Was ist Geld? Hat es einen eigenen Wert? Was ist Arbeit? Um eine mögliche Antwort zu finden, führt Clemens Berger seine Leserinnen um die halbe Welt - von Wien über Slowenien, nach Neapel, Marokko und Saigon, Bordeaux und Chengdu. Ein wundervoller Geniestreich.
Leben leben
Pia und Julian ist ein Paar, das mehr als nur ein paar Geldscheine statt in die Automaten, aus den Automaten nimmt. Kasimir Abt wiederum ist bildender Künstler und malt bevorzugt Hände. Öfters verzweifelt er daran, dass viele übermäßig Reiche, übermäßig hohe Summen für seine Bilder bezahlen. Rita hingegen hat schon ewig keinen Kontakt zu ihrer Tochter, aber nun umso mehr zum Panda Baby. Sie führt ein Tagebuch in der Ich-Form. Als Panda - noch dazu als kleiner Purzel-Panda - darf der Panda-Bub faul sein, aber er wird auch kapitalistisch ausgeschlachtet. Dazwischen oszilliert der unbekannte Künstler als Spiegel- und Echauffierfläche.
Seit einiger Zeit hielten sich alle Menschen für Nachrichtenagenturen
Andere Autorinnen Autoren hätten locker drei Bücher daraus gemacht. Clemens Berger verknüpft die Geschichten zu unterschiedlichen Aus- und Aufbrüchen in einem fulminanten modernen Epos. Allerlei Anspielungen, philosophische Seitenhiebe auf das moderne Leben, wie Facebook, die nun aktueller sind denn je: "Seit einiger Zeit hielten sich alle Menschen für Nachrichtenagenturen." In der so genannten schnelllebigen Zeit, nimmt sich das Buch auf 670 Seiten in aller Ruhe alle Zeit der Welt, gewinnt aber immer wieder fast hyperaktiven Betriebsamkeit in besonders dichten Passagen, die das Lesepublikum fast atemlos (ohne Helene-Fischer-Beigeschmack) in sich hineinliest. Was ist wichtig? Freiheit? Macht? Geld? Bin ich wichtig? Ist es meine Kunst? Sind es meine Bücher? Wäre die Welt ärmer ohne meine Bücher? Clemens Berger beantwortete die Frage in einem Interview auf der Frankfurter Buchmesse am 3sat Stand verschmitzt: "Ich muss sagen ja, sonst müsste ich rauslaufen und mich vergraben. Oder eine Bank überfallen." Viel mehr Kick und Glücksgefühl als ein Banküberfall gibt die Lektüre dieses Romans von Clemens Berger. Auch im Jahr des Hundes. //
Text: Nadia Baha
Foto: Clemens BergerBuch-Tipp:
Clemens Berger: Im Jahr des Panda
Bewertung: @@@@@
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-630-87531-6
Verlag: Luchterhand Verlag (2016)
Blog von Clemens Berger zu Türkisblau