Steven Stelfox, ein junger Emporkömmling im Musikbusiness erzählt seine Geschichte. Die Geschichte eines brutalen, machthungrigen Egomanen, der für Erfolg buchstäblich über Leichen geht. "Kill your Friends" beginnt im Jahr 1997 und arbeitet sich durch eine andere Art der Musikgeschichte, gesehen durch die blutbefleckte Brille des Protagonisten.
"Kill your Friends" ist ein Roman über die grausamen Seiten im Musikbusiness und der Protagonist Steven Stelfox ist der Inbegriff des herzlosen Ekelpakets, das nicht an Musik oder Bands interessiert ist, sondern nur an Geld und Macht. Für ihn zählt nur eins: Wie viel wird verkauft. Er hält mit seinem Hass auf Indie-Bands, kleinen Labels und unabhängigen Musikern nicht hinter den Berg und prophezeit ihnen nicht einmal 15 Minuten, sondern höchstens 15 Sekunden Ruhm in einem verschwitzten Kellerlokal - wenn sie Glück haben. Es geht nämlich nicht um Talent, es geht um Vermarktung eines Produkts. Stelfox beschreibt, wie er aus völlig unmusikalischen Mädchen eine erfolgreiche Girlsband macht und ein komplett hirnloses Lied zum Disco Hit des Jahres wird. Kommt einem bekannt vor? Je mehr man liest, desto mehr macht sich ein Gefühl breit: Ekel gemischt mit Wut und Zorn, umso mehr, weil das Musikbusiness nicht nur im Roman, sondern auch in Wirklichkeit zumindest teilweise so oder so ähnlich läuft. John Niven, wusste zudem als Insider wovon er schreibt, dennoch hofft man, dass seine Romanfigur Steven Stelfox nicht all zu viele Vorbilder im wirklichen Leben hatte. Will man Kinder oder Bekannte davon abhalten wollen Musik zum Beruf zu machen, dann kommt dieses Buch gerade richtig und könnte helfen. Es könnte natürlich aber auch zum genauen Gegenteil führen. Bestärkt dazu, dass der Entschluss gefasst wird, es justament deswegen auf dem "geraden Weg" und mit reinem Gewissen zu versuchen. Was wäre denn nämlich z.B. gewesen, wenn Brian Epstein auf die Leute gehört hätte, die ihm sagten: "The Beatles? Gitarrenbands sind bald out, Mr. Epstein."? Ein absolut lesenswertes und teilweise sogar sarkastisch-witziges Buch, aber Achtung: Man braucht starke Nerven. (Text: Nadia Baha; Foto: Heyne)
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