Dass Bob Dylan seine Songs in ein paar Minuten geschrieben hat ärgert ihn. Doch tröstet er sich damit, dass Leonard Cohen länger braucht. Jack Dishel aka Only Son scheint mit seinen bergkristallklaren Augen und der Lockenmähne den Telecaster wummernden 70ern entstiegen. Aus New York berichtet Denise Riedlinger.
Der in New York geborene Ex-Grafitti Künstler und Songwriter, auf Tour mit Adam Green und Regina Spektor, und gefeatured am Soundtrack des Indie-Filmhits "Juno", sagt von sich: "Ich bin sicher nicht der Typ der den Finger am Puls der Stadt hat. Ich kenne viele Menschen hier und finde sie spielen alle fantastisch." Der Rock and Roll Gott Spaß-Sound mit Jazzsolos und schriller Stimme Ich habe die Stadt kennen gelernt indem ich auf ihr geschrieben habe Nachdem auch Jupiter One ihr Set beendet haben, hat Only Son kurz Zeit für ein Interview: "Ich bin gebürtiger New Yorker, und es ist immer noch eine Riesensache für mich, ich liebe diese Stadt. Es gibt hier einen Spirit den ich nirgends sonst fühle. New York ist in mir, ich trage es in meiner Person. Menschen von überall kommen hierher dieser Qualität wegen, für die ich keine Worte finde. Ich war früher Grafitti Writer, ich habe die Stadt kennen gelernt indem ich auf ihr geschrieben habe. Inzwischen habe ich zur Gitarre gewechselt. Ich spiele aber nicht die besten Instrumente. - Du kannst die beste Gitarre haben, manchmal ist die Hose die Du auf der Bühne anhast aber ebenso wichtig wie Dein Instrument, beides muss authentisch sein. Ich glaube auch, dass nicht Du die Musik wählst, sie wählt Dich. Ich habe keine Wahl, ich MUSS Musik machen, das ist mehr als etwas nur zu wollen. Es ist eine Notwendigkeit. Manchmal bin ich frustriert dass Bob Dylan seine Songs in wenigen Minuten schrieb. Dann aber denke ich, Leonard Cohen hat auch lange gebraucht." Danach ist es soweit, Dishel geht auf die Bühne. Die Residency in seinem Lieblingsklub für lokales Publikum, unter ihnen viele Freunde und Musikerkollegen, ist für ihn etwas Spezielles. Seine Musik, klassische Rocksongs, ist solide, nichts Besonderes, aber was es ausmacht sind die Hosen. Oder vielmehr - die Augen. Dieser Mann hat Augen die einen mit einer unwiderstehlichen Direktheit ansehen und doch Lichtjahre weit entfernt wirken. Das Lächeln, die Bühnenpräsenz und die intelligenten Texte unterscheiden Only Son von so vielen anderen New Yorker Rock Acts. Beatboxer und Komödiant Den Abend beendet Reggie Watts. Noch nie gehört, denke ich mir. Abgesondert und in sich gekehrt ist dieser Typ den ganzen Abend da gesessen, dass er der vierte Act ist überrascht mich. Und wie er überrascht. Nach 30 Sekunden hat Reggie Watts die 100 dicht gedrängten Menschen in diesem kleinen Klub gepackt und lässt sie für die nächsten 30 Minuten nicht mehr los. Dieser Künstler, Sänger, Beatboxer und Komödiant hat seine vielen Alter Egos bis ins kleinste Detail ausgelotet. Eingebettet in mit der Loop Station eingesungene, in Jazz, Dub, Doo-Wop und Hip Hop beheimatete Arrangements gibt er den schwulen Showmoderator mit dem falschen britischen Akzent, einen "Rap" mit relativ vielen Fäkalreferenzen und stimmliche Drumsolos die einen jeden Alltagsstress vergessen lassen. Das Rezept soulige Stimme, Loop Station, Delay und Vocal Beats geht voll auf. Punkt Mitternacht ist die Show vorbei. Dishel wirkt entspannt und kein bisschen müde. Von allen Seiten regnet es Gratulationen und nette Worte. Denn was New York, neben dieser unbeschreiblichen Qualität, noch ausmacht ist, dass, wenn man hier was wirklich Gutes auf die Beine stellt, man die Liebe spürt. (Denise Riedlinger) |
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