Die Musikwanderung ins Wien Modern führt die beiden Wolfgänger - Wolfgang Rauscher und Wolfgang Stuchlik - vom Karmeliterviertel ins Arnold Schönberg Center und wieder zurück. Zwischen önologischen Studien sorgte das ensemble LUX für eine geballte Ladung Neue Musik.
Assoziationen zu Lebenssituationen und Emotionen sind für uns ja ein ganz wichtiger Grund, sich auf dieses musikalische Genre einzulassen (siehe dazu auch den Artikel Wien Modern: Hier hört man, was man sonst nicht hört). Der Abend als sinnliches und kommunikatives Gesamtkunstwerk. Daher überlassen wir nichts dem Zufall: Apero um 18.15 Uhr in der Spezerei (ihr müsst wissen, wir sind fast Eingeborene des Karmeliterviertels, und - noch ein Wolfgang - der Betreiber der hervorragenden Vinothek im Grätz'l, besticht durch hervorragend önologisch unterstützte Gastfreundschaft), 18.45 Uhr Abfahrt per Linie 2 zum Arnold Schönberg Center. "Das Programm erinnert mich ein wenig an die Short Cuts in Saalfelden", fällt mir auf, denn mit Arnold Schönberg, Johannes Maria Staud, Olga Neuwirth und Joanna Wotzy finden sich Komponistinnen und Komponisten hier kompakt, denen man auch andernorts im Rahmen des Festivals begegnen kann. Thomas Wally, Mitglied des ensemble LUX steuert selbst drei Miniaturen bei. So sehr mich schon alleine der Brückenschlag um den Begriff des 'Gemischten Satzes' in blühende Weingärten versetzt, in denen man sich Stunden-, Tage-, und somit ein kurzes Leben lang, Wohlfühlen und austauschen kann, so sehr berührt der Gedanke, im Rahmen von Schönbergs Streichtrio op. 45 die Ernsthaftigkeit des nun folgenden Themas zu beflügeln. 1946, also im Alter von 72 Jahren, empfand Arnold Schönberg aufgrund eines traumatischen Erlebnisses seinen eigenen Tod musikalisch nach, doch auch seine Rettung zurück ins Leben. "So wird das Abheben aus dem Alltag", wie Wolfgang meint, "sogleich auch wieder zum Eintauchen ins Ich." Und lässt nicht zuletzt auch zu, sich mit der großartigen Persönlichkeit Schönberg auf einer doch existentielleren Ebene auseinanderzusetzen. Diesem, unseren, Anspruch kommt der Abend in so inniger Weise nach, denn die Auswahl des ensemble LUX lässt in jedem der dargebotenen Werke zu, die Inspiration der Komponistinnen und Komponisten nicht nur nachzuvollziehen, sondern sich damit auch beinahe interaktiv auseinanderzusetzen, so etwa die anspruchsvolle Wanderung Stauds (Für Bálint András Varga), "die aufgrund des rutschigen Terrains nur in kurzen, Kondition und Trittsicherheit herausfordernden, Etappen zu bewältigen war." Als ebenso bereichernd stellt sich für mich auch das ensemble LUX dar. Thomas Wally schafft mit seinen eigenen kompositorischen Beiträgen nicht nur, dem Abend die persönliche Note des Quartetts (plus Klavier) zu verleihen, sondern mit ihrer Hilfe, einen aufregenden dramaturgischen Bogen zu spannen über beinahe ein Jahrhundert Neue Musik, ein Jahrhundert Innovation durch kommunikative Auseinandersetzungen. Wolfgang und meine Wenigkeit trugen den Gedanken gerne weiter in den Abend und ins Grätz'l. Begleitet diesmal von einem Grünen Veltliner aus Maissau. (Text: Wolfgang Rauscher; Foto: Michael Williams)
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