Musik: @@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: EMI (2 CDs; 2004)
"Lambchop is your friend", heißt es wenig kryptisch auf der Homepage von der Band rund um Kurt Wagner. So einschmeichelnd es sich dafür auch liest, so richtig ist wiederum diese Aussage, denn mit den zwei zeitgleich veröffentlichten Alben (die im Handel aus kommerziellen Erwägungen als Doppel-CD angeboten werden) "Aw Cmon" und "No, You Cmon" bewies Lambchop einmal mehr, dass das Kurt Wagner-Kollektiv weltweit zu den interessantesten und besten Bands zu zählen ist.
Lambchop lebt ein musikalisches (Selbst-)-Verständnis aus, von dem andere nur träumen können und Kurt Wagner profiliert sich nicht nur als wunderbarer Komponist und als Autor von Texten mit surrealistischer Kraft, sondern zudem als ein Sänger, der prompt Aufmerksamkeit erhält. "Aw Cmon" und "No, You Cmon" entstanden aus der Idee Kurt Wagners täglich einen Song zu komponieren. Die Songs auf "Aw Cmon" leben vom Breitwanderlebnis, eingehüllt in opulente Streicher, quasi wie im Kino (tatsächlich agierte Lambchop auch als Filmmusikband zu Aufführungen von Murnaus Stummfilm "Sunrise" ursprünglich bei einem US-Filmfestival, im Jahr 2004 sogar im Wiener Konzerthaus). Wagner holte auf beiden Alben zudem weiter aus als auf dem wundervollen Vorgängeralbum "Is a Woman". Ging die Band aus Nashville vor zwei Jahren noch Richtung Reduktion und Stille, vereinte Wagner hier verschiedene Stile in unterschiedlicher Raumstärke. Von der plüschigen Weitläufigkeit über Bossa-Jazz bis hin zum Psychotrash mit Punkanleihen schöpft der Crooner Wagner aus dem Vollen. "There so much I want to know/In every day in every notice/the hour it is going slow/So how am I to show this/And I've got this feeling", singt Wagner in "Something's going on". Diese Wissbegierde ist, wenn man so will, das zentrale Thema hinter allem beider Alben. Wie weit kann ich gehen, wohin soll das, darf das, alles führen? Lambchop ist eine Band magischer Aura. Es entfesselt alles und bleibt komplex, verzichtet dabei auf Sentimentalitäten wie es x-beliebige Retrobands ausleben: "Our memory isn't fazed/by documentors recent assent/into the freakish phase/remember that we are the purpose/of this human race". Woody Allen führte am Ende seines Films "Manhattan" eine Palette von Gründen an, wofür es sich lohne zu leben. Ich verrate an dieser Stelle nur einen Grund aus meiner Liste: Lambchop. (mh)