mit den Schlagworten:

natalie-cole-2009-liveEinen "Unforgettable" Konzertabend bescherte Natalie Cole dem Wiener Publikum am 25. Oktober 2009 im Konzerthaus. Einen unvergesslich schlechten, nach Gnade rufenden.






Die Tochter von Nat 'King' Cole ließ an diesem Abend kein Fettnäpfchen aus und verhöhnte das Wesen von Jazz. Dabei fing es gar nicht mal so schlecht an, die Band swingte fröhlich vor sich hin, Natalie Cole eröffnete dem Publikum, dass sie die schönsten Lieder mithabe und dass wir uns alle eigentlich nur relaxt zurücklehnen, und wahlweise mit den Fingern mitschnippen, mit den Füßen mitwippen oder mit dem Kopf mitwackeln bräuchten - der Rest sollte auf uns einwirken und puren Genuss bringen. Jedoch kam alles anders. Kurz nach diesem verheißungsvollen Intro zogen erstmals an diesem Abend eigenartige Orchesterklänge und Bläsersätze durch den Saal, obwohl die Instrumente weder nach Geigen noch nach diversen Blasinstrumenten aussahen, sondern eher wie Gitarre, Bass, Schlagzeug, Klavier. ... - ... Ach, da sitzen ja noch zwei Musiker auf der Bühne. Mit Keyboards. Ist ja toll. Drückt man diese Taste, fliegt einem eine ganze Big Band um die Ohren und drückt man eine andere, flirren die tollsten Stringsätze herum. Und, hej! - da gibt es ja noch eine Person, ganz am Rande der Bühne, der darf, immerhin zweimal am Abend, eine weitere Taste betätigen, damit Papa Nat, selig, und Tochter Natalie singen, eingetaucht im größten Orchester der Welt. Und was passierte währenddessen mit den vier Musikern, die ohne Keyboards auskommen mussten? Die wurden regelrecht erdrückt. Atempause gab es zwischendurch nur selten, einmal bei einer zumindest ansatzweise witzigen Version von "A-Tisket A-Tasket" von Ella Fitzgerald, ebenfalls selig, und einmal beim Papa Cole-Klassiker "Mona Lisa", das dankenswerter und überraschender Weise nur auf dem Flügel begleitet wurde. Eigentlich kurios das Ganze, denn was bezweckt Natalie Cole damit? Damit wir wissen, wie ihre Alben klingen? Dafür braucht man kein Live-Konzert. Oder sind kurzerhand gefühlte 20 bis 30 Musiker erkrankt und es blieb keine Zeit die Lieder neu zu arrangieren? Apropos: So wirklich richtig unwohl wurde mir, als sie es tatsächlich zustande brachte ein Lied von Michael Franks zu verhunzen, zugepflastert bis zum geht nicht mehr. Und ein Keyboard-Intro kam sogar wie "Der Placido Domingo" von Ringsgwandl daher. Was Ringsgwandl persiflierte wurde hier traurige Wahrheit. Mit dem letzten Lied vor den Zugaben und bei den Zugaben (ja, es gab tatsächlich welche) war plötzlich alles anders, denn hier durfte die Band agieren. Vier Lieder mit einer agilen Jazzband und mit einer auf die Band reagierenden Sängerin. Aber da war es längst schon zu spät, der unvergessliche Ärger zu groß. Unvergesslich? Unerträglich! (Manfred Horak)


Kurz-Infos:

Natalie Cole live am 25. Oktober 2009 im Wiener Konzerthaus

Bewertung: @