Peter Sputnik wird aus dem Landschaftsparadies mit Krokantbecher herausgerissen um - wie es sich für einen Superhelden gehört - die Welt zu retten. Denn der Superschurke V hat nichts weniger als die Auslöschung der Erde im Sinn und bringt die Weltenregierung in ihrem Untergeschoßsitzungszimmer gewaltig in Bedrängnis. Axel Simon hat mit "Tatütata für Peter Sputnik" seinen ersten Roman geschrieben, in dem die Seltsamkeiten mit höchster Unterhaltsamkeit kumulieren.
"Und was, Serkov, ist die gute Nachricht?" Serkov zog eine Braue hoch: "Das war die gute Nachricht." Was wäre, wenn ein einfacher, deutscher Junge Superkräfte geerbt hätte? Dann würde er sich nicht die Unterhose über die Strumpfhosen ziehen. Trotzdem würde er nicht lange unentdeckt bleiben und dazu aufgefordert hier und dort das Schlimmste zu verhindern. "Scheitern" ist leider ein Fremdwort im Superheldenvokabular. Deshalb zieht sich Peter Sputnik aufs Land zurück, wird Busfahrer und träumt von Fräulein Gitti, als seines Lebens Mitti. Bis er noch ein letztes Mal die Welt retten muss. An anderer Stelle beschließt Titus Seidensprung, der Gentlemandieb, die "Mühle am Bach neben Weiden" von Oumelkerke nicht abzuliefern. Zur Erhaltung seines Lebens ist er somit gezwungen ein bisschen schneller den Ort zu wechseln als die Handlanger seines Auftraggebers. Was nicht immer gelingt. So treffen die Contusionen einander schließlich auf einer öffentlichen Toilette zur Wundversorgung und bilden eine Zweckgemeinschaft unter angeschlagenen Männern. Sputnik fiel auf, dass Titus ihn neuerdings beim Vornamen nannte und binnen der letzten drei Minuten die Vokabeln Zukunft, Haus, Familie benutzt hatte. Vorläufiges Ende ihrer Fahrt ist das abgelegene Haus der einarmigen Charlotte und ihres Vaters. Er pflegt das Freiluft-Orgeln, sie den Bau eines eigenen Flugzeugs und den Traum vom Fliegen ohne Hilfsmaschinen. Während sie beim Picknick in den Armen von Peter Sputnik laut vor sich hin träumt, hebt er mit ihr ab. Könnte doch bloß alles so einfach sein. Neben dem hektischen Politikervolk gibt es noch Brenda Meaks, eine spröde, einsame Wissenschaftlerin aus Shrophire, die plötzlich ganz unrationale Aktivitäten an den Tag legt. Und der Superschurke V treibt sich auch noch herum. Der Autor interessiert sich weniger für das Tagesgeschäft seiner Figuren, sondern mehr für deren inneren Zwänge und Wünsche. So wird sein Held neben den gängigen Superheldenskrupeln von Versagensängsten bei der Niederflurbusfahrprüfung gequält. Brenda Meaks kämpft gegen alle gut gemeinte Einflüsterungen und eine Zukunft voll Langeweile in den Armen von Dexter Mingus. Die aufsehenerregenden Ereignisse bewältigen sie ohne große Worte drum herum. Allein die flapsige Sprache wirkt bisweilen etwas befremdlich. Alles in allem gelingt Axel Simon mit "Tatütata für Peter Sputnik" ein sympathisches Debüt. (Christine Koblitz)
|
||