Wie sieht die berühmte Schweizer Neutralität eigentlich aus? Die Schweizer Autorin Petra Ivanov erzählt emotionslos und sorgfältig von Verbrechen und deren Aufklärung. Dabei verwebt sie geschickt mehrere Handlungsstränge und Sichtweisen, die an unseren geistigen Schubladen rütteln. Der Regio-Krimi "Angst, Haas und Seitensprung" und der Roman "Stille Lügen" sind Bücher, die sich vor der letzten Seite nicht so leicht zuklappen lassen.
Angst, Haas und Seitensprung Die Polizistin Vera Haas hat eine Autopanne und ist gezwungen sich für ein paar Tage im kleinen Lichtensteig bei ihrem ehemaligen Kollegen David einzuquartieren. In der Nacht wird sie Zeugin eines seltsamen Vorfalls: ein nackter Mann läuft desorientiert die Straße hinunter. Als sie ihm helfen will, rammt er ihr eine Spritze in den Arm und verschwindet, um erst 90 Seiten später als Leiche wieder aufzutauchen. Keiner will was gesehen haben, eine einzige Frau hört ihr zu. Die lokalen Honoratioren vom Schuhmacher bis zum Metzger tun alles um das kleine Idyll zu erhalten. Hinter den Fassaden suchen die Frauen nach Abwechslung in fremden Betten. Auch für Haas ergibt sich fast ein Seitensprung. Doch ihr Vielleicht-Verlobter Martin Angst taucht gerade noch rechtzeitig als Retter auf. Und dann ist da noch Luke, der schizophrene Junge, der nicht immer weiß, ob die Stimmen nur in seinem Kopf oder real sind. Der aber auch Dinge sieht, die nicht für seine Augen gedacht waren. "Suche den Feind im Schatten deiner Hütte"... Stille Lügen Zwei Polizisten, Regina Flint und Cavalli, machen Urlaub in Georgien und suchen nebenbei nach ihrer dort vermissten Freundin Isabella. Aus nebenbei wird schnell hauptsächlich und das noch dazu ohne offiziellen Auftrag. Schneller als gedacht, findet die Reise ein Ende im georgischen Gefängnis. Sie stehen unter Mordverdacht, ein Angriff auf die innere Sicherheit des Landes. Und schon ist es vorbei mit dem Rechtstaat und dem diplomatischen Einfluss. Hilfe kommt in Gestalt des Botschafters Pierre von Arburg, erkauft zu einem hohen Preis. Sie kommen frei, werden medizinisch aufgepäppelt und haben sogar noch ihren Job. Sorgfältige Ermittlungen Man könnte der Autorin - mehr über Ivanov kann man im Interview nachlesen - vorwerfen, bei der Falllösung beide Male in die gleiche Trickkiste zu greifen. Das ist vielleicht nicht besonders originell, aber es funktioniert. Alles in allem, sehr sauber gearbeitet. (Text: Christine Koblitz; Foto: Walter Imhof)
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