Mit ihrem Slow Motion Orchestra sorgt die norwegische Sängerin Solveig Slettahjell bereits seit einem guten Jahrzehnt für Aufsehen, der internationale Durchbruch gelang ihr 2004 mit "Silver", und nach "Domestic Songs" (2007) veröffentlicht sie nun mit "Tarpan Seasons" 12 neue Lieder.
Fans von Kurt Weill und Tom Waits sollten sich mit der Musik von Solveig Slettahjell Slow Motion Orchestra eingehend beschäftigen. Die Norwegerin entwickelt mit unwiderstehlichen Melodien und vollkommen klischeefrei, sich verschiedener Stile bedienend, eine eigene Signatur. "So what is it then / that thrills you / that moves you / that makes you click" fragt sie gleich zu Beginn im Lied "Precise Content" und sofort ist man gefangen in ihrem Musikkosmos. Man verliert sich in ihren Wechselbädern opulenter Orchesterklänge und intimer Phrasierungen. Balladen im Slow- oder Mid-Tempo (die Band heißt ja schließlich nicht grundlos Slow Motion Orchestra) in den Spannungsfeldern Country, Jazz und Psychedelia, mal in spiritueller Helligkeit, mal in düsterer Melancholie, mal in doppelbödiger Versponnenheit, mal in sensibler Demut, mal in schräger Abgehobenheit. Herausragend nicht nur die musikalische Umsetzung, sondern auch die poetischen Texte, wobei drei davon übrigens Emily Dickinson zugeschrieben sind ("Your River", "Visit", "A Day"). Herausragend die zwei Songs "Right as Rain" und "December Song", wobei sich ersteres auf ein Lied von Joni Mitchell aus dem Album "Hejira" bezieht und zweiteres eine quasi Fortführung von Weills "September Song" ist. Dazu ihre stark präsente, aber nie übertriebene, Gesangsstimme, z.B. wenn sie in "Be Steady" singt "And if you fall / please let me / carry you" und ihr Slow Motion Orchestra zu überbordenden Fantastereien und orgeligen Höhen führt, oder wenn Solveig Slettahjell im stark Waitsigen "Visit" die amerikanische Dichterin aus dem 19. Jahrhundert vertont. Höret und genießet. Berührend, intensiv, unvergleichlich. Es gibt zurzeit (Stand: März 2010) kaum etwas Besseres. Und im März 2010 gastieren die Norweger auch in Wien, nämlich am 24. im Porgy & Bess. Klarerweise ein Pflichttermin. (Manfred Horak)
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