Musikalisch ausformulierter Positivismus hilft dem oftmals unerträglichen Weltgeschehen entgegenzusteuern. Als regelrecht aufmunternde Trostspender herhalten können die formidablen Alben "Seven Seas" von Avishai Cohen und "Forever" von Chick Corea, Stanley Clarke und Lenny White.
Seven Seas
Der in Jerusalem geborene Bassist, Komponist, Sänger und Pianist steht für gehaltsvollen Jazz mit spanischen, nahöstlichen und afrikanischen Klangbildern und legt mit "Seven Seas" ein weiteres kammermusikalisches Ethno-Jazz-Album vor. Cohen arbeitete einige Jahre lang mit Chick Corea in der Band Origin und spielte auch mit Größen wie Bobby McFerrin, Roy Hargrove, Herbie Hancock und Alicia Keys. Seine Musik strahlt ein positives Grundgefühl und improvisatorische Leichtigkeit aus, irgendwo zwischen mythologischen Kürzeln und verspielter Virtuosität. Öffnet die Schatztruhe und genießt!
Forever
"Tatsächlich", schreibt Chick Corea in den Liner-Notes, "waren das Klavier, der Kontrabass und ein kleines Schlagzeug-Set unsere ersten Instrumente. Und egal, wie viele Experimente wir auch auf elektronischen Instrumenten machten, diesen akustischen Sound lieben wir bis heute, das sind unsere Wurzeln und werden es immer sein." Gemeinsam mit seinen Musikerfreunden aus "Return to Forever" Zeiten - Stanley Clarke (Kontrabass, E-Bass) und Lenny White (Schlagzeug) - werden diese Wurzeln einmal mehr aufgespürt. Zu hören gibt es auf diesem mit intensiver Musik prall gefüllter Doppel-CD feine Nuancen und interaktive Erzählflüsse mit polyrhythmisch abgeleiteten Durchbrechungen. Jam Sessions - basierend auf Stücken von Miles Davis, Bill Evans, Thelonious Monk und anderen - standen am Anfang dieser Aufnahmen, und natürlich auch einige Neuinterpretationen von Return to Forever. Diesen Jam-Charakter hört man z.B. auf CD 2 sehr gut, wenn sich Corea und White an "Crescent" von John Coltrane neue Schneisen legen. Als Gast-Musiker mit dabei sind Jean-Luc Ponty (violin), z.B. auf seiner Komposition "Renaissance", aber auch Gitarrist Bill Connors, z.B. auf dem überwältigenden Corea-Stück "Senor Mouse", sowie die Sängerin Chaka Khan, die u. a. "I Loves You Porgy" singt. Auf CD 1 hören wir Live-Mitschnitte aus vier Konzerten in 2009 - ein Stück aus dem Konzert in Wien zu dieser Zeit (lest dazu die Konzertkritik) hat es leider nicht drauf geschafft, was freilich nicht weiter stört, den Best of Charakter hat es so oder so. Und auch das Cover - Vorder- und Rückseite zeigen einen Ausschnitt aus den unendlichen Weiten des Universums - macht Sinn und hat bereits Tradition bei Chick Corea. Stücke wie "Captain Marvel" (die Comic-Serie über einen kleinen Jungen der zu einem magischen Superheld wird), das intergalaktisch flirrende Jazz-Rock Spektakel "After the Cosmic Rain", der elektrisch genährte "Space Circus" (Corea spielt am Keyboard und Stanley Clarke bedient den E-Bass) mit einem entfesselten Jean-Luc Ponty und das abschließende "500 Miles High", bei dem das Trio jeden Moment abzuheben scheint, passen hervorragend zum Art-Work. "Forever" ist somit nicht nur Musik für Feinspitze, sondern bietet, wenn leider nur im Kleinformat, auch optisch anspruchvolles. Wer Jazz als seine Heimat empfindet kommt an diesem Album nicht vorbei. (Manfred Horak)
Avishai Cohen: Seven Seas
Musik: @@@@
Klang: @@@@@@
Label/Vertrieb: Blue Note/EMI (2011)
Corea, Clarke & White: Forever
Musik: @@@@@@
Klang: @@@@@@
Label/Vertrieb: Concord Rec./Universal (2011)
Link-Tipps:
HP von Avishai Cohen
HP von Corea, Clarke & White
Interview mit Chick Corea