Vor dem Abschluss-Konzert Ihrer herbstlichen Mini-Tour 2009 durch
Deutschland und Österreich im Wiener B72, nahm sich Wallis Bird Zeit, um mit
Robert Fischer über ihr Anfang 2010 erscheinendes zweites Album "New Boots" zu sprechen.
Die 27-jährige Musikerin aus Irland verarbeitet in "New Boots" die privaten Ups and Downs, die sich in den zwei Jahren seit der Veröffentlichung ihres in Deutschland und England sehr erfolgreichen Debüts "Spoons" ereignet haben. Auf der Bühne verwandelte sich die zierliche Musikerin kurzerhand in ein temperamentvolles Energiebündel, das mit Unterstützung ihrer vierköpfigen Band am 28. September 2009 das gut gefüllte B72 mit ihrer Energie komplett mitriss und den kleinen Club in wenigen Minuten in eine verschwitzte Sauna voller begeisterter Fans verwandelte. Kulturwoche.at: Hi Wallis, du bist heute schon zum dritten Mal in Wien bzw. Österreich, richtig? Wallis Bird: Ja genau, das erste Mal war im Porgy & Bess [beim Bluebird-Festival 2008; Anm.], im Sommer 2009 waren wir am Frequency-Festival und heute eben im B72! Als ich deinen Namen Wallis Bird zum ersten Mal hörte, habe ich mich ein wenig gewundert. Ist das dein richtiger Name? Ja. Wallis kommt aus Amerika von Wallis Simpson und Bird kommt auch aus Amerika oder England, da bin ich nicht ganz sicher. Aber es gibt sehr wenige Familien in Irland, die Bird heißen, also ist es schon irgendwie ein merkwürdiger Name. Aber in Irland gibt es ja überhaupt sehr eigenartige Namen! Und hat 'Wallis' irgendeine spezielle Bedeutung? Nein, das ist einfach nur ein Name, den meine Mutter mochte, mehr nicht. In Kürze erscheint dein neues Album 'New Boots'. Was unterscheidet es von deinem Debütalbum 'Spoons' von 2007?
Na ja, bei 'Spoons' habe ich Lieder aus meinem ganzen Leben
verwendet, während 'New Boots' aus Songs aus den letzten beiden Jahren besteht.
Es ist Darum auch der Titel 'New Boots'? Neue Songs, neue Instrumentierung?
Ja, genau. Das neue Album war für mich wie eine Therapie. Die
Songs dieser CD haben mich durch die emotionalen Ups and Downs der letzten
beiden Jahre Es heißt ja auch immer so schön, 'für das erste Album hat man das ganze Leben Zeit, für das zweite nur zwei Jahre.' Wie lange haben die Aufnahmen bei dir gedauert? Fast zwei Jahre. Zuerst bin ich mit 'Spoons' ca. 1 Jahr getourt, und im nächsten Jahr habe ich mir eine kleine Auszeit genommen, bin nachhause gefahren und habe nur etwas aufgenommen, wenn ich Lust dazu hatte. Habe mir mit dem Aufnehmen also Zeit gelassen. Der reine Aufnahmeprozess für 'New Boots' hat acht Monate gedauert, aber gesamt gesehen hat es zwei Jahre gedauert, um die neuen Songs zu schreiben, alles unter einen Hut zu bringen und das Album fertigzustellen. Hast du einen Lieblingssong auf 'New Boots'?
Ja, 'Made Of Sugar'. Aber mehr wegen der Instrumentierung
als wegen dem Text. Es war der erste Song, den wir im Studio aufgenommen haben,
und ich Wenn du einen Song schreibst, was kommt zuerst? Text oder Melodie? Meistens kommen sie gemeinsam. Es ist lustig, weil ich keine fixe Struktur oder Formel habe, wenn ich einen Song schreibe. Die Songs schreiben sich selbst. Ich spiele teilweise einfach ewig vor mich hin, wie ein Mantra und dann ist plötzlich ein Song da! Es ist wie eine Geburt, der Song wächst und wächst, bekommt Beine und Arme, ein Herz und eine Seele und einen Sound. Für mich ist einen Song zu schreiben, wie schwanger sein. Er wächst in dir, und du bemerkst es nicht, bis er auf einmal geboren wird und da ist. Und du lernst von ihm. Ist auch die Zeitdauer, in der die Songs entstehen, unterschiedlich? Ja, bei manchen Songs dauert es Jahre, sie fertigzustellen. Andere sind in zwei Wochen fertig. Jeder Song ist anders. Wer sind deine musikalischen Vorbilder? Klassische Singer/Songwriter wie Bob Dylan oder Joni Mitchell? Also auf jeden Fall Ani Di Franco, weil sie stark ist und sich um keinerlei Vorgaben schert. She don't give a shit! Ihre Musik spricht mich sehr an. Aber noch viele andere Interpreten, zu viele, um die alle jetzt zu nennen. Obwohl mich viele Leute mit Dylan und Mitchell vergleichen, habe ich witzigerweise mit den beiden gar nicht so viel am Hut. Klar weiß ich, wer sie sind, aber ich höre sie nicht oft. Ich bin mit ganz unterschiedlicher Musik aufgewachsen, von Abba bis Frank Zappa. Viel Pop, viel Metal, viel traditionellen Folk, auch Jazz. Meine Familie war sehr offen für alle Arten von Musik. Du bist ja sehr viel auf Tour. Welche drei Dinge hast du immer dabei, wenn du auf Tour gehst? Also erstens Bilder von zuhause. Dann meine stress balls bzw. Anti-Stress-Bälle, die knete ich immer zur Entspannung. Und mein Tagebuch bzw. mein Notizbuch, in das ich täglich schreibe.
Das Interview führte Robert Fischer. |
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