Der aus Tunis stammende Oud-Spieler und Komponist Anouar Brahem
legt mit "The Astounding Eyes of Rita" ein Album mit großen Erzählungen und
lyrischer Kraft vor ohne Worte gebrauchen zu müssen. Gewidmet sind die
Instrumental-Poesien dem verstorbenen Schriftsteller Mahmoud Darwish.
Nach seiner dritten Herzoperation ist Mahmoud Darwish am 9. August 2008 in einem Krankenhaus in Houston gestorben. Er war der Götterliebling unter den arabischen Schriftstellern, eine Diva, ein Superstar - in den siebziger und achtziger Jahren füllte er in der arabischen Welt die Fußballstadien und in den letzten Jahren wurde er immer wieder auch als Nobelpreiskandidat gehandelt. Wenn er las, war vor lauter Groupies kein Durchkommen. Er war das zunehmend selbstkritische Gewissen Palästinas und seine letzten Gedichte, wie z.B. jene im Gedichtband "Wir haben ein Land aus Worten" (Ammann Verlag), sind reine Gedankenlyrik, oft in parabolischer Form um den israelisch-palästinensischen Konflikt kreisend verfasst, versöhnlich und ohne große Rhetorik. Mahmoud Darwish. Ihm widmet Anouar Brahem sein im September 2009 veröffentlichtes Album "The Astounding Eyes of Rita" - diese zarte, kostbare und langsam wachsende Pflanze an erzählender Musik, ebenfalls Gedankenlyrik, gewissermaßen, die anstelle von Worten Oud, Bassklarinette, Bass und Darbouka bzw. Bendir einsetzt. Erzählt wird von den Liebenden aus Beirut, von einem Stopover in Djibouti, vom Tanz mit den Wellen - und es wird vom Dorf Al Birwa nahe der nordisraelischen Stadt Akko berichtet, dem Geburtsort von Mahmoud Darwish. Der Oud-Spieler begibt sich also auf Spurensuche. Gemeinsam mit seinen Musikerfreunden Klaus Gesing, Björn Meyer und Khaled Yassine legt er eine auf Traditionen beruhende progressive Musikstrecke zurück, die alleine aufgrund der doch ungewöhnlichen Instrumentenkombination für erhöhte Aufmerksamkeit sorgt, erst recht dann, wenn man hört, wie diese Klangkörper zueinander finden und auf höchster Ebene voneinander profitieren. (Manfred Horak)
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