salif_keita_live_teaserBevor Fadesse eintrat, machte Keita das einzig richtige: Der weißgewandete Sänger kniete sich nieder und sagte, sinngemäß: "Bitte, erhebt euch von euren Sitzplätzen und tanzt, denn Musik aus Afrika ist Musik zum Tanzen!"
 

Das Abschlusskonzert des Festivals "Salam.Orient.2005" brachte einen der einflussreichsten Musiker aus Mali ins ausverkaufte Wr. Konzerthaus: Salif Keita. Überraschend zurückhaltend begann das Set, das zumeist vom neuen hervorragenden Album "M'Bemba" (2005; Universal) stammte, und das hatte freilich seinen guten Grund. Das Wr. Konzerthaus ist ja nicht wirklich auf Tanzmusik eingestellt und so blieb die Stimmung zu Beginn eine bescheidene. Herr Keita und seine feine Band spulten die Songs routinemäßig runter, zwischendurch bedankte sich der Sänger bei seinem "spirituellen Freund" Joe Zawinul, musikalisch blieb das Ganze bemüht aber glanzlos.

Bevor aber Fadesse eintrat, machte Keita das einzig richtige: Der weißgewandete Sänger kniete sich nieder und sagte, sinngemäß: "Bitte, erhebt euch von euren Sitzplätzen und tanzt, denn Musik aus Afrika ist Musik zum Tanzen!" Und so kam es wie es kommen musste, das Publikum befreite sich vom Zwang auf den Sesseln zu kleben und unruhig mit den Füßen zu wippen, stand geschlossen auf und feierte die Befreiung, feierte Salif Keitas groovende wie melodiöse Musik aus Mali. Nicht nur das Publikum erhob sich also, sondern auch die Laune der Musikanten hob sich deutlich. Beinahe hatte es den Anschein einem - zukünftig betrachtet - legendären Konzert beizuwohnen, da manche Songs tranceartig rüber kamen, dass es nur so eine Freude war. Die beiden hervorragenden Sängerinnen legten dabei den Grundstein dafür, wie auch diverse Soli auf z.B. Simbi, einem traditionellen harfenähnlichen Instrument, bis hin zu den altbekannten Instrumenten von Perkussion und Schlagwerk bis E-Gitarre. Der König aus Mali diente dabei oft einzig als Impulsgeber und Ideenlieferant, steuerte die Band, ließ sie los, damit die Band ins freie Spiel fallen konnte, und holte diese wieder zurück.Nach einigen fantastischen Tanznummern schraubte er das hohe Tempo zurück, schaltete ein paar Gänge runter, bis er letztendlich gemeinsam mit seiner akustischen Gitarre und den zwei Sängerinnen einen Folkgospel hinlegte, das in seiner Intensität wohl der Höhepunkt des Konzerts darstellte. Danach schickte er seine zwei fantastischen Sängerinnen auf Kurzpause, war also auf sich alleine gestellt. Heraus kam eine selten fragile Performance, das dem Publikum, wie bereits im Song davor, den Atem anhalten ließ. Die berühmte Stecknadel hätte jedenfalls einen ordentlichen Krach gemacht, wäre eine zu Boden gefallen. An diese Intensität reichte der Rest des Konzerts jedoch leider nicht mehr heran, weder in den groovenden Mid-Tempo-Liedern noch in den tempomäßig höher geschraubten Songs, was der allgemeinen Begeisterung allerdings keinen Abbruch tat. Ein erinnerungswürdiges, aber kein legendäres Konzert. (Manfred Horak)