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In seine sensiblen, behutsamen Geschichten bettet Clemens Meyer - verworfen ins Leben - die menschliche Existenz in vielen Facetten und Erscheinungsformen.

Lebensentwürfe und Lebensverwürfe 

Drei Teile, jeweils drei Erzählungen und einen kurzen Text an jeden Anfang eines Teiles gestellt, so präsentieren sich die Abschnitte des Buches. In sich abgeschlossen, wie Schneekugeln, eingeschlossen sind die verschiedensten Lebensentwürfe und Lebensverwürfe. Lebensverwürfe, aus der Zeit gefegt, Menschen, die es (plötzlich) nicht mehr gibt, mit dem Zug der Erinnerung kann man immer noch zu ihnen fahren. 

Dann ist plötzlich Gras unter den Füßen 

Der Autor selbst meint über seine im S. Fischer Verlag erschienenen Geschichten: "Man muss behutsam und langsam durch diese Geschichten gehen, die Räume ausloten und ganz langsam schauen, Atem holen, dem Rhythmus folgen, die Personen berühren, schieben, sich in sie verlieben und sie wieder gehen lassen ... Dann ist plötzlich Gras unter den Füßen, und man weiß, es muss auch was zerschlagen werden."

Zerbrechliche Figuren 

Was genau zerschlagen werden muss, wird nicht erwähnt. Das Beliebigkeitsgeschirr? Die Plattitüdenmauern, die Geistlosigkeitsfenster? Möglich. Die Figuren in den Erzählungen von Clemens Meyer sind jedenfalls so filigran, dass man wahrlich sehr behutsam mit ihnen umgehen muss. Da gibt es z.B. den Wachmann, der sich kurz nach der Wende in eine zu bewachende Frau verliebt, Britta und Christa, die langsam Freundinnen werden, den alten Mann, der von seiner Straßenbahn erzählt, eine tragische Liebesgeschichte und viele weitere zerbrechliche Figuren. Tatsächlich entfalten die Geschichten ihre ganze Schönheit nach und nach, einer sich öffnenden Blüte gleich. Nach jeder Geschichte, eine Pause, ein Innehalten, ein Einatmen ... und irgendwann ein Ausatmen. Nachspüren. Umblättern. // 

Text: Nadia Baha
Foto: Gaby Gerster 

Buch-Tipp:
Clemens Meyer: Die stillen Trabanten
Bewertung: @@@@
272 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3-10-397264-1
Verlag: S. Fischer Verlag (2017)