Der Bandname sorgt im Internetzeitalter, vor allem bei E-Mail-Aussendungen, für obskure Warnhinweise. 1979 gegründet, gelang den Minimalisten rund um Rudi Nemeczek ein paar veritable Hits, allen voran "Rudi gib acht" im Jahr 1984.
Irgendwann erreichte Punk und New Wave sogar Österreich und im Zuge dessen gab es eine Wiedererwachung der österreichischen Musikszene jenseits von Jazz. Interessante bzw. lustige Bandnamen tauchten plötzlich auf, sei es Rosachrom und Chuzpe, sei es Pöbel und Mordbuben AG, sei es Cosmetics und Leider keine Millionäre, sei es Tom Pettings Hertzattacken und eben Minisex, und wie sie sonst noch alle hießen, und, nicht zu vergessen natürlich, Hansi Lang und Falco, die sich von Hallucination Company und Drahdiwaberl aus ins eigene Rampenlicht rückten. Den meisten war eine musikalische Simplizität nicht abzusprechen, "und das lag daran", wie mir Hansi Lang einmal erzählte, "weil wir alle musikalisch sehr limitiert waren." Der damit verbundene Minimalismus war denn auch (mit wenigen Ausnahmen) in den Texten sehr stark zu spüren. Umso stärker dafür waren die Zwischentöne, das Parodienhafte und die zum Teil bis ins Groteske gesteigerten Überzeichnungen gegenwärtig. Oder, wie Rudi Nemeczek im Falle von Minisex meint: "A bisserl zynisch, a bisserl Fiorucci, sehr ökonomisch, schnell und minimalistisch. Dass man uns die 'österreichischen Ideal' nannte, empfanden wir als Kompliment." Minisex also. Walter Gröbchen und sein Monkey Team tat, was notwendig war, nämlich endlich einen profunden Querschnitt durch das Oeuvre von Minisex, zu veröffentlichen. "Maximum Minisex" [was a bisserl an Minimum-Maximum von Kraftwerk erinnert; Es gilt freilich die Unschuldsvermutung; Anm.] nennt sich die Doppel-CD und bietet tatsächlich einen sehr guten Überblick über das Gesamtschaffen von Minisex. Sehr schnell erinnert man sich wieder an Lieder wie "Valium", "Du kleiner Spion", "Ich fahre mit dem Auto", "Ohne Triebe", "Heiße Spur", "Das Alibi", "Eismeer", "Millionen zählen nicht" [in Zusammenarbeit mit Günther Brödl, selig; Anm.], und natürlich "Rudi gib acht" aus ihren Alben "Minisex" (1980), "Bikini Atoll" (1982), "Heiße Spur" (1983) und "Ayo" (1984), die weitestgehend auch heute noch zu überzeugen wissen. Ganz ohne Patina geht's aber nicht ab. Die 80er Jahre hört man einfach, da darf man halt nicht allzu heikel sein. Zugegeben: Ich (hatte immer schon und) hab da so einige Probleme mit diesen 80er-Jahre-Sounds. Was hingegen bei Minisex prinzipiell Bestand hat, ist deren feines Gespür für Melodien und die reizvollen Texte an sich. Und, der Vollständigkeit halber noch: Ein Lied - "Radio Atlantik" aus dem Jahr 1983 - fehlt leider, und das schmerzt (mich) besonders, da es meines Wissens nur auf Single [eh schon wissen, das kleine Schwarze mit dem großen Loch in der Mitte; Anm.] erhältlich war. Umso mehr, weil Nachzügler Singles wie z.B. "Bandit" und "Melancholie" auf dem Doppelpack durchaus vertreten sind. Vielleicht fehlt es deshalb, weil es als Die Gong Show firmierte und nicht als Minisex, obwohl neben Rudi Nemeczek auch die Minisexer Hannes Seidl und Alex Munkas mit dabei waren - und nebenbei übrigens auch Heli Deinboek und Hansi Lang. Dennoch kein Grund zum Motzen, jeder nämlich, der sich für Musik aus Österreich und deren Kontextbezogenen Geschichte interessiert, sollte sich möglichst rasch "Maximum Minisex" zulegen. (Manfred Horak)
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