hvg_snixDie permanente musikalische Weiterentwicklung von Hubert von Goisern trägt neue Früchte: Mit dem Album "s'Nix" gelingt dem österreichischen Weltenbürger das bisher beste Album in seiner Karriere.



Das Album beginnt mit dem harten Rock von "Showtime", das Achlaitner in Wien erstmals beim unsäglichen Amadeus Award 2008 live präsentierte und die Grundaussage "...bitte gib ma mehr von dera musi/he des kann do' no' vü' lauter werd'n" enthält. Eine Irritation auf hohem, sehr hohem, Niveau, eingepeitscht mit einem Gitarren-Kracher und inklusive der Glaubensvermittlung, dass Rock & Roll die Volks- bzw. Weltmusik schlechthin ist. Dieses elementare Grundverständnis schiebt sich durch das gesamte Album und dort wo sich doch vermehrt alpenländische Kürzel breit machen ist auch die Ironie nicht weit. "Da oan kann nit reden/Und da andere nit singen", heißt es z.B. in "Weltuntergang", bei dem er zudem ein selbst persiflierendes Zitat von "Koa Hiatamadl" unterbringt. Und gleich noch ein Zitat, weil es grad so schön dazu passt. In einem der stärksten Lieder des Albums, in "Herschauen", geht es um eben dieses Herschauen, Hinschauen, Vorbeischauen, Zuschauen, Wegschauen, und um die maßvolle Textzeile "I wü neama singa, i wü schrein/Weil dann kemman alle bei mir da vorbei."

Das Außergewöhnlichste an "S'Nix" ist die Unvorhersehbarkeit, einerseits das Auseinandertreiben und andererseits die Integration diverser Genres, sowie der Mut nicht auf Vertrautes zu setzen, sondern erneut neue Wege zu gehen. Ungewöhnlich und witzig (bei manch anderen wäre es vermutlich nur peinlich) sein Fußball-Lied "Rotz & Wasser". Hubert von Goisern tritt hier als Sänger zurück und lässt via Sample die Stimme des 1966 verstorbenen Radioreporters Heribert Meisel erklingen. Zu hören bekommt man die witzige Schnittmenge zum legendären WM-Länderspiel Österreich gegen Schweiz im Jahr 1954, das als "Hitzeschlacht von Lausanne" (Endstand 7:5 für Österreich) in die Fußballgeschichte einging. Unglaublich, wie es Hubert von Goisern schafft, die gesprochene Reportage zum Singen zu bringen. Hinzu kommt generell die musikalische Beweglichkeit von HvG auf "S'Nix", die ihn als ganz Großen der Musikszene bestätigt. Reggae, Soul, Rap, alpenländische und andere Weltmusik und Jazz, und, wie eingangs beschrieben, in erster Linie Rock. Laut, hart, schnell und knüppeldick. Dicht und unangestrengt vital. Es ist ein gelassenes Album, das Selbstzufriedenheit und Selbstsicherheit ausstrahlt und es ist ein Album, das große Themen ebenso versiert und gekonnt abhandelt wie verspielte Lautmalereien. Gigantisch. (Manfred Horak)

Live-Tipp:
1. und 2. November 2008
Museumsquartier Wien Halle E und G

CD-Tipp:
Hubert von Goisern - S'Nix
Musik: @@@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: Lawine/Sony BMG (2008)