"Er ist ein Dichterkomponistchansonnierpianist, wie es keinen zweiten dieser Art gegeben hat, gibt oder geben wird, also ist er zweifellos auch der beste, den es in seiner Art gibt", schrieb einmal Hans Weigel über Georg Kreisler, der 89-jährig am 22.11.2011 starb.
"Ich finde mein Judentum eine Bereicherung. Man lernt, mit einer ungewissen Zukunft umzugehen. Man erfährt am eigenen Schicksal, dass der Mensch schwach ist, und dadurch wird man energisch, sogar trotzig, was Mitmenschen angeht, und demütig in Bezug auf fast alles andere." (Georg Kreisler) Der Theaterkritiker und Schriftsteller Hans Weigel schrieb 1962 im Begleittext zum ersten Album von Georg Kreisler (jenes mit "Tauben vergiften", "Zwei alte Tanten", "Das Triangel", "Der Musikkritiker" u.v.m.) - dass Georg Kreisler ein Verschwender sei, weil er nicht wie andere bestenfalls auf einem Gebiet bedeutend sei: "Mit seinen zehn Fingern und zwei Stimmbändern lässt er (gleichzeitig!) lautwerden, was er seinem Groß- und Kleinhirn an neuartigen Kombinationen der allgemein bekannten und vielstrapazierten sechsundzwanzig Buchstaben und zwölf Töne abgeschmeichelt hat. Er ist ein Dichterkomponistchansonnierpianist, wie es keinen zweiten dieser Art gegeben hat, gibt oder geben wird, also ist er zweifellos auch der beste, den es in seiner Art gibt." 1922 in Wien geboren, lernt Kreisler zunächst Klavier und Geige, flüchtet mit seinen Eltern 1938 nach USA, wird dort erfolgloser Entertainer, kehrt 1955 "als Fremder" nach Wien zurück. Hier entdeckt er schließlich die alten Wörter seiner Muttersprache neu. Macht Kabarett in Wien und zieht von Wien wieder weg. Zunächst nach München, dann nach Berlin, letztendlich nach Basel. Im Jahr 2004 erhielt der Liedermacher, der kein Liedermacher ist, den Richard–Schönfeld-Preis für literarische Satire. In der Laudatio sprach der Kulturleiter des Hamburger Abendblattes, Hans-Jürgen Fink, über die ca. 1000 Texte, die Georg Kreisler im Lauf seines Lebens geschrieben hat: "Lieder, von denen eine ganze Reihe ohne Zweifel zum besseren Teil eines Kanons deutschsprachiger Dichtung gehören müsste, gäbe es nicht immer wieder Zeitgenossen, die glauben, diese Texte anderen Menschen nicht zumuten zu können. Aber Kritik hat ja immer der am nötigsten, der sie am wenigstens verträgt." Und: "Man möge doch zur Kenntnis nehmen, dass in der Schublade, in die er gesteckt wird, nichts Geringeres aufbewahrt wird als die Französische Revolution." Georg Kreisler starb 89-jährig in Salzburg, nach Angaben seiner Ehefrau Barbara an den Folgen "einer schweren Infektion". (Manfred Horak)
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