Amerikanischer HipHop lebt vom Chillen, Schimpfen und bouncigen Beats. Chillig war es auch am verregneten Dienstagabend des 1. Juni 2010 im Wiener Gasometer. Selbst als die kalifornische Rapgruppe Cypress Hill früher als erwartet - sie sind ja auch nicht mehr die jüngsten - die Bühne betraten, kam nicht wirklich Stimmung auf.
Ja, ja, chillen, schimpfen und fette Beats und: das Einsetzen für die Legalisierung von Cannabis nicht zu vergessen. Ersteres ist den alteingesessenen HipHoppern wohl gelungen. Haben sie sich gerade mal zwei Meter auf der Bühne hin und her bewegt und so das Publikum immerhin motiviert mit den Köpfen zu wackeln - so richtig auf HipHop eben. Kurze Jubelschreie bei old school Klängen wie "Insane In The Brain" oder "Dr. Greenthumb" waren zwar schon drin, allerdings wohl nur aufgrund von Jugenderinnerungen und der dazugehörigen Melancholie, die ehrlich gesagt auch bei mir aufkamen, als ich die beiden Oldies da auf der Bühnen auf und ab wippen sah. Und auch das Schimpfen haben die beiden US-Rapper noch immer nicht verlernt. Von "Now your lives ain't worth a shit" ("Shoot Em Up") bis "Y'all motherfuckers need to learn" ("Can I Get A Hit") ist alles im typisch kalifornisch-kaugummikauenden-Rap-Slang drin. So kommt es wahrscheinlich, dass man B-Real und Sen Dog bei Live-Auftritten schwer verstehen kann. Oder lag es dann doch eher an der miesen Tonqualität? Über diese hätte ich nämlich fast an jenem besagten Abend noch zu schimpfen begonnen. Bobo, der Percussionist, war bestens zu hören und zeigte zuweilen auch, was er so drauf hat. Aber Rückkoppelungen der Mikros trotz einer Lautstärke, die den Bass - immerhin die Basis und das Herzstück eines jeden HipHop Tracks - nur erahnen ließ, standen im 5-Minuten-Takt am Spielplan. Hat der Tontechniker da geschlafen? Oder war er so bekifft wie die beiden Rapper, die natürlich pünktlich zu "Hits From The Bong" ihren Joint zückten und danach erst recht nicht mehr zu verstehen waren? Also, ja: Cypress Hill steht noch immer in aller Öffentlichkeit auf der Seite der Legalisierungsbefürworter von Cannabis - immerhin drehen sich ja 80 Prozent ihrer Songs um diesen Stoff - und das mit vollem Körpereinsatz, wenn man das so sagen darf. Was wohl auch der Grund dafür war, dass das Konzert bloß eine gute Stunde gedauert hat. Denn dann waren die Musiker und der Laden dicht. Das Publikum schien aber trotz Allem begeistert, erhaschte ich im Anschluss doch tatsächlich Kommentare auf der Damentoilette wie "Das war ein kongeniales Konzert" oder "Die sind echt saugeil". Auch die Props [Anm. aus dem Englischen; steht für proper respect] als die Jungs die Bühne verließen waren dementsprechend lautstark zu vernehmen. Und darum geht's ja: dass es den Leuten gefällt. Ich werde mich jedoch lieber weiterhin damit begnügen, Cypress Hill im Wiener Loft auf der mitunter schlechtesten Soundanlage der Stadt bei "20-Jahre-HipHop" Festen zu hören, somit auch zu verstehen (!) und das Tanzbein zu ihrer immer noch geilen Mucke zu schwingen. (Nathalie Wessely) Kurz-Infos: |
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