Mörderbezirk 5er City: Edith Kneifls Krimi "Schön tot" bietet einen Crashkurs durch die Geschäfte und Gastronomie des fünften Wiener Gemeindebezirks vom Sofa aus, im Slalom zwischen mehreren Frauenmorden: Leichte Lektüre mit Mehrwert.
Blättert man das vom Verein 5er City herausgegebene, liebevoll gestaltete Bändchen "Bilder aus Margareten - Eine Bilderreise vom Leben, Einkaufen und Genießen im fünften Hieb" durch, hält man quasi die Illustrationen und den Fahrplan zu Edith Kneifls Wien-Krimi "Schön tot", erschienen bei Haymon, in der Hand. Kneifls Hauptfigur, die Serviererin Katharina Kafka, verlässt im Laufe des Krimis den fünften Hieb kein einziges Mal; umso genauer werden ihre Wege und Stationen um den Margaretenplatz nachgezeichnet, sie kennt nicht nur zahlreiche Geschäftsleute und Gastronomen, zum Großteil der Realität entnommene Bewohner des Bezirks, sie steht auch mit ihnen auf du und du, und zeichnet die Leben mehrerer ziemlich grauslich verblichener Damen mittels Tratschereien über sie nach. Haben Sie Margareten schon bei Nacht gesehen? Die Toten freilich lernt man durch dieses Hörensagen mehr schlecht als recht kennen, was leider nicht dazu beiträgt, dass der Leser gesteigertes Interesse an ihrem Schicksal entwickelt; zu schemenhaft erscheinen sowohl die Mordszenarien als auch die Figuren und ihre Beziehungen unter einander. Leider bleibt auch Katharinas Verhältnis zu ihrem schwulen Freund und zeitweiligen Mitbewohner Orlando an der Oberfläche und die Dialoge schaffen den Sprung vom Papier zur Lebendigkeit nur selten. Für das Genre des Whodunnit-Krimis überraschend spielen polizeiliche Ermittlungen keine Rolle: Wir folgen Kafka und Orlando von Lokal zu Lokal, essen und spekulieren mit ihnen, während eine erstaunliche Menge unterschiedlicher Rabenvögel und die tatsächlich im 5. Bezirk allgegenwärtigen Margeriten unseren Weg kreuzen. Das kriminalistische Rätsel löst sich am Ende ganz ohne das Zutun der beiden Hauptfiguren. Kneifl glänzt durch intime Kenntnis des Soziotops 5er City und dessen Geografie und Personal, die ständige Wiederholung der immergleichen Gastronomiebetriebe kann einem am Ende dann doch zuviel werden und man wünscht sich einen Weg, der wenigstens einmal den Wienfluss überschreitet. Kehrt man zum "Bilder aus Margareten" Büchlein zurück, findet man in der Liste der Betriebe am Ende wenigstens 15, die im Krimi Erwähnung finden; so kann man verschiedene Tatorte nachblättern und die roten Schuhe eines Verdächtigen im Regal eines Schuhgeschäftes entdecken. Die Bilder bieten eine charmante Ergänzung zum Krimi und laden dazu ein, über die Identität der abgebildeten Personen zu spekulieren, Parallelen zu Krimifiguren zu ziehen. So findet man auf Seite 40 ein Foto der im Schlossquadrat Beschäftigten und kann sich überlegen, wer von ihnen wohl Katharina ist. Jedenfalls kennt man nach beendeter Krimilektüre das Grätzl um den Margaretenplatz im Schlaf. Als nette Ergänzung versammelt Kneifls Buch zehn Kochrezepte aus den durchlaufenen Beiseln, auch hierzu die Illustrationen in "Bilder aus Margareten", Seite 36: Backhendl und Erdbeerknödel. (Ina Rager)
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