Als der bekannte Weihnachtologe Dr. Funkensprüher in den 1970er Jahren seine sternerhellende populärwissenschaftliche Vortragsreihe „Gibt es den Weihnachtsmann doppelt?“ in Girlandensälen und Weihnachtsräumen hielt, sorgsamte er auch dafür, das Kapitel „Himmlische Nothilfe“ von Kurt Tucholsky dem zugetanen Publikum nicht vorzuenthalten, in dem dieser den praktischen Beweis zur vorangestellten Frage lieferte, und zwar aufgrund eines zum richtigen Moment eingeschalteten Sprechmikrofon, das mit einem modernen, Betrieb gesetztem, Aufnahmegerät in Verbindung stand, und so es ermöglicht wurde einen Dialog zwischen einem Oberengel und einem Hilfsengel festzuhalten.
Hier zur Erinnerung die wichtigste Passage, leicht gekürzt: „Wir sind hier nicht in Berlin, Herr! Wir sind im Himmel. Und eben wegen dieser dargestellten Umstände haben wir jetzt zwei Weihnachtsmänner!“ „Und ... was machen die?“ „Weihnachtsmann A erfüllt den Wunsch. Weihnachtsmann B bringt das Gegenteil. Zum Exempel: Weihnachtsmann A bringt dem deutschen Volke den gesunden Menschenverstand – Weihnachtsmann B die Presse. Ein Dichter wünscht sich gute Kritiker, kriegt er. Dafür kauft kein Aas sein Buch mehr. Die deutsche Regierung wünscht Sparmaßnahmen – schicken wir. Der andere Weihnachtsmann bringt dann einen kleinen Panzerkreuzer mit. Auf diese Weise kriegt jeder sein Teil.“
Seit dieser unwiderleglichen Beweisdarstellung und eindringlichen Vortragsreise von Dr. Funkensprüher hat sich diese charmante Vorstellung von mehreren existierenden Weihnachtsmännern, im wahrsten Sinne, Gott sei Dank, auch in die Kaufhausrealität übertragen lassen, freilich mit all ihren Problemchen und Eifersüchteleien, wie es z.B. der populäre Wiensänger Roland Josef Leopold Neuwirth in einem tragischen Weihnachtsmannlied höchst autobiographisch darstellen konnte.
Zitat: „A weißer Bart hängt neb’n mir/in ana Lackn voller Bier“.
Moment, das war das falsche.
Zitat: „Kummt mir glatt ins Gehege/a neidiga Kollege/’s is a Gris um den Job weil si’ jeder drum geilt/und i sitz da am Bankl/wia kumm i zu mein Trankl/wann a And’rer die Zuckerln verteilt/[...]/I bin da Weihnachtsmann vom Supermarkt am Eck/i mach grad a Pause und mei Arbeitsg’wand is weg...“
Na, wie auch immer. Durch diesen ungeheuren Popularitätsschub jedenfalls und der Tatsache, dass sich dies auch auf die Vollbeschäftigung auswirkt (wobei ja nicht alle Weihnachtsmänner voll sind, manche sind nur halbvoll), kam es leider auch zu groben Versündigungen, wie uns ein weiterer Spezialist aus dem schönen Freistaat Bayern zu beichten weiß.
Gerhard Polt: „Es stimmt ja auch, ich mein, ich steh dazu, ich hab über 23 Jahre ohne Gewerbeschein und auch ohne Attest vom Gesundheitsamt am Finanzamt vorbei, also illegal, die Funktion des Nikolaus ausgeübt. Ich habe unter Vorspiegelung falscher Tatsachen einen heiligen Mann gemimt, habe Schwarzarbeit begünstigt, weil ich einen Krampus beschäftigt habe und habe meine Kinder dazu ermuntert, als Kaspar, Melchior und Balthasar, ohne Genehmigung der katholischen Kirche, Menschen, wildfremde Menschen zu sentimentalisieren und sich Vorteile zu verschaffen.“
Dieses ungustiöse Beispiel aus jüngster Zeit ist freilich bloß jenes eines Gesellen der Minderheit, einer Randfigur, einer Einzelerscheinung. In Wirklichkeit – und die Wahrheit ist da auch ziemlich dicht dran – ist Weihnachten mit all ihren Weihnachtsmännern natürlich die schönste Zeit des Jahres. Und noch schöner wird diese, wenn man sich die Zeit nimmt, zu einem guten Buch (bzw. zu mehreren guten Büchern) zu greifen und zu lesen, lesen, lesen. Hier einige wertvolle Tipps und Warnungen rund ums literarische Weihnachtsbuch.
Silent Nights, Holy Books
Heinz Marecek – Ein Fest des Lachens
Weihnachten einmal anders
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Residenz Verlag (2006)
Preis: Euro 19,90
Lachen, lachen, lachen – auch zu Weihnachten – ist das Motto des beliebten Schauspielers Heinz Marecek, der wie ein Autor präsentiert wird und tatsächlich bloß einleitende Worte schrieb und also eine Anthologie zusammenstellte...WEITER
Christ ist geboren
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Chronik Verlag im Wissen Media Verlag (2006)
Preis: Euro 49,95
Die Geschichte der Geburt Jesu illustriert in prachtvollen Bilderhandschriften aus dem Besitz der Österreichischen Nationalbibliothek sollte mit „Christ ist geboren“ am Gabentisch liegen. Gründe dafür gibt es mehrere, sofern man die Geschichte von Weihnachten aus der kunstgeschichtlichen Entwicklung und somit aus der künstlerischen Sichtweise her kennen möchte...WEITER
Peter Henisch – Pepi Prohaska Prophet
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Residenz Verlag (2006)
Preis: Euro 21,90
„Liebe, Liebe, vor allem Liebe,
sagt Jesus, schreibt Paulus, singen die Beatles
Na, wenn das keine
gute Gesellschaft ist“...WEITER
Jasna Mittler – Der heilige Erwin
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Hörbuch (1 CD)
Eichborn Lido (2006)
„Eine Weihnachtsgeschichte in 24 Kapiteln“ lautet der Untertitel zu „Der heilige Erwin“, das sich als köstliche Unterhaltung herausstellt und, wie es umgangssprachlich gerne heißt, zum Schießen komisch ist...WEITER
Peter Ustinov (Hg.) – Das UNICEF Weihnachtsgeschichtenbuch
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Rowohlt, 2004
Kurzgeschichten von Kurt Tucholsky, Gerhard Polt, u. v. m.