Die deutschsprachige Rockband M.b.O. war in den frühen 90er-Jahren vor allem in Wien sehr aktiv und konnte mit "Marios Brüder" auch einen kleinen Radio-Hit verbuchen. Zum 20-jährigen Jubiläum gibt es am 17.11. im Local wieder ein Konzert der Gruppe. Im Interview erzählt Sänger Martin Gruber über die recht spontane Gründung von M.b.O. 1992 und warum u.a. Kurt Ostbahn ein Fan der Gruppe war.
Wir waren mit M.b.O. zur falschen Zeit am falschen Ort, aber unsere Songs bleiben aktuell
Kulturwoche.at: Wie und wann wurde M.b.O. gegründet?
Martin Gruber: Das offizielle Gründungsdatum ist 1992. Damals gab es ja noch den Pop-o-drom-Band Contest, keine Ahnung ob es das heute noch gibt? Das war ja lange vor den ganzen Casting-Geschichten die es heute gibt. Wir haben uns damals recht spontan entschlossen mit unserer damaligen Band an dem Bewerb teilzunehmen und etwas Deutschsprachiges zu machen. Leute wie Herbert Grönemeyer hatten damals ihre größten Erfolge. Ich habe dann kurzerhand deutsche Texte für drei Nummern geschrieben und mit denen sind wir beim Pop-o-drom-Contest angetreten. Gleichzeitig haben wir denen dann dort auch ein wenig Theater vorgespielt und so getan, als wären wir von irgendwo aus Ostdeutschland. Dazu passte ja auch unser Bandnamen M.b.O., das ist die Abkürzung für Meckenburg bei Ohlheim, perfekt dazu. Das wurde geglaubt, und ich denke, wir haben dann die folgenden Vorausscheidungen auch wegen des vermeintlich exotischen Backgrounds gewonnen. Doch ab der nächsten Runde war dann sowieso Endstation, weil es schon damals wie auch heute ein Zuschauer-Contest war und wir da nichts gerissen haben.
Wie ging es dann weiter?
Von 1992 bis 1997 haben wir dann mit deutschsprachiger Rockmusik gewerkt. Ich glaube M.b.O. war schon eine Art Wegbereiter des Deutschrock. Leider waren wir mit dieser Art Musik einfach ein bisschen zu früh dran. In den frühen 90er Jahren war es bei den Plattenfirmen noch relativ verpönt Deutsch zu singen. In Österreich gab es damals außer Ambros, Fendrich, Danzer, STS - und die waren alle eigentlich old school - im deutschsprachigen Rock wenig Neues. Auch Heavy-Metal und Hardrock waren damals eigentlich ziemlich out, das hat sich dann erst mit der Grunge-Welle und dem darauffolgenden Hardrock-Revival wieder geändert.
Was waren in eurer aktiven Zeit die größten Erfolge?
Wir haben eine kleine Tour durch Deutschland gemacht, so im ehemaligen Osten. Im Zuge der Tour haben wir auch einige deutsche Radiosender besucht und haben versucht, dort Gehör zu finden z.B. bei NDR Radio Sachsen. Die haben uns eigentlich auch ganz lustig gefunden. Wir hatten schon viele Gigs, oft auch in kleineren Locations. Der Rote Engel im Bermudadreieck war sozusagen unser Stammlokal, da haben wir 1 bis 2 Mal im Monat gespielt. Wir waren als Vorgruppe auch mit Alkbottle in diversen Kaffs in den Bundesländern auf Tournee. Wir sind halt nie über ein kleines oder mittelgroßes Bühnen-Level hinausgekommen. Wir waren mit M.b.O. unserer Zeit einfach ein wenig voraus. Aber es gibt eben diese Geschichten im Leben, da muss man zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und wenn du das nicht bist, ist es halt vorbei.
Einer eurer prominenten Unterstützer war ja Ostbahn-Kurti, stimmts?
Ja. Das war die Zeit, wo wir dann unsere CD Ganz Egal aufgenommen haben, ohne Unterstützung einer Plattenfirma und nur mit den Mitteln, die uns zur Verfügung gestanden sind. Und als Gag sozusagen haben wir uns den Kurti angelacht, mit dem wir über sieben Ecken bekannt waren, und haben ihn gebeten die Eröffnungsrede bei unserer CD-Präsentation zu halten. Das hat er auch gemacht und das ganze fand auf der Alten Hefe in der Ottakringer Brauerei statt. Auch da waren M.b.O. eigentlich eine der ersten, die diese Location bespielt haben, das war damals noch ein ziemliches Novum, dort aufzutreten. Ich glaube, es war sogar überhaupt der erste Event, der dort in der Ottakringer Brauerei stattgefunden hat. Da war auch eine lustige Geschichte. Wir sind irgendwie ins Vorzimmer der Brauerei hineingestolpert und haben dann die Sekretärin traktiert, um einen Termin zu bekommen. Die Einnahmen des Abends haben wir dann dem Integrationshaus gespendet. Aber das waren alles selbstgestrickte, selbstgebastelte Aktionen, da war immer viel Eigeninitiative dabei. Eine Jahrzehnt später hat dort dann z.B. ein DJ Sven Väth die Tanzfläche zum Kochen gebracht, aber zu unserer Zeit steckten die Events in dieser Location noch in den Kinderschuhen!
Was darf man sich von eurem Jubiläumskonzert im Local erwarten?
Na ja, wir werden an die guten alten Zeiten erinnern, als es noch keine MP3-Files gab und das Internet noch gar nicht erfunden war (schmunzelt). Und wir werden natürlich unsere alten Hitte spielen. Wir hatten damals ja auch wirklich einen kleinen Hit namens Marios Brüder, obwohl es zu dieser Zeit auf Ö3 ja quasi fast ein Verbot gab, deutschsprachige Sachen zu spielen. Es gab Anfang der Neunziger einmal sogar eine richtige Demonstration über die Ringstraße, bei der, angefangen von Andy Baum, Georg Danzer, Jazz-Gitti und viele andere Prominente, heimische Musiker mitgegangen sind, um dagegen zu protestieren, dass es keine deutschsprachige Musik im Radio Ö3 gibt. In der Zeit haben wir es immerhin geschafft, dass Marios Brüder auf Ö3 gelaufen ist. Damals waren ja die Nintendo-Spiele gerade groß im Kommen, und das hat der Song thematisiert. Wenn man sich das Lied heute anhört, ist der Text immer noch hochaktuell, nur mit der Einschränkung, dass es heute noch viel ärgere Spiele gibt, wo Kids noch weitaus lieber hängenbleiben als Nintendo. Ich finde überhaupt, unsere Songs haben sich gut gehalten und abgesehen von den Liebesliedern, die sowieso immer aktuell sind, können wir mit diesen alten Sachen problemlos einen Gig bestreiten. Auch von unseren sozialkritischen Liedern wie z.B. das Stück Zeit der Wölfe, das sich gegen rechte Ideen richtet, ist vieles wirklich zeitlos und heute wie damals aktuell.
Interview: Robert Fischer (November 2012)
Live-Tipp:
M.b.O. live am Sa 17.11.2012 im Local (Heiligenstädterstrasse 31/Stadtbahnbogen 217, 1190 Wien)