Janis Siegel, ein Viertel der weltberühmten Vokalgruppe The Manhattan Transfer, sprach mit Manfred Horak über alte Lieder und neue Irrtümer in der Musik.
Das weltberühmte Vokal-Quartett The Manhattan Transfer veröffentlichte in den Jahren 2003 und 2004 Album Nummer 21 und 22 seit der Gründung 1969, namentlich "Couldn't Be Hotter" und "Vibrate" (beide Telarc). Mit erstgenanntem brachte das Gesangskollektiv Janis Siegel, Cheryl Bentyne, Alan Paul und Gründer Tim Hauser deren zufriedenstellendste Live-Dokument auf den freien Weltmarkt - obwohl deren größter Hit, das von Joe Zawinul komponierte "Birdland", fehlt.
Das ist nun mal der Standard von heute
Dass Janis Siegel davon gar nichts wusste, sie diesen Umstand mit einem überraschten "Oh, really?!" quittierte, und erklärte, dass sie "Birdland" so gut wie bei jedem Konzert singen, war vielleicht nicht das Highlight des Interviews, aber interessant genug, denn somit wissen wir, dass Janis Siegel zu Hause nicht The Manhattan Transfer hört. Janis Siegel ist aber nicht nur ein Viertel Manhattan Transfer, sondern auch Sängerin mit eigener Solokarriere. "Sketches of Broadway" (2004) ist das nach "I Wish You Love" (2002) und "Friday Night Special" (2003) dritte bei Telarc erschienene Solo-Album, auf der sie unter den Arrangementfittichen von Gil Goldstein alte Broadway-Songs zum Besten gibt. Songs, wie sie meinte, die eine Qualität besitzen, die heute noch unübertroffen sind. "Ich weiß nicht woran das liegt. Aber schau dir nur Andrew Lloyd Webber an, der macht doch schrecklich schlechte Lieder. Das ist aber nun mal der Standard von heute."
Was könnte besser sein als auf der Bühne zu stehen und vor einem Publikum singen zu dürfen?
Mit ihren Soloausflügen kann Janis Siegel ihre eigene Ausdrucksmöglichkeit verwirklichen, was als Sängerin bei The Manhattan Transfer nicht immer möglich ist. Die Kombination aus beiden aber mache sie zu einem rundum glücklichen Menschen. Und nun zur Energiegewinnung. Musik, so Janis Siegel, halte jung. "Du bekommst außerdem eine Menge Energie vom Publikum, das spüren wir immer wieder wenn wir live singen. Auf Konzerttournee zu sein, hält zudem das Bandfeeling aufrecht. Was könnte besser sein als auf der Bühne zu stehen und vor einem Publikum singen zu dürfen?" Die Auswahl von Songs für die Arbeit an einem neuen Studio-Album funktioniert bei The Manhattan Transfer auf demokratischer Basis. Jede/r bringt seine Vorschläge ein und nach dem Ausschlussprinzip bleiben in Folge die Songs übrig, die in den Welthandel kommen. Und A Cappella? "Das war nie wirklich ein Thema für uns. An manchen Konzertabenden singen wir zwar ein bis zwei Songs A Cappella, aber zwei Stunden lang kann ich mir das nicht vorstellen. Ich bin ein großer Fan von Bobby McFerrin und mit ihm befreundet. Ihn alleine auf der Bühne agieren zu sehen ist jedes Mal ein Erlebnis für mich. Ich fragte ihn mal, wie er das schafft. Er sagte, dass er mit Zeitlimits begann. Zunächst fünf Minuten lang, dann zehn Minuten usw., bis er zur Gänze auf den Pianospieler verzichten konnte." (Text: Manfred Horak; Fotos: Manhattan Transfer Archiv; 2005)
The Manhattan Transfer
Couldn't Be Hotter (Telarc)
Vibrate (Telarc)
Janis Siegel
Friday Night Special (Telarc)
Sketches of Broadway (Telarc)