Der in Hamburg lebende Sänger Andreas Dorau ("Das ist Demokratie") hat sein erstes Buch "Ärger mit der Unsterblichkeit" veröffentlicht, eine bunte Sammlung von Anekdoten aus mehr als dreißig Jahren im Musik-Business. Dabei geholfen hat ihm Element of Crime-Sänger Sven Regener. Robert Fischer traf Andreas Dorau zum Interview.
Andreas Dorau, dessen Karriere 1981 [Neue Deutsche Welle wurde damals noch salopp experimentelle deutschsprachige Musik genannt, bis halt irgendwann daraus die Major-Label-Milchkuh NDW daraus wurde, womit Andreas Dorau aber nie etwas zu tun hatte; Anm.] mit dem Überraschungs-Hit "Fred vom Jupiter" startete, ist mittlerweile 51 Jahre jung und nicht nur weiterhin als Sänger tätig, sondern u.a. auch als Berater für Videoproduktionen, und neuerdings eben auch als Buchautor. 2015 gibt es auch einige Live-Termine von Andreas Dorau, z.B. am 26.8. beim Berliner Pop-Kultur Festival. Dort werden Sven Regener und Andreas Dorau das Buch präsentieren.
Kulturwoche.at: Wie entstand die Idee für Ihr Buch "Ärger mit der Unsterblichkeit" mit Sven Regener zusammenzuarbeiten?
Andreas Dorau: Im April 2013 spielten Element Of Crime fünf Abende hintereinander in der Fabrik in Hamburg. Ich wurde von Sven gefragt, ob ich bei allen Konzerten beim Song "Hamburg 75" als Gastsänger mitwirken will, und willigte ein. Nach dem fünften und letzten Konzert in der Fabrik erzählte ich Sven Regener von meiner Buch-Idee. Ich hatte mich schon länger damit beschäftigt, kam aber irgendwie mit dem Schreiben nicht weiter. Da meinte Sven: "Komm, lass uns dass doch gemeinsam machen!" Sven meinte aber auch gleich, meine ursprüngliche Idee, fiktionale Kurzgeschichten für das Buch zu verfassen, sei Quatsch. Wir sollten stattdessen mehr in Richtung Biografie zu gehen. Er sagte zu mir: "Du hast doch selbst jede Menge guter Geschichten auf Lager, lass uns doch die aufschreiben!"
Hat Sie dieser Vorschlag gleich überzeugt?
Ich war zuerst etwas zögerlich, weil ich Biografien prinzipiell immer etwas eitel finde. Ich lese zwar gerne Biografien, wollte mich aber nicht unbedingt in diesen Kanon einreihen. Andrerseits ist das Schöne daran, dass man da in der Ich-Form schreiben kann und außerdem muss man ja nicht so eine Biografie schreiben, wie es alle machen,so mit Jammern und Selbstbeweihräucherung. Oder in den ersten 50 Seiten nur über die unglückliche Kindheit zu erzählen, das kann man sich meiner Meinung nach auch sparen. Sven und ich einigten uns darauf, dass wir in kurzer Form Geschichten aufschreiben wollen, und die auch nicht chronologisch erzählen wollen, in Form einer Biografie, sondern eher so eine Art Lebensgeschichtensammlung. Diese Idee gefiel mir gut. Drei Wochen später haben wir dann angefangen.
Wie verlief die Zusammenarbeit beim Schreiben?
Für die Arbeit haben wir uns immer bei Sven in Berlin getroffen. Dann immer zwei bis drei Tage am Buch gearbeitet, meistens ca. von 10 bis 17 Uhr inklusive einer halbe Stunde Mittagspasue. Dann bin ich wieder zurück nach Hamburg gefahren, habe über weitere Ereignisse, die fürs Buch interessant sein konnten, nachgedacht und ca. vier Wochen später haben wir uns dann wieder getroffen. Die Zusammenarbeit mit Sven hat sicher auch deswegen so gut geklappt, weil wir uns schon sehr lange Zeit kennen und sein Leben ja quasi parallell zu meinem verlief. So war ja z.B. das erste Label von Element of Crime Ata Tak, das zweite war Motor/Universal - also ganz genau wie bei mir. Wir haben aber nicht nur die Labels geteilt, sondern kannten die gleichen Personen, und kannten auch die Umstände der Musikszene in den 1980er und 1990er Jahren in Deutschland aus eigener Erfahrung. So konnten wir sozusagen "blind" auf den Erfahrungsschatz des anderen zurückgreifen, und man musste gewisse Hintergründe nicht erst umständlich erklären. Darum konnten wir schnell und zügig arbeiten!
Wie kam es zum Titel "Ärger mit der Unsterblichkeit"?
Aslo ich muss ehrlich sagen, das war nicht der erste Titel. Es gab da fünf oder sechs verschiedene Ideen für den Titel, die wir mit dem Verlag diskutiert haben. "Ärger mit der Unsterblichkeit" fand ich aber doch ganz passend, denn natürlich geht es beim künstlerischen Arbeiten immer auch um Vergänglichkeit. Da geht es um Fragen wie: "Ist Kunst vergänglich? Ist der Mensch vergänglich und überhaupt, ab wann ist was nicht mehr vergänglich?" Das hat so eine schöne Meta-Ebene. Und es geht ja noch weiter: "Was ist Erfolg? Was ist Vergänglichkeit? Wie misst man das?" Deswegen fand ich den Titel sehr passend.
Können Se bitte noch etwas darüber erzählen, wie ihr früher Hit "Fred vom Jupiter" entstanden ist? Das war ja im Zuge eines Schulprojekts, als sie erst 15 Jahre alt waren, stimmt das?
Ach, die Story wie "Fred vom Jupiter" ist eh im Buch genau beschrieben und dort nachzulesen! (genervt)
Derzeit sind sie gemeinsam mit Sven Regener auf Lese-Tour. Wie darf man sich Ihre Arbeitsaufteilung vorstellen?
Ganz einfach: Sven liest bestimmte Kapitel aus dem Buch vor, und ich zeige dann im Anschluss dazu Filme oder Dias, die das Ganze untermauern oder in Frage stellen (schmunzelt). Diese Aufteilung macht Spaß! Es ist auch geplant, dass ich im Herbst eine Lesung im Rabenhoftheater gemeinsam mit Dirk Stermann mache, aber der Termin dafür ist noch nicht fix. //
Interview: Robert Fischer
Foto: (c) Charlotte Goltermann
Buch-Tipp:
Andreas Dorau & Sven Regener: Ärger mit der Unsterblichkeit
ISBN: 978-3-86971-108-9
192 Seiten, gebunden
Verlag: Kiepenheuer & Witsch (2015)