styx_dvdDie Idee Hard Rock und klassisches Orchester zu kombinieren ist beileibe nicht neu. Gescheitert sind an derlei Versuchen bereits viele, so auch, aber immerhin in Würde, Styx and the Contemporary Youth Orchestra of Cleveland. Ihr Trost: Sie werden nicht die letzten sein.


 


Kurzfristig - für einen Abend im Mai 2006 - wurde die Belegschaft von Styx von sechs auf plus 171 aufgestockt, die Bühne musste also sehr groß sein um das verbindende Gefühl von Hard Rock und Klassik gemeinsam ausleben zu können. Die Motivation einen vergnüglichen Abend zu gestalten war auf beiden Seiten vorhanden - hier die alternden Rocker rund um Tommy Shaw und James Young, die immer schon einen Hang zum Bombast pflegten, da die 115 Musiker und 56 Sänger im Alter zwischen 13 und 19 des Contemporary Youth Orchestra of Cleveland. Im Repertoire standen Styx-Klassiker wie "Lorelei" (aus Equinox; 1975), "Miss America" und "Fooling Yourself" (aus The Grand Illusion; 1977), "Blue Collar Man" (aus Pieces of Eight; 1978) und "Boat on the River" (aus Cornerstone; 1979), sowie Lieder von jüngeren Alben, wie z.B. "One with everything" (aus Cyclorama; 2003). Und da sich Styx zuletzt mit der Urknall-Theorie in der Musikgeschichte auseinandersetzte (Big Bang Theory; 2005), worauf sie stilbildende Rock-Klassiker coverten, durften sich die Jungs und Mädchen des Cleveland'schen Orchesters auch an "I am the Walrus" von The Beatles ranmachen.

Es gibt durchaus reizende, mutige und erstaunlich gute Momente auf der DVD, aber es gibt auch - nun ja - ziemlich peinliche, Klischee erfüllende. Was vor allem auffällt und noch mehr erstaunt ist, dass diese abgebrühte Band (das Debüt-Album erschien immerhin schon 1972) kaum jemals mit dem Live-Ereignis der DVD Falco Symphonic mithalten kann, aber bitte, Falco war ja auch nicht Hard Rock. Vielleicht gelang gerade deshalb diese Mischkulanz zweier musikalischer Welten so gut, weil die Band von Falco weitest gehend auf die üblichen Rock-Klischees verzichten konnte und dadurch das Orchester besser zur Geltung kam. Styx hingegen hat ja ganz andere Ansprüche, sie sind geradezu verdammt dazu - und sind in diesem Bewusstsein als Band wohl auch aufgewachsen und groß geworden - bestimmte Klischees zu erfüllen und es noch dazu ernst zu meinen. In diesem Sinne, und um dem Mysterium Rock-Musik ein Stückchen näher zu kommen, sollte man sich die DVD unbedingt zulegen. (Manfred Horak)

DVD-Tipp:
Styx and the Contemporary Youth Orchestra of Cleveland – One with everything
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Bewertung: @@@1/2
Extras: @@@@
Label/Vertrieb: Eagle Vision/Edel (2008)

Link-Tipp:
STYX