"Kommt, ich habe hier ein Dorf für euch, das ich - ohne Zauber, ohne Tricks - allein durch die Kraft der Geschichte verwandeln werde. So wird es euch gelingen, dem Alltag, dem Blick der Gewohnheit, dem Selbstverständlichen zu entfliehen und damit eine wahre Wunderwelt zu erfahren...", so beginnt die letzte von 16 Geschichten, die Leon Dorin den Bewohnern des Dorfes, in das er Monate zuvor gekommen war, erzählt.
Leon Dorin, ein Mann von Welt, verirrt sich in ein kleines Dorf in Österreich. So sehen das zumindest die, mit der Ankunft des Fremden überforderten, Dorfbewohner. Mit Zweifel und Argwohn und einer großen Portion Skepsis wird der Neuankömmling begrüßt. Keiner der Bewohner wagt zu denken, dass der Großstädter in ihrem kleinen Tal verweilen möchte. Bestimmt scheint er auf der Durchreise zu sein, obwohl er keine Anstalten macht weiterzuziehen. Alsbald entpuppt sich der Reisende auch noch als Star, als bekannte Persönlichkeit aus dem Fernsehen. Und er ist hier. Hier in ihrem kleinen Dorf, im kleinen Tal, im Nirgendwo, wo es doch nichts gibt, außer die Männer und Frauen, die tagein, tagaus ihrer Arbeit auf dem Feld und in den Wäldern, in den Ställen und auf dem Hofe nachgehen. Und dann gibt es noch das Haus des Hirtensims, in das der Neue ziehen würde. Einfach so. Von heut auf morgen. Jetzt war er da. Und nicht genug des Eindringens in ihre kleine Welt, die doch so einfach, so gut funktionierte, versprüht Leon Dorin auch noch eine schamlose Glückseligkeit und einen magischen Hauch, der ihn umgibt. Eines Tages soll der Magier, als der Leon Dorin mittlerweile erkannt wurde, eine kleine Zaubershow als Weihnachtsgeschenk für die Kinder des Dorfes aufführen. Doch scheint er nicht der Richtige dafür zu sein: "Ich weiß, es ist schwer, es zu erklären, und es ist schwer, es zu verstehen. Ich arbeite ohne Zauber, ohne Tricks - ich versuche Dinge dem Alltag, dem Blick der Gewohnheit, dem Selbstverständlichen zu entreißen, und damit ihre wahre Zauberwelt aufzuzeigen." Von nun an soll der eigentümliche Magier regelmäßig die Dorfbewohner in einem kleinen Saal versammeln und ihnen Geschichten erzählen, die die kleinen Wunder des Alltags - für diejenigen mit offenen Ohren, Augen und Herzen - eröffnen und erleben lassen. Anekdoten über das Leben, das Schicksal, die Musik, die Liebe, über scheinbar Nebensächliches wie die Wiese oder Maschinen lässt der Zauberer wahr werden, am eigenen Leib erfahren. So schärft er den Blick der Bewohner des kleinen Dorfes für Wundersames, Wunderbares, das sie tagein, tagaus in ihrer Arbeit auf dem Feld und in den Wäldern, in den Ställen und auf dem Hofe sehen. Leon Dorin verzaubert, angefangen mit seiner glückseligen Leichtfüßigkeit bei der Ankunft, bis hin zu seinem magischen Abgang, ein ganzes Dorf - mit Mann, Frau, Kind, Haut und Haar. Siebzehn Kurzepisoden zur "Bewunderung der Welt" bietet der österreichische Schriftsteller Folke Tegetthoff, die er selbst erlebt, und durch seine Figur Leon Dorin sprechen lässt. Siebzehn wunderschöne, poetische Geschichten, die den Leser selbst in eine fremde Welt entführen und den Blick vom Alltäglichen abwenden. Folke Tegetthoff ist, wie der Protagonist in seinem neuen Buch "Die Bewunderung der Welt. Eine Verzauberung", Geschichtenerzähler, der an Wunder glaubt. Wunder, die dem Alltag entspringen, deren Verständnis einen ungewöhnlichen Blick auf das Selbstverständliche verlangen. Lässt man sich auf das Abenteuer ein, so kann man sich, hinauskatapultiert in ferne Galaxien von magischen Erlebnissen des Gewöhnlichen, wiederfinden. Er schärft den Blick des Lesers für Wundersames, Wunderbares, das tagein, tagaus in der Arbeit, auf der Straße, zu Hause gesehen wird. So wie Leon Dorin ein ganzes Dorf verzaubert, verzaubert Folke Tegetthoff den Leser mit derselben Anmut, derselben Grazie, verpackt in eine wunderbare Sprache, bei der - wie auch schon das Münchener Buchmagazin feststellte - kein Wort zufällig gewählt ist. Jeder Satz wird wahrlich zum Erlebnis und bereichert den Alltag ungemein. (Nathalie Wessely; Foto: Christian Jungwirth)
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