Transglobal Underground
Es ist schwer, ja unmöglich, die Musik von TGU korrekt zu
bezeichnen. Sicherlich zieht sich ein "World Music"-Faden nicht nur durch die Namen
der ausgezeichnet produzierten Tracks, sondern auch durch die Musik selbst. Acid Jazz, Ambient, Hip
Hop, House, Techno oder Trance: Wie auch immer die Schublade schließlich lautet, ihr
Einfluss ist überall spürbar, eben trans-global - manchmal wohlwollend, manchmal voller
Spaß, manchmal tief unter der Oberfläche, manchmal sehr schön, so schön, wie Legenden
& Märchen aus 1001 Nacht, erzählt bei einer wilden Bhangra-Nacht und immer
geheimnisvoll... Transglobal Underground bewahrt sich einen unfassbaren Rest. Nicht
umsonst beruft sich TGU auf die eigenwilligen Klänge der Experimental-Krautrock-Band Can. Abgesehen davon, dass ihre Sounds fast immer tanzbar sind, ist bei diesen
Klang-Anarchisten nur sicher, dass man nicht weiß, was auf einen zukommt. Das gilt für Konzerte
ebenso wie für neue Platten. Ihr Album "Impossible Broadcasting" (2004) war eine
Einladung, ihre Welt zu betreten. Zuletzt betrat "Moonshout" die Welt aller
anderen. Es ist ihr bislang wohl ehrgeizigstes Projekt. "Moonshout" ist die
Antwort auf die offensichtliche Frage, die TGU immer wieder gestellt wird: "Wie
schaffen es eure Ohren, das undefinierbare zu definieren?" "Moonshout" ist ein
Album, das große Distanzen zurücklegt und verschiedene Stimmungen bereist und
mit einigen der Dancefloor-freundlichsten Songs, die TGU jemals gemacht haben.
Der Sound und die Einflüsse kommen von überall her, aber die Quelle ist ganz
klar TGU’S Geburtsort London. Transglobal Undergrounds Line-Up, das sich über die Jahre
endlos verändert hat, konzentriert sich heute auf Drummer und Programmierer
Hamid Man Tu, Geschichtenerzähler, Sänger, Chanter und Percussionist Tuup,
Instrumentalist Tim Whelan sowie Sitarist und Bassist Sheema Mukherjee. Aber
sie erweitern sich stetig mit einer großen Anzahl an regelmäßigen Gästen sowie
einigen neuen Gesichtern, v.a. Sänger Krupa, der beim Bollywood- Pop-lastigem "Emotional
Yoyo" dabei ist. Abgesehen davon, dass ihre Sounds fast immer tanzbar sind, ist
bei Transglobal Underground, wie bereits erwähnt, nur sicher, dass man nicht
weiß, was auf einen zukommt.
Dreadzone
Wie der Name vermuten lässt, ist hier Reggae und Dub im
Haus. Die stilistischen Feinheiten lassen wir mal außen vor, denn Roots-Reggae und Dub im
traditionellen Sinne wird man bei Dreadzone vergeblich suchen. Vielmehr toben die Briten sich
weidlich mit Samplern und Sequenzern aus, was zu einer Melange führt, die sich nicht
so recht an Genregrenzen festmachen lässt. In einer wilden Mixtur wird ziemlich alles
durcheinander gemixt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Vergleiche kann man, wenn man
unbedingt will, mit Leftfield ziehen. Deren Vorlieben für die Transformation der für Reggae
typischen rollenden Basslines in Four To The Floor Beats teilen auch Dreadzone. Das war's
dann auch schon mit Gemeinsamkeiten. Der Ursprung von Dreadzone liegt in der Formation Screaming
Target, die ihrerseits aus den Überresten von Big Audio Dynamite hervorgegangen ist. Diese
wiederum wurden nach Auflösung von The Clash von Mick Jones gegründet. Schwuppdiwupps haben wir eine um-die-Ecke-Beziehung zum Punk.
Verwirrend? Ja? Super, denn in diesem Stil geht es weiter. Drei Namen stehen bei Dreadzone im Mittelpunkt. Tim Bran,
Greg Roberts und Leo Williams. Bran, seines Zeichens Multiinstrumentalist (Bass,
Schlagzeug, Keyboard) und Produzent arbeitete schon mit Julian Cope, Londonbeat, den
Dreamwarriors und Kylie Minogue zusammen, bevor mit Dreadzone die Luzie abging. Zwar hatte
die Band schon im August 1994 eine Audienz bei Radio-Papst John Peel, das Ergebnis
ließ sich jedoch erst 2001 auf "The John Peel Sessions" bewundern. Bis 1997
veröffentlicht das Trio vier komplette Alben, bevor mit "Biological Radio" auch in Deutschland
mehr als ein Achtungserfolg gelingen konnte. Vier Jahre wurde es danach still um Dreadzone. 2001
erschien dann die Bombe - schlicht "Sound" betitelt - und sorgte für
Partystimmung auf europäischen Festivals.
Oojami
Necmi Cavli, treibende Kraft hinter dem anglo-türkischen
Worldbeat-Projekt Oojami, hat keinen griffigen Namen für seine Musik. Oojami ist eine
Abwandlung des britischen Slangwortes "Oojamaflip", der immer dann zum Einsatz kommt,
wenn einem ein Wort nicht einfällt. Genau deshalb, so Necmi, passt der Name
hervorragend zur undefinierbaren musikalischen Identität der Band. "Wir reflektieren einfach
die Kultur und den Sound von North London", sagt der studierte Wirtschaftslehrer, DJ und
Musiker nicht ganz ohne Stolz. So wie sein Geburtsort, das lauschige Fischerdorf Bodrum,
heute zu den beliebtesten Reisezielen der türkischen Mittelmeerküste zählt, hat sich
auch sein musikalisches Umfeld stark verändert. Von Bands wie Transglobal Underground fühlt
er sich zwar an "die Musik meiner Kindheit" erinnert, spürt zugleich aber auch den
innovativen Schub, der sich aus der Kombination orientalischer Tradition und avancierter
Elektronik generieren lässt. Er befasst sich intensiv mit der britischen Rave-Kultur,
insbesondere der multikulturelle Spirit des Glastonbury Festivals hat es ihm angetan. Er wird selbst
DJ, spielt unter anderem in der zum Szenetreff mutierten Union Chapel im Stadtteil
Islington. Dort selbst inszeniert er regelmäßig in seiner eigenen Hubble Bubble Club-Nacht den musikalischen
Wettstreit zwischen Ost und West - zwischen Oud und Darbouka auf der
einen und knackig programmierter Elektronik auf der anderen Seite. Auch die orientalische Tradition ist bei ihm zu finden –
türkische Einflüsse sind das zentrale Thema – aber ebenso asiatische und afrikanische Elemente.
Necmi hat Buschmänner aus der Kalahari gesampelt und ebenso Musiker aus Indonesien,
Marokko und Ghana. Der musikalische Oojami Cocktail präsentiert darüber hinaus
Live-Musiker, Urban Dervish- und Bellydance. (pt/mh; Fotos: Antonio Pagano, OST
Festival)
Festival-Tipp:
OST FESTIVAL IV
Do, 24.09.2009 / 19.00h
Arena, Wien (1030 Wien, Baumgasse 80)
AK: € 28 / VVK: € 24 (WienXtra Jugendinfo / 01-1799)
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