Mit einem Patchwork an Klanggebäuden wartet Yello, dahinter stecken der Soundtüftler Boris Blank und der Textlieferant Dieter Meier, bei ihrem 30-Jahr-Jubiläum auf. Touch Yello ist ein extravagantes Hörvergnügen, das hervorragend funktioniert.
"Inspiration?", fragte Boris Blank bei unserem Gespräch nach, um in der Sprache eines Bildenden Künstlers zu antworten: "Das könnte am Anfang eine Wüste sein, die ich zeichne, die sehr leer und sehr weit ist, am Schluss kommen immer mehr Fragmente und Farben dazu, dann wird es statt einer Wüste eine Großstadt mit urbanen Elementen und am Schluss ist es New York. Es entwickelt sich also einfach wie ein Zusammensetzspiel, in denen keine Bilder zu erkennen sind und erst am Schluss ergibt sich dieses Bild, die eher zufällig entstehen." Für "Touch Yello" standen 75 Tracks von Blank zur Verfügung - die meisten davon konnten freilich nicht verwendet werden, 14 sind letztendlich übrig geblieben. Das Fundament für die Fertigstellung des Albums war jedenfalls gewaltig und so auch das Endresultat. Es beginnt gleich mal mit einer markanten Yello-Signatur namens "The Expert". Das ist Yello auf der Höhe ihrer Kunst, genau das was sich ein Yello Fan erwartet, erhofft und was einem auch nach 30 Jahren nicht müde werden lässt Yello zu hören. Gastmusiker sind auch wieder dabei, auf insgesamt sieben Tracks, nämlich Trompeter Till Brönner - der u. a. auf dem Wortspielverliebten Instrumental "Till Tomorrow" seine smoothe Jazztrompete erklingen lässt, aber auch die Sängerin Heidi Happy - die sowohl im Duett mit Meier wie auch mit Blank zu brillieren weiß, sowie Flötistin Dorothee Oberlinger im hervorragenden Schlussstück "Takla Makan". Selten (vielleicht bei Theodossii Spassov ausgenommen) klang ein Flötenspiel mythisch-verklärter, psychedelischer, und so gar nicht dem Klischee eines Flötenspiels entsprechend. Yello schraubt sich mit diesem Album endgültig wieder diversen Zeitgeistsounds los, macht das, was sie immer schon am Besten konnten, ihre eigene Musikwelt. Meistens klingt das sehr urban, diesmal fließen aber durchaus auch sanfte Landschaftsstriche mit ein. Verhatschte Funk-Rhyhtmen, eine Prise Jazz, Wolkenkratzersounds, elektronische Seelenkunde, atmende Sphärengegenden vermengen sich so in einem mystischen, magischen Füllhorn. "Yello is back", heißt es auf dem Cover-Sticker. Yes, they are, und wie! (Manfred Horak)
CD-Tipp:
Yello - Touch Yello
Musik: @@@@@@
Klang: @@@@@@
Label/Vertrieb: Polydor/Universal (2009)