Das OST Festival IV unter dem Titel "Global Fusion" widmet
sich am Donnerstag, 24. September 2009 in der Arena Wien dem Dub-Fusion-Sound, der
in Großbritannien schon lange Standard geworden ist und aufgrund der
multikulturellen Zusammensetzung der Bevölkerung zum allgemeinen musikalischen Kulturgut
gehört. Live zu hören sind Transglobal Underground, Dreadzone und Oojami.
Transglobal Underground Es ist schwer, ja unmöglich, die Musik von TGU korrekt zu bezeichnen. Sicherlich zieht sich ein "World Music"-Faden nicht nur durch die Namen der ausgezeichnet produzierten Tracks, sondern auch durch die Musik selbst. Acid Jazz, Ambient, Hip Hop, House, Techno oder Trance: Wie auch immer die Schublade schließlich lautet, ihr Einfluss ist überall spürbar, eben trans-global - manchmal wohlwollend, manchmal voller Spaß, manchmal tief unter der Oberfläche, manchmal sehr schön, so schön, wie Legenden & Märchen aus 1001 Nacht, erzählt bei einer wilden Bhangra-Nacht und immer geheimnisvoll... Transglobal Underground bewahrt sich einen unfassbaren Rest. Nicht umsonst beruft sich TGU auf die eigenwilligen Klänge der Experimental-Krautrock-Band Can. Abgesehen davon, dass ihre Sounds fast immer tanzbar sind, ist bei diesen Klang-Anarchisten nur sicher, dass man nicht weiß, was auf einen zukommt. Das gilt für Konzerte ebenso wie für neue Platten. Ihr Album "Impossible Broadcasting" (2004) war eine Einladung, ihre Welt zu betreten. Zuletzt betrat "Moonshout" die Welt aller anderen. Es ist ihr bislang wohl ehrgeizigstes Projekt. "Moonshout" ist die Antwort auf die offensichtliche Frage, die TGU immer wieder gestellt wird: "Wie schaffen es eure Ohren, das undefinierbare zu definieren?" "Moonshout" ist ein Album, das große Distanzen zurücklegt und verschiedene Stimmungen bereist und mit einigen der Dancefloor-freundlichsten Songs, die TGU jemals gemacht haben. Der Sound und die Einflüsse kommen von überall her, aber die Quelle ist ganz klar TGU’S Geburtsort London. Transglobal Undergrounds Line-Up, das sich über die Jahre endlos verändert hat, konzentriert sich heute auf Drummer und Programmierer Hamid Man Tu, Geschichtenerzähler, Sänger, Chanter und Percussionist Tuup, Instrumentalist Tim Whelan sowie Sitarist und Bassist Sheema Mukherjee. Aber sie erweitern sich stetig mit einer großen Anzahl an regelmäßigen Gästen sowie einigen neuen Gesichtern, v.a. Sänger Krupa, der beim Bollywood- Pop-lastigem "Emotional Yoyo" dabei ist. Abgesehen davon, dass ihre Sounds fast immer tanzbar sind, ist bei Transglobal Underground, wie bereits erwähnt, nur sicher, dass man nicht weiß, was auf einen zukommt. Dreadzone Wie der Name vermuten lässt, ist hier Reggae und Dub im Haus. Die stilistischen Feinheiten lassen wir mal außen vor, denn Roots-Reggae und Dub im traditionellen Sinne wird man bei Dreadzone vergeblich suchen. Vielmehr toben die Briten sich weidlich mit Samplern und Sequenzern aus, was zu einer Melange führt, die sich nicht so recht an Genregrenzen festmachen lässt. In einer wilden Mixtur wird ziemlich alles durcheinander gemixt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Vergleiche kann man, wenn man unbedingt will, mit Leftfield ziehen. Deren Vorlieben für die Transformation der für Reggae typischen rollenden Basslines in Four To The Floor Beats teilen auch Dreadzone. Das war's dann auch schon mit Gemeinsamkeiten. Der Ursprung von Dreadzone liegt in der Formation Screaming Target, die ihrerseits aus den Überresten von Big Audio Dynamite hervorgegangen ist. Diese wiederum wurden nach Auflösung von The Clash von Mick Jones gegründet. Schwuppdiwupps haben wir eine um-die-Ecke-Beziehung zum Punk. Verwirrend? Ja? Super, denn in diesem Stil geht es weiter. Drei Namen stehen bei Dreadzone im Mittelpunkt. Tim Bran, Greg Roberts und Leo Williams. Bran, seines Zeichens Multiinstrumentalist (Bass, Schlagzeug, Keyboard) und Produzent arbeitete schon mit Julian Cope, Londonbeat, den Dreamwarriors und Kylie Minogue zusammen, bevor mit Dreadzone die Luzie abging. Zwar hatte die Band schon im August 1994 eine Audienz bei Radio-Papst John Peel, das Ergebnis ließ sich jedoch erst 2001 auf "The John Peel Sessions" bewundern. Bis 1997 veröffentlicht das Trio vier komplette Alben, bevor mit "Biological Radio" auch in Deutschland mehr als ein Achtungserfolg gelingen konnte. Vier Jahre wurde es danach still um Dreadzone. 2001 erschien dann die Bombe - schlicht "Sound" betitelt - und sorgte für Partystimmung auf europäischen Festivals. Oojami Necmi Cavli, treibende Kraft hinter dem anglo-türkischen Worldbeat-Projekt Oojami, hat keinen griffigen Namen für seine Musik. Oojami ist eine Abwandlung des britischen Slangwortes "Oojamaflip", der immer dann zum Einsatz kommt, wenn einem ein Wort nicht einfällt. Genau deshalb, so Necmi, passt der Name hervorragend zur undefinierbaren musikalischen Identität der Band. "Wir reflektieren einfach die Kultur und den Sound von North London", sagt der studierte Wirtschaftslehrer, DJ und Musiker nicht ganz ohne Stolz. So wie sein Geburtsort, das lauschige Fischerdorf Bodrum, heute zu den beliebtesten Reisezielen der türkischen Mittelmeerküste zählt, hat sich auch sein musikalisches Umfeld stark verändert. Von Bands wie Transglobal Underground fühlt er sich zwar an "die Musik meiner Kindheit" erinnert, spürt zugleich aber auch den innovativen Schub, der sich aus der Kombination orientalischer Tradition und avancierter Elektronik generieren lässt. Er befasst sich intensiv mit der britischen Rave-Kultur, insbesondere der multikulturelle Spirit des Glastonbury Festivals hat es ihm angetan. Er wird selbst DJ, spielt unter anderem in der zum Szenetreff mutierten Union Chapel im Stadtteil Islington. Dort selbst inszeniert er regelmäßig in seiner eigenen Hubble Bubble Club-Nacht den musikalischen Wettstreit zwischen Ost und West - zwischen Oud und Darbouka auf der einen und knackig programmierter Elektronik auf der anderen Seite. Auch die orientalische Tradition ist bei ihm zu finden – türkische Einflüsse sind das zentrale Thema – aber ebenso asiatische und afrikanische Elemente. Necmi hat Buschmänner aus der Kalahari gesampelt und ebenso Musiker aus Indonesien, Marokko und Ghana. Der musikalische Oojami Cocktail präsentiert darüber hinaus Live-Musiker, Urban Dervish- und Bellydance. (pt/mh; Fotos: Antonio Pagano, OST Festival)
|
||