Es war einmal ... im österreichischen Rundfunk! Pop und Jazz waren gleichberechtigt, legendäre Sendungen wie die Music Box, Vocal, Instrumental, International mit dem unvergessenem Walter Richard Langer oder lateinamerikanisch dominierte Sendungen, moderiert von Erika Vaal, gingen in den Äther. Selbst Countrymusik, vorgespielt und fachkundig kommentiert von Conny "Tex" Hard fanden ihren Platz. Für das intellektuelle Flair sorgte Axel Corti mit seinem Schalldämpfer und Gerhard Bronner hatte die Chance sich zu irren und konnte in seiner Sendung Schlager für Fortgeschrittene The Beatles als quasi Zeiterscheinung bezeichnen.
1966 erblickte dann seine eigen Formation, die er mit dem Pianisten Harald Neuwirth, dem Schlagzeuger Erich Bachträgl, dem Saxofonisten Hans Salomon, dem Trompeter und Flügelhornisten Robert Politzer und dem Kontrabassisten Rudolf Hansen gründete. Das Erich Kleinschuster Sextett war zu diesem Zeitpunkt – berechtigt – die Speersitze des österreichischen Jazz. Ö3 (!) übertrug Erich Kleinschuster die Aufgabe, ein jazzorientiertes, rundfunkgeeignetes Orchester zu gründen. Bedingung war, die vielfältigsten Aufgaben im Rundfunk und im Fernsehen wahr zu nehmen. Erich "Keks" Kleinschuster nahm diese Aufgabe nicht nur wahr sondern auch ernst und etablierte bis zu seinem Ausscheiden aus dem ORF im Jahr 1981 den Jazz in Österreich. Es gelang ihm, heimatliche Musiker wie Fritz Pauer und internationale Größen, wie Art Farmer, Benny Bailey oder James Bryant "Jimmy" Wood, an das Orchester zu binden. Er setze da fort wo einst Fatty George und die Austrian All Stars begonnen hatten. ...war der Titel eines jahrelang gesendeten Programms auf Ö3 in dem sowohl Studioproduktionen als auch Aufnahmen mit prominenten Gastsolisten, insgesamt waren es rund 30, gesendet wurden. Es wurden Standards bearbeitet, Eigenkompositionen wurden aufgezeichnet und dem Kapitel Jazz & Lyrik wurde breiter Raum gewidmet. Anspruchsvoll und hochwertig; aber trotzdem fand das das Programm seine Hörer abseits des Quotenwahnsinns. Es kommt nahezu einem Schwanengesang gleich wenn der ORF nun sein Archiv durchforstet und diese einmaligen Aufnahmen endlich einem breiteren Publikum zugängig macht. Immerhin wird auf den insgesamt vier CDs eine Vergangenheit präsentiert die auf die Zukunft, auf das Heute, einen gewaltigen Einfluss ausübt. So spielen wie Sänger singen würden Josef A. "Joe" Henderson (1937 – 2001), der Tenorsaxofonist aus San Francisco, der aus der Soul-Jazz Szene kam und auch die Einflüsse von John Coltrane und Sonny Rollins auf seinem angestammten Instrument aufnahm und verarbeitete, Carmel Jones (1936 – 1996), der Trompeter aus Kansas City, der mit Horace Silver, Harold Land und Gerald Wilson gespielt hatte und Clifford Laconia Jordan (1931 – 1993), sind die Gäste, die auf den Aufnahmen aus diesen Jahren präsent sind. Arthur Stewart "Art" Farmer, der Trompeter und Flügelhornist, sagte einmal: "Ich versuche, Stücke so zu spielen, wie sie Sänger singen würden." Er bezog sich darauf auf Vokalist/innen wie Billie Holiday oder Frank Sinatra.
Erich Kleinschuster Sextet Volume 1 (1968/69) Mit: Joe Henderson, Carmel Jones, Clifford Jordan Erich Kleinschuster Sextet Volume 2 (1968/71) |
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