeit so gut wie unmöglich ist. Und natürlich müsste dies wieder eine Kombination von Musik und Schauspiel sein, deshalb wurde ich ja auch für die Nibelungen engagiert.
Zurück zum neuen Album. Beim Hören hatte ich gleichzeitig ein schweres und ein leichtes Herz - ein besonderes Gefühl. Die Reihenfolge der Songs stellt für mich eine chronologische Abfolge dar. Um es etwas allgemeiner zu formulieren: Der Weg aus dem Dunkel ins Licht. Könnte man es so sagen? Wie empfindest du es eigentlich, wenn du dein Album hörst?
Stimmt, das Album ist chronologisch angelegt, was allerdings ursprünglich nicht unbedingt geplant war. Die chronologische Abfolge der Songs hat sich dann allerdings auch musikalisch ergeben, umso besser. Ich höre das Album derzeit eigentlich nur noch selten - ich habe das Teil selbst produziert und abgemischt, deshalb habe ich jeden Song zigmal gehört und kenne jedes Detail in- und auswendig. Aber ich empfinde schon so etwas wie Stolz und Zufriedenheit beim Durchhören.
Was mich speziell berührt ist, dass man dem Album seine Authentizität anmerkt - dass du deinen Freunden den letzten Song "Ode to my Friends" widmest ist besonders schön. Nicht nur die Geste, sondern natürlich auch der Song. Bei der CD Präsentation im TAG sangen dann besagte 'Friends' den Chor - sehr herzerwärmend. War es eigentlich schwer, sie dazu zu gewinnen?
Nein, gar nicht. Zumindest auf der Platte waren alle sofort dabei. Manche meinten zwar, dass sie gar nicht singen können, was aber egal war, weil dies nicht der Grund ist, warum ich sie dabei haben wollte. Außerdem klingt es dadurch auch noch viel authentischer. Beim Konzert wollten dann allerdings manche nicht auf der Bühne stehen, sondern bevorzugten den Platz im Publikum.
Es ist kein Geheimnis, dass du massenweise Instrumente spielst. Ist es trotzdem wichtig für dich, mit anderen Musikern aufzunehmen. Oder kommt es ganz darauf an?
Es kommt immer darauf an was ein Song braucht. Ich nehme ja immer vorher Demoversionen zuhause auf und entscheide dann. Aber ich liebe es schon mit anderen, tollen Leuten zusammenzuarbeiten. Marlene Lacherstorfer und Markus Perner haben den Songs auf dem Album schon was ganz Besonderes durch ihr Spiel gegeben, z.B. dem Outro von "Sunday Primetime Sopa-Opera", das ist echt großartig geworden!
Als besondere Draufgabe gibt es für das neue Album auch ein Buch mit den Texten, Illustrationen und einer Bonus CD. Wie kam es zu der Idee?
Ich habe diesmal alle Texte und auch Entwürfe gesammelt in einem alten Kalender aufgeschrieben, und irgendwann kam mir die Idee mit dem Buch. Ich hab dann angefangen mir Gedanken über die visuelle Gestaltung - Fotos, Illustrationen, Collagen - zu machen und später gemeinsam mit meiner Graphikerin Elvira Stein ein Konzept entworfen. Sie und David Lipp haben dann auch noch diverse Illustrationen gezeichnet. Die Bonus CD gibt es wiederum, weil ich zu viele Songs aufgenommen hatte und plötzlich merkte, dass sich manche musikalisch nicht einfügen, sondern eher an den "alten" Bernhard Eder erinnern. Also hab ich mich entschlossen sie vom Album runterzunehmen und stattdessen dem Buch beizulegen.
Es ist ebenfalls bekannt, dass du The Beatles magst. In einer Textzeile singst du sogar, wenn ich es richtig gehört habe: "Like John Lennon sang: I'm just a jealous guy." The Beatles bzw. John Lennon als "unerschöpfliche Inspirationsquelle"? Oder sind The Beatles für dich nur eine von vielen anderen Bands, die du auch magst?
Richtig gehört. Ich hatte schon irgendwas im Kopf mit "jealous", und dann kam ich auf die Idee John Lennon zu zitieren. Als Beatles-Fan natürlich auch was Besonderes. Unerschöpfliche Inspirationsquelle... - irgendwie schon. Diesmal sind es auch die doch teilweise komplexen Backing Vocals, die z.B. teilweise an "Abbey Road" erinnern könnten. Und klar, The Beatles waren immer mehr als nur eine von vielen Bands die ich mag.
Weil wir gerade bei Bands sind. Welche aktuelle Bands und Musiker hörst du bzw. magst du? Wen kannst du empfehlen?
Ich bin gerade sehr auf das neue Album der Villagers gespannt - deren Debütalbum fand ich großartig! Dann hör ich derzeit viel und gerne The Divine Comedy - ich war natürlich auch am Konzert im Linzer Posthof - und Lone Wolf. Empfehlen kann und will ich auch noch meine "Melancholy Friends" [siehe die gleichnamige Compilation; Anm.], z.B. das neue Album von Lasse Matthiessen oder die aktuellen Werke von Tim Neuhaus und Peter Piek - er begleitet mich auch auf dieser Tour. Und natürlich auch noch die diversen Projekte von Ian Fisher, er ist ja derzeit auch ununterbrochen auf Tour.
Deine Tour, die in Kürze startet führt dich in viele deutsche Städte. Gibt es Orte, wo du besonders gerne oder besonders ungerne auftrittst, oder lässt sich das nicht so verallgemeinern?
Ich bin natürlich immer wieder gerne in Berlin, weil ich da viele Freunde und Bekannte habe und ich die Stadt auch nach wie vor sehr vermisse. Hamburg und Leipzig wird auch toll, aber grundsätzlich eigentlich alle Städte. Würzburg ist mein erstes Mal, da bin ich schon gespannt. Es hängt natürlich auch immer viel von den Veranstaltern und vom Publikum ab, grundsätzlich habe ich kaum schlechte Erfahrungen gemacht in letzter Zeit.
Du spielst immer wieder Coverversionen. Könntest du dir vorstellen, einmal ein ganzes Album mit gecoverten Songs herauszubringen? Was würdest du gerne covern?
Ich hatte schon mehrmals die Idee ein Coveralbum rauszubringen, bin mir aber nicht sicher, ob das eine so gute Idee ist. Es gab ja bereits die "Unexpected" EP, auf der sich drei Versionen darauf befanden und auf meinem Debüt waren auch zwei oben, mal sehen. Ich hab eigentlich nie den Plan etwas bewusst zu covern. Das passiert meist durch irgendwelche Anregungen oder es kommt mir plötzlich in den Sinn. Meine Mutter hätte allerdings gerne mal eine Version von "Ring Of Fire" - mal sehen ob ich ihr diesen Wunsch erfüllen kann.
Wie bei all meinen Interviews, darfst du dir zum Abschluss eine Frage aussuchen und wenn du magst auch gleich selbst beantworten.
[Bernhard Eder:] Wenn man dein neues Album hört könnte man davon ausgehen, dass du ein trauriger Mensch bist - ist das so oder hast du die Phase überwunden?
Es geht mir gut.
Herzlichen Dank und alles Gute für die Tour!
Danke!
Interview: Nadia Baha (November 2012)
Fotos: Werner Zettinig
CD-Tipp:
Bernhard Eder: Post Breakup Coffee
Label/Vertrieb: Tron Records (2012)
Link-Tipp:
Bernhard Eder