"Die Welt steht auf keinen Fall mehr lang, lang, lang...", singt schon der Schuster Knieriem im Lumpazivagabundus. Seither wird fröhlich weitergesudert. Weil das Sudern in Wien als eigene Disziplin gilt, hat Fabian Burstein prominente Kulturpessimisten eingeladen, den Untergang einzelner Branchenzweige abzufeiern.
Musikindustrie, Medien und Fußball sind schon lange tot, bei Esskultur, Mode und Reisen haben wir es gar nicht bemerkt und auch bei Film, Büchern und Fernsehen dauert es auf kein Fall mehr lang, lang, lang... - Die Werktätigen des Kulturbetriebs sollten sich genau der Bereiche annehmen, die ihnen am nächsten stehen. Also die Hand, die sie nährt, beißen und gleichzeitig streicheln. Ein Dilemma aus dem sich manche mit dem Kunstgriff eines utopischen Szenarios befreien und trotzdem einen sehr realistischen Blick bewahren. So schwanken Peter Menasses harte Einsichten zur Kulturpolitik zwischen todwichtig und nicht verstehen. Zweihundert Dippel als Bestätigung für die richtige Panier Je nach Persönlichkeit wird dabei mehr oder weniger subtiles Eigenlob angebracht, wie z.B. von Walter Gröbchen, der schon 1998 (!) in der ZEIT (!) den Untergang der Musikindustrie vorhergesagt hat. Was bei Austrofreds frechzüngigen Thesen zum Stadionrock wiederum sympathisch-lustig daherkommt. Das wahre Leid des Stadionrockers sind nämlich die Gelsen. Klaus Nüchtern hat den Elmayer erschossen und trotzdem zu guten Manieren gefunden. Dem beliebten Untergang der Medien (Holger Rust) werden gleich mehrere Kapitel eingeräumt: Journalismus (Fabian Burstein), Radio (Johanna Mayr-Keber) und Fernsehen (Isabella Richtar). Weniger oft gelesen, noch dazu derart elegant, hat man über den Niedergang der Esskultur, an dem die Fernsehkochshows nicht ganz unschuldig sind. "Hauptsache es kommt von weit weg und keiner kennt es." Inhalt als Randerscheinung im immer enger werdenden Zyklus von Entstehung und Vernichtung ist auch die Tendenz in der Modewelt (Klaus Mühlbauer). So geht es stetig bergab, sogar in der Pornografie (Renee Pornero). Braucht keiner glauben, dass in den Zeiten grenzenloser Onlineverfügbarkeit, hier noch leicht Umsätze gemacht werden. Das bisschen Qualität, dass man sich früher, so in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts noch geleistet hat, ist schon lange verpufft. Noch viel länger tot ist natürlich die Oper, weshalb ihr auch in allen größeren Städten dieser Welt ein eigenes Museum gebaut wurde. Christoph Wagner-Trenkwitz ist einer der wenigen, der mit seiner sarkastischen Einführung zu altgierigem Repertoirebetrieb und vereinzelter Moderne, wirklich und wahrhaftig den Untergang feiert. Cin Cin! (Christine Koblitz)
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