Europa, die phönizische Prinzessin,
pflückte mit ihren Freundinnen am Meeresufer Blumen. Da entsprang den Wellen
ein Stier, so schön und anziehend, dass Europa auf seinen Rücken stieg und sich
von ihm von den Hängen des Libanon gegen Osten übers Meer tragen ließ. Der
Stier war der verwandelte Göttervater Zeus, der Europas Schönheit verfallen war
und dem sie sich nun bereitwillig fügte. In Kreta ging Zeus mit seiner Beute an
Land und zeugte mit ihr den späteren König Minos: die mythische Geburtsstunde
unseres Kontinents. Wanted: Europa – unter diesem vieldeutigen Motto macht sich die styriarte 2007 auf die Suche nach der entführten
Prinzessin aus mythischer Vorzeit ebenso wie nach dem Kontinent und seiner sich
wandelnden Identität. Gerade die Musik als eine universale Sprache knüpfte
wieder und wieder Bande in diesem zerrissenen Gebilde Europa.
Von Europa reden heißt auch: von Nationen reden. Gerade reisende Musiker wie die Mozarts haben nationale Eigenheiten deutlich empfunden und beschrieben. Und auch in der Musik selbst gaben häufig genug die Nationalstile den Ton an. Dann wiederum wendete sich das Blatt: Das Madrigal und das Streichquartett kannten keine Grenzen, die Renaissance und die Klassik waren übernationale Stile. Und auch im Barock hielt es ein Bach lieber grenzenlos: mit dem vermischten Geschmack. Wenn im politischen Kampf um nationale Identitäten Abgrenzung das Gebot der Stunde war, so hat die Musik die Politik oft genug unterlaufen. Und auch heute öffnet die Musik Horizonte, hinterfragt alte Vorurteile und zeigt, dass Europa kein erstarrtes Gebilde ist, sondern immer wieder neu entsteht – als Vision, Möglichkeit und Hoffnung.
Link-Tipp:
HP von Styriarte