Mit einem Best of-Programm, heftig gewürzt mit Liedern aus seinem aktuellen Album "Dig, Lazarus, Dig!!!" begeisterte Nick Cave mit seinen groß aufspielenden Bad Seeds das Publikum im ausverkauften Gasometer.
Er setzte sich auch ans Piano, um seine dunkle Todesballade "Into my Arms" zu intonieren, aber da hatte er schon eine fast zweistündige Energie geladene Performance zwischen hartem Blues-Rock und Punk hinter sich. Er, Nick Cave, dieser spindeldürre Schnurrbartträger, der im Gasometer zu Recht heftig bejubelt wurde. Im Vergleich zum ersten Nick Cave-Konzert in Wien irgendwann zwischen Mitte der 1980er Jahre und 1990 im Wiener Raimundtheater mit vor den in Schwarz gewandeten Gothics heillos überforderten und in braunen Uniformen steckenden Personal, wurde am Abend des 25. Mai 2008 einmal mehr der Zeitenwandel sichtbar. Gothic-Outfits waren im Publikum kaum mehr zu entdecken und auch in der Musik von Cave sind die Gothic-Anklänge freilich nicht mehr vorhanden. Oder, vielleicht anders formuliert, der Gothic-Sound aus den Birthday Party-Zeiten hat eine deutliche Metamorphose vollzogen, mögen die gegenwärtigen Attribute im Sound der Bad Seeds und in den Texten von Nick Cave die gleichen geblieben sein, nämlich als das lebendige Ende der Rockmusik, wie ein allerletztes Statement, das nicht mehr übertroffen werden kann, sowie Bilder des Alten Testaments rund um Sünde, Vergeltung, Flüche. Ein wildes Spektakel irgendwo zwischen Blind Lemon Jefferson, Johnny Cash, Punk und Postpunk - kurzum: blasphemisch und religiös zugleich. Die signifikanteste hörbare Änderung: Der Reifeprozess der Band und die Erlangung technischer Brillanz. Und so wütete der Sänger ohne Schongang mit erhobenen Armen und Fingerzeig Richtung Publikum durch sein umfangreiches Repertoire, rumpelnd, ruppig, rau. Es war die perfekte Dröhnung mit unglaublichen Versionen älterer Lieder wie z.B. das königliche "Tupelo" aus dem Album "The First Born is Dead" (1985), die Johnny Cash-Hommage "The Mercy Seat" aus dem Album "Tender Prey" (1988), ein heftig beschleunigter "Ship Song" aus dem Album "The Good Son" (1990), "Brother my cup is empty" aus dem Album "Henry's Dream" (1992), "Let Love In" (1994) bis hin zum abschließenden Reggae-Punk von "Stagger Lee" aus seinen "Murder Ballads" (1996). Ein Ausnahmekonzert. Erhellend. (Text: Manfred Horak; Foto: Nick-Cave.com)
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DIG, LAZARUS, DIG!!!
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